Euro und Dollar sind nun gleich viel wert

Die europäische Einheitswährung hat gegenüber dem "Greenback" deutlich abgewertet
Frankfurt -Erstmals seit etwa zwei Jahrzehnten ist der Euro wieder genau einen Dollar wert. Am Dienstagmittag erreichte die Gemeinschaftswährung der 19 Euro-Länder die Parität zur US-Währung. Letztmalig war ein Euro im Jahr 2002 genau einen Dollar wert - knapp nach der Einführung des Euro als Bargeld.
Spüren die Verbraucher etwas vom Wertverlust des Euro?
Die Abwertung wirkt sich nur in wenigen Fällen direkt auf die Verbraucher aus. Die Ferien in Amerika werden beispielsweise teurer. Die indirekten Folgen spüren die Konsumenten aber auch hierzulande. Denn für Importe von Waren, die in US-Dollar abgerechnet werden, müssen deutsche Unternehmen mehr Euro bezahlen. Das ist zum Beispiel beim Erdöl der Fall. Diese höheren Kosten geben die Importeure an ihre Kunden weiter. So steigen tendenziell der Spritpreis an der Zapfsäule oder die Preise für Produkte, die auf der Basis von Öl hergestellt werden.
Warum sinkt der Eurokurs?
Dafür gibt es vor allem zwei Gründe. So bekämpft die US-Notenbank Fed die starke Inflation in den USA bereits durch kräftige Zinserhöhungen, während die EZB ihren ersten Zinsschritt noch vor sich hat. Investoren erhalten dadurch für Anlagen in Amerika höhere Zinsen als in Europa. Deshalb ziehen Anleger ihr Geld hier ab und legen es in Übersee wieder an. Das steigert die Nachfrage nach US-Dollar und in Folge dessen legt der Kurs der Währung zu. Ein weiterer Grund ist die unsichere politische und wirtschaftliche Entwicklung in Europa. Angesichts des Ukraine-Krieges und der explodierenden Energiekosten droht ein Rezession in Europa, das so abhängig ist von russischem Öl und Gas. Auch da bringen Investoren ihr Kapital verstärkt im vermeintlich sicheren Hafen USA unter. "Da fällt es nicht ins Gewicht, dass die US-Wirtschaft selbst mit einem Bein schon in der Rezession steckt", sagen die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg.
Hat die Abwertung auch Vorteile?
In einer exportorientierten Wirtschaft wird eine Abwertung der eigenen Währung unter normalen Umständen gerne gesehen. Denn die Ausfuhren der Unternehmen gewinnen an Wettbewerbsfähigkeit. Die Produkte und Dienstleistungen verbilligen sich für ausländische Käufer. Die Nachfrage danach steigt dann an. So lässt sich durch eine bewusste herbeigeführte Abwertung der Währung die heimische Konjunktur ankurbeln. Die Zeiten sind jedoch aktuell nicht normal. Gestörte Lieferketten, der Krieg in der Ukraine sowie die dadurch explodierenden Energiekosten belasten die Wirtschaft.
Droht jetzt eine neue Euro-Krise?
Die aktuelle Abwertung des Euro hat mit der Euro-Krise nach 2008 nichts gemein. Damals drohte die hohe Verschuldung von Euro-Ländern die Währungsgemeinschaft zu gefährden. Davon abgesehen, handelt es sich derzeit nicht um eine allgemeine Euro-Schwäche: Gegenüber vielen anderen Währungen hat der Euro zuletzt zugelegt. Der Dollar zeigt sich aber noch robuster. So ist der Dollar-Index, der den Kurs zu sechs anderen Währungen widerspiegelt, auf den höchsten Stand seit 2002 gestiegen. mul/pan