Ausgehen mit Hindernissen - Gastro-Branche hofft auf Neustart

Steigende Preise und fehlendes Personal bedrohen die Entwicklung von Hotels und Gaststätten
Berlin -Wieder einen trinken gehen, mal ins Lieblingsrestaurant, einen Ausflug machen - seit einigen Wochen ist wieder normal, was viele lange entbehrten. Das Gastgewerbe hofft auf jede Menge Gäste im Sommer. Doch wer jetzt ausgeht, spürt, dass nach zwei Jahren Corona manches anders ist: die gewohnte Bedienung ist nicht mehr da, in die Speisekarte wurden höhere Preise geklebt - und viele Gäste haben fürs Ausgehen weniger Geld übrig. "Die Menschen freuen sich, wieder ausgehen, reisen und genießen zu können", heißt es beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. Und zugleich: "Die aktuellen Herausforderungen könnten kaum größer sein."
Gute Buchungslage
Gründe für Zuversicht gibt es jedenfalls. "Der Nachholbedarf ist groß", bemerkte Dehoga-Präsident Guido Zöllick. In vielen Regionen hätten die Betriebe berechtigten Anlass zur Hoffnung, das Umsatzniveau von 2019 zu erreichen. Im April stiegen die Gastgewerbe-Umsätze laut Statistischem Bundesamt weiter. Das Vorkrisenniveau ist allerdings noch ein gutes Stück entfernt. Die Gastronomen registrieren aber hoffnungsvoll: Die Gäste kommen zurück, vor allem die Urlauber.
Zu wenig Leute
Besonders bitter sei aber, dass die gute Nachfrage oft nicht bedient werden könne, da Mitarbeiter fehlten, heißt es beim Dehoga. In 60 Prozent der Betriebe mangele es an Personal. Und die Konkurrenz ist groß: Viele Branchen suchen händeringend Leute, die Bundesagentur für Arbeit sieht die Nachfrage nach Arbeitskräften auf Rekordniveau. Das Gastgewerbe ist besonders betroffen. Vom Tresen bis zum Zimmerservice - Tausende haben sich in der Pandemie was Neues gesucht. "Verheerende Umsatzeinbrüche, monatelange Kurzarbeit und Unsicherheiten - trotz größter Anstrengungen gelang es nicht überall, die Mitarbeiter zu halten", klagt der Branchenverband.
"Etliche Betriebe haben schon Zwangsruhetage eingelegt, weil ihnen Personal fehlt", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten, Guido Zeitler. Die Branche erlebe einen "Stotterstart".
Steigende Preise
Allein wegen der Kriegsfolgen haben 73 Prozent der Betriebe im Gastgewerbe schon die Preise erhöht, wie eine Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ergab. Doch auch die Kunden spüren, dass alles teuer wird. Vor allem Energie und Lebensmittel. Im Mai war die Lebenshaltung 7,9 Prozent teurer als ein Jahr zuvor.
Dass die Corona-Regeln weitgehend aufgehoben sind, könnte dem Gastgewerbe zwar mehr Schwung bringen, hieß es beim Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) am Dienstag. Zugleich dämpfe aber die hohe Inflation den privaten Konsum. Wie auch der Bundesverband der deutschen Industrie schraubte das Institut seine Konjunkturprognose herunter. dpa