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Mindestens 1000 Euro: So viel mehr müssen Verbraucher demnächst für Strom und Gas zahlen

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Von: Lisa Mayerhofer

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Gas- und Strompreise sind in den vergangenen Monaten von einem Hoch zum nächsten geeilt. Für Verbraucher wird es daher demnächst richtig teuer, wie Berechnungen für Musterhaushalte zeigen.

Berlin – Die Gas-Umlage kommt – und zwar mit Mehrwertsteuer. Die EU hat der Bundesregierung bei der Bitte um eine Ausnahme von den Steuerregelungen eine Absage erteilt. Nun wird in der Regierung diskutiert, ob die Mehrwertsteuer statt der vollen Höhe von 19 Prozent auf ein Mindestmaß von fünf Prozent abgesenkt wird.

Gaspreise: Familien müssen jetzt 4.088 Euro statt 1.258 Euro zahlen

Aktuelle Daten (Stichtag: 17.08.2022) des Vergleichsportals Verivox zeigen: Auf die Verbraucher kommen durchdie stark gestiegenen Energiepreise noch viel höhere Kosten zu – da spielt die Gas-Umlage selbst bei vollem Mehrwertsteuersatz eine eher untergeordnete Rolle. Betroffen sind Millionen Menschen: Etwa die Hälfte aller Wohnungen in Deutschland wird mit Gas beheizt.

Laut Verivox zahlte eine Familie in einem Einfamilienhaus mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden (kWh) im August 2021 durchschnittlich noch 1.258 Euro im Jahr für Gas. 2022 liegt der Preis schon bei 4.088 Euro – der Preisanstieg beträgt damit 225 Prozent. Noch höhere Kostensteigerungen müssen Paare und Singles hinnehmen: Ein Zwei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 12.000 kWh musste im August 2021 etwa 688 Euro berappen – jetzt sind es 2.271 Euro. Hier beträgt der Preisanstieg 230 Prozent. Bei einem Single-Haushalt mit einem Verbrauch von 5.000 kWh liegt die Preissteigerung sogar bei 257 Prozent. Für diesen Musterhaushalt fallen jetzt 1034 Euro an – ein Jahr zuvor waren es noch 290 Euro.

Satte Mehrkosten durch höhere Preise bei Strom und Gas

Dazu kommen neben der Gas-Umlage noch höhere Strompreise, die ebenfalls mit mehreren hundert Euro Mehrkosten zu Buche schlagen. Insgesamt müssen sich Verbraucher mit einer Gasheizung bei der Energie auf Mehrkosten in Höhe eines durchschnittlichen Monatsnetto-Verdienstes einstellen. Ein Musterhaushalt mit einem Gasverbrauch von 20.000 kWh und einem Stromverbrauch von 4000 kWh muss 3869 Euro obendrauf zahlen – die Kosten belaufen sich insgesamt auf 5767 Euro. Kommt im Herbst die Gas-Umlage mit vollem Mehrwertsteuersatz noch dazu, sind es 6343 Euro – mindestens, da noch höhere Gaspreise erwartet werden. Eine Übersicht mit den Verivox-Daten zeigt die gewaltigen Kostensteigerungen:

„Die Gaspreise haben sich im Jahresvergleich bereits jetzt fast verdreifacht. Mit der neuen Umlage verteuert sich Gas weiter. Viele Haushalte werden dadurch massive finanzielle Probleme bekommen“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. Er prophezeit, dass dieser Winter der teuerste aller Zeiten werden wird.

Hohe Energiepreise: Bundesregierung soll neues Entlastungspaket schnüren

Viele Haushalte könnten das nicht aus eigener Kraft stemmen, warnen Ökonomen. Der Druck auf die Bundesregierung steigt, möglichst bald ein neues Entlastungspaket zu schnüren. Vorschläge dafür gibt es viele: Marcel Fratzscher, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Das beste Instrument sind direkte Transferzahlungen wie ein Energiegeld von 100 Euro pro Person und pro Monat für die kommenden 18 Monate.“ Dieses sollte aber nur an Menschen mit mittleren und geringen Einkommen gehen und nicht an Menschen mit hohen Einkommen.

Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien, schlägt eine Neuauflage der Energiepauschale vor. Diese könne im Dezember ausgezahlt werden. Dabei sollten auch Haushalte berücksichtigt werden, die bislang weitgehend leer ausgingen, etwa Rentner mit niedrigen Einkommen, aber ohne Wohngeldbezug. „Eine andere, gute Möglichkeit wäre, einen Gaspreisdeckel für einen Grundverbrauch pro Haushalt einzuführen.“ (lma/dpa)

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