Schottener Umland per Fahrrad-Rikscha erfahren und erleben
Mobilität per Fahrradrikscha gemeinsam neu entdecken: Von dem Angebot des Landes, das sich speziell an ältere Menschen richtet, können jetzt auch Seniorinnen und Senioren der Schottener Großgemeinde profitieren.
Ältere Menschen sind in ihrer Möbilität oft eingeschränkt, zum Beispiel beim Radfahren. Ein Angebot des Landes Hessen will diesen Nachteil beseitigen - mithilfe einer Fahrradrikscha.
Diese stellt das Land zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen (AGNH) und mit Unterstützung des Vereins »Radeln ohne Alter Deutschland« zur Verfügung. Der Aktionszeitraum ist auf drei Monate begrenzt, wie Verkehrsstaatssekretär Jens Deutschendorf (Grüne) mitteilte.
Der Vertreter des Wirtschaftsministeriums hat am Dienstag am Vulkaneum den Startschuss zur zweiten Runde der Aktion gegeben. Sie war im vergangenen Jahr neu aufgelegt worden.
»Radfahren gemeinsam neu entdecken« ist vor allem an soziale Einrichtungen wie Senioren- und Pflegeheime adressiert und richtet sich an ältere Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.
Großes Interesse am Angebot
Die Senioren sollen mehr Möglichkeiten erhalten, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und etwas Entspannung und Abwechslung vom Alltag zu genießen. »Dazu gehören schöne Erlebnisse und auch das Ansteuern von Ausflugszielen«, betonte der Staatssekretär. Das Interesse für das landesweite Angebot sei groß. Jeweils zwei Personen können in dem Gefährt Platz nehmen.
Damit die Senioren dabei nicht unbedingt körperlich selbst aktiv werden müssen, werden die Geräte von Fahrkräften pilotiert. Unterstützung leistet ein Elektromotor, um nicht gänzlich auf eigene Muskelkraft vertrauen zu müssen.
»Radfahren ist eine großartige Möglichkeit, um sich fortzubewegen«, meinte der Gast aus Wiesbaden. Der Trend zum Radfahren im Alltag werde immer größer. »In der Corona-Zeit hat es eine wahren Boom gegeben, vor allen auch durch den Elektroantrieb«, betonte Deutschendorf.
»Das Fahrrad ist aus ökologischer Sicht ein sehr gutes Verkehrsmittel. Es ist für kurze Strecken das beste Verkehrsmittel und eine Alternative auf vielen Strecken, die noch mit dem Auto zurückgelegt werden.« Außerdem lasse sich das Fahrrad sehr vielfältig einsetzen, so der Staatssekretär.
Baustein im Mobilitätskonzept
Die Aktion sei ein Baustein in einem Mobilitätskonzept, zu dem auch eine gut ausgeschilderte Wegeführung und eine hochwertige Infrastruktur mit einem Radwegenetz gehörten. »Die Landesregierung ist dabei, ein Radhauptroutennetz zu erstellen.«
Für diese Ziele werde kräftig investiert, betonte der Staatssekretär. So habe das Land in den Haushalten 2021 bis 2023 rund 76 Millionen Euro für die Verbesserung der Infrastruktur zum Radfahren eingeplant.
Schottens Bürgermeisterin Susanne Schaab zeigte sich von der Aktion sehr angetan. Gerade der Elektroantrieb eröffne ganz neue Möglichkeiten. »Das hat dem Radfahren einen enormen Schub gegeben.«
Die 132 Quadratkilometer große Fläche der Großgemeinde Schotten mit ihren 15 Stadtteilen habe eine sehr anspruchsvolle Beschaffenheit für Radfahrer. »Vom tiefsten Punkt in Rainrod bis zum Hoherodskopf beträgt der Höhenunterschied mehr als 600 Meter«, erläuterte die Rathauschefin.
Schaab dankte insbesondere Franz Richter für dessen Engagement, der bis zum Ende des vergangenen Jahres den Seniorentreff im Mehrgenerationenhaus geleitet hatte. Richter, der auch Vorsitzender des Tafelvereins ist, habe sich für das Rikscha-Projekt starkgemacht und sei durch den »Wust des Förderunwesens« bei der Antragstellung in Wiesbaden durchgestiegen.
Angebot auch für Seniorenmesse und Landesgartenschau
Richter hatte im vergangenen Sommer bereits Kontakt mit dem Verein »Radeln ohne Alter Deutschland« aufgenommen, als die gemeinnützige Einrichtung eine Vorstellungs-Rundfahrt durch Hessen veranstaltete, wie Vorstandsmitglied Caroline Kuhl am Vulkaneum sagte.
Damals waren drei Rikschas im Einsatz für eine Ausfahrt rund um den Stausee. »Zuerst wollten die Senioren nicht in die Rikschas rein, dann wollten sie nicht mehr raus«, merkte Richter mit einem Schmunzeln an.
Wegen der großen Begeisterung hatte er beim Deutschen Verband der Tafeln nachgefragt und die Zusage für eine Förderung im hohen vierstelligen Bereich erhalten.
Der Rest der Finanzierung kam durch eine Spende der Stiftung Main-Kinzig-Oberhessen der Volksbank zustande. Diese Rikscha soll in den nächsten Tagen an den Tafelverein ausgeliefert werden.
»Wir wollen das neue Angebot auch im Rahmen der geplanten Seniorenmesse am 16. April in der Festhalle vorstellen«, so Richter. Auch im Hinblick auf die Landesgartenschau im Jahr 2027 könnten Fahrradrikschas ein attraktives Angebot sein.
Info: Buchungen und Fahrersuche
Die vom Land Hessen für drei Monate zur Verfügung gestellte Fahrradrikscha kann von Senioren gebucht werden, wie Franz Richter mitteilte. Ein Anruf unter der Telefonnummer 0 60 44/9 89 84 64 oder eine E-Mail an die Adresse seniorenrikscha-schotten.de genügt. Bedingung ist eine Mindesttemperatur von zehn Grad.
Außerdem steht noch die vereinseigene Fahrradrikscha der Schottener Tafel zur Verfügung. Gesucht werden derzeit noch Fahrer, die die Senioren bei den Ausfahrten betreuen möchten.
Wer an der Aktion »Radfahren gemeinsam neu entdecken« teilnehmen möchte, kann auf der Internetseite des hessischen Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr (www.wirtschaft. hessen.de) ein Formular herunterladen. Angesprochen sind insbesondere Senioren- und Pflegeeinrichtungen, Seniorentreffs und -Vereine oder Familienzentren und interessierte Organisationen.