1. Gießener Allgemeine
  2. Wirtschaft

Hafenarbeiter legen Schiffsabfertigung in Seehäfen lahm

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

wir_Verdi2_4c_1
Hafenarbeiter demonstrierten gestern mit Rauchtöpfen und Böllern in der Hamburger Hafencity. © dpa

Beschäftigte legen im Kampf um höhere Löhne die Arbeit für 24 Stunden nieder

Hamburg/Bremerhaven -Mit einem Warnstreik rund um die Uhr haben Tausende Hafenarbeiter die Abfertigung von Container- und Frachtschiffen in Deutschlands großen Seehäfen weitestgehend lahmgelegt. "Emden, Bremen, Bremerhaven, Brake, Wilhelmshaven und Hamburg, überall stehen die Kräne und die Anlagen heute still", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth am Donnerstag auf einer Kundgebung von mehreren Tausend Hafenarbeitern in Hamburg.

Die Beschäftigten traten mit der Frühschicht am Donnerstag in Ausstand, erst am Freitagmorgen sollte die Arbeit weitergehen. Ziel war, im Tarifstreit um die Entlohnung der Hafenarbeiter den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. "Wir brauchen einen kräftigen Schluck aus der Pulle, wir brauchen eine kräftige Lohnerhöhung", sagte Schwiegershausen-Güth vor nach Gewerkschaftsangaben mehr als 4000 Demonstranten. Die Polizei sprach von 3500 Teilnehmern.

Die Auswirkungen des Warnstreiks auf die Abfertigung der Container- und Frachtschiffe dürften erheblich sein. Beim ersten nur viereinhalb Stunden dauernden Warnstreik vor drei Wochen war das Be- und Entladen der Schiffe weitgehend zum Erliegen gekommen. Die gespannte Lage mit Schiffsstaus auf der Nordsee verschärfte sich weiter.

Dort stecken nach Angaben des Kieler Instituts für Weltwirtschaft coronabedingt inzwischen mehr als zwei Prozent der globalen Frachtkapazität fest. Allein in der Deutschen Bucht warteten nach jüngsten Daten vom Dienstag 15 Containerschiffe auf die Abfertigung in Hamburg oder Bremerhaven. Für Deutschland und die EU bedeute dies Beeinträchtigungen im Überseehandel, speziell mit Asien, von wo Unterhaltungselektronik, Möbel oder Textilien geliefert würden.

Entsprechend zeigte sich auch die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd wenig erfreut über den Warnstreik, sprach von erheblichen Schäden. "Jeder Tag, den ein Schiff steht, kostet uns natürlich Geld, verärgert Kunden, Konsumenten, Seeleute und auch unser Landpersonal", sagte ein Sprecher. Die Streiks trügen zur ohnehin extrem angespannten Situation der Branche bei und schadeten der Reputation des Hamburger Hafens.

Trotz vier Verhandlungsrunden haben Verdi und der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) keine Einigung für die rund 12 000 Beschäftigten in den 58 tarifgebundenen Betrieben in Hamburg, Niedersachsen und Bremen erzielt.

Die Gewerkschaft fordert bei einer Tariflaufzeit von 12 Monaten eine Erhöhung der Stundenlöhne um 1,20 Euro sowie in Vollcontainerbetrieben eine Erhöhung der jährlichen Zulage um 1200 Euro. Darüber hinaus verlangt Verdi einen nicht näher bezifferten "tatsächlichen Inflationsausgleich". Bei Löhnen von aktuell knapp unter 15 Euro bis gut 28 Euro pro Stunde bedeuten die Verdi-Forderungen eine Gehaltssteigerung um bis zu 14 Prozent. dpa

Auch interessant

Kommentare