Habecks „Albtraum-Szenario“ droht: Gazprom meldet sich zu Wort - und hält Prognose für „unmöglich“
Mit Blick auf die aktuell laufenden Wartungsarbeiten an Nord Stream 1, stellt der russische Gaskonzern Gazprom den Weiterbetrieb der Pipeline infrage.
Moskau/Berlin - Droht Deutschland nun eine weitere Eskalation der Gas-Krise? Der russische Gaskonzern Gazprom hat am Mittwoch (13. Juli) unter anderem in einem auf Twitter veröffentlichten Statement angekündigt, dass es den weiteren Betrieb der Gaspipeline Nord Stream 1 nicht garantieren könne.
Gazprom: Nord Stream 1 seit Juni gedrosselt - Habeck zweifelte Begründung an
Bereits Mitte Juni hatte Gazprom die Gaslieferungen durch die Ostseepipeline auf 40 Prozent der Normalleistung gedrosselt. Dabei bezog sich der Konzern auf eine defekte Turbine in der Pipeline. Die Bundesregierung zweifelte jedoch die Begründung des Konzerns für die Drosselung an. Die Maßnahme sei „offenkundig die Strategie, zu verunsichern und die Preise hochzutreiben“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).
Die Turbine wurde daraufhin zur Reparatur in ein Siemens-Werk in Kanada gebracht. Wegen kanadischer Sanktionen gegen Russland war zunächst nicht klar, ob die Rücksendung des inzwischen reparierten Gerätes möglich ist. Am Wochenende kam jedoch die Bestätigung aus Ottawa, dass das Ersatzteil geliefert werden dürfe.
Gazprom will Betrieb von Nord Stream 1 nicht garantieren – Prognose „unmöglich“
Eben jene Turbine stellt nach Ansichten Gazproms jedoch weiterhin ein Problem dar. „Gazprom verfügt über keine Dokumente, die es Siemens ermöglichen würden, das Gasturbinentriebwerk für die Portovaya CS aus Kanada zu holen, wo dieses Triebwerk derzeit repariert wird“, heißt es in der Meldung des russischen Staatskonzerns. „Unter diesen Umständen erscheint es unmöglich, eine objektive Schlussfolgerung über die weiteren Entwicklungen im Hinblick auf den sicheren Betrieb der Portovaya CS zu ziehen, einer Anlage, die für die Nord Stream-Gaspipeline von entscheidender Bedeutung ist“, führt Gazprom weiter aus.
Seit Montag fließt schlussendlich gar kein Gas mehr durch die Pipeline. Nord Stream 1 wurde zum Zweck regulärer Wartungsarbeiten komplett abgeschaltet. Die Arbeiten sollen rund zehn Tage dauern. Bereits im Vorfeld der Wartung wurden Stimmen laut, die infrage stellten, ob Russland nach den Arbeiten die Gaszufuhr überhaupt wieder aufnehmen würde. Wirtschaftsminister Habeck hatte im Vorlauf von einem möglichen „politischen Albtraum-Szenario“ für Deutschland gesprochen. (fd mit dpa)
Dieser Artikel erschien in dieser Fassung erstmals am 13. Juli 2022