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42-Jährige hat Leukämie: Stammzellenspender gesucht - „Meine Kinder brauchen mich“

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Von: Sabrina Dämon

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Die 42-jährige Jessica Schmitt aus Echzell hat Leukämie. Um weiterleben zu können, ist sie auf eine Stammzellenspende angewiesen. Nun steht eine Registrierungsaktion an.

Echzell - Die Diagnose kam im November. Blutkrebs. Seither wird Jessica Schmitt aus Echzell (Wetteraukreis) an der Uni-Klinik in Gießen behandelt. Ihre Kinder, sie sind sieben und zehn Jahre alt, durften nicht auf die Station. Sie hatten ihre Mama wochenlang nicht gesehen.

Damit Jessica Schmitt überleben kann, ist sie auf eine Stammzellenspende angewiesen. Doch in der weltweiten Datenbank ist kein potenzieller Spender für die 42-Jährige. Ihre Freunde und Familie organisieren deswegen mit der gemeinnützigen Organisation DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) eine Registrierungsaktion: Am Samstag, 4. Februar, in der Sampo-Halle in Bingenheim kann man sich in der Zeit von 13 bis 17 Uhr als Stammzellen-Spender registrieren lassen. Dazu wird mit einem Wattestäbchen ein Abstrich an der Wangenschleimhaut gemacht. Um die Registrierungsaktion herum haben Freunde, Verwandte und Bekannte ein Rahmenprogramm auf die Beine gestellt.

Im Moment ist Jessicas Zustand stabil, vor wenigen Tagen ist sie entlassen worden, wird tagesstationär behandelt, berichtet Schwester Daniela Bayer. Davor lag Jessica Schmitt zwei Monate in der Uni-Klinik. Die Kinder durften nicht auf die Station - weil sie jünger als 14 sind. Nur an Weihnachten gab es eine Ausnahme: Jessica Schmitt konnte kurz ihre Kinder sehen.

42-Jährige aus der Wetterau hat Leukämie: Kinder durften nicht auf die Station

Bis zum 23. November war alles normal. Jessica Schmitt lebte mit ihrem Mann und den zwei Kindern in Echzell, arbeitete in der Stadtverwaltung in Assenheim, ihre Pferde waren ihr Hobby. Einzig die vielen Infekte, die sie in den Wochen davor gehabt hatte, waren auffällig.

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Jessica Schmitt und ihre zwei Kinder vor der Diagnose. Im November hat die 42-Jährige erfahren, dass sie Blutkrebs hat. © pv

Am 23. November, einem Mittwoch, hatte sie deswegen einen Hausarzttermin - für eine Blutabnahme. »Am späten Abend kam noch der Anruf vom Hausarzt« - die Blutwerte seien schlecht, sie solle direkt am nächsten Morgen in die Klinik. »Wir haben noch versucht, es schönzureden und gesagt, es liege an den vielen Infekten«, sagt Daniela Bayer. Doch am nächsten Tag, wenige Stunden nach der Untersuchung in der Klinik, kam die Diagnose: Leukämie.

Zuerst war die Familie noch recht optimistisch: Weil es vonseiten der Ärzte hieß, es handele sich um eine Mutation der Krankheit, bei der die Heilungschancen gut stünden - mit Chemotherapie allein. Fünf Zyklen waren geplant. Doch, sagt Daniela Bayer: »Sie hat auf den ersten Zyklus der Chemo gar nicht angesprochen.« Daraufhin hieß es, man müsse die Therapieform ändern: eine Chemotherapie sowie eine Stammzellenspende seien notwendig.

Daniela Bayer musste in die Klinik, damit geprüft werden konnte, ob sie als Spenderin infrage kommt. In manchen Fällen stimmen die Gewerbemerkmale von Geschwistern überein. Bei Daniela Bayer und Jessica Schmitt nicht, wie sich herausstellte. Und auch in der weltweiten Spenderdatenbank konnte kein passender Spender gefunden werden. Laut DKMS seien dort rund 11 Millionen Menschen weltweit als potenzielle Stammzellspender registriert. Jeder gesunde Mensch von 17 bis 55 Jahren kann sich bei der DKMS als Stammzellspender registrieren lassen - entweder bei einer Registrierungsaktion wie kommenden Samstag in Echzell oder indem man ein Registrierungs-Set bei der DKMS anfordert. Dieses wird einem per Post zugesendet. Sobald man in der Stammzellenkartei registriert ist und als Spender für einen Blutkrebspatienten infrage kommt, nimmt die DKMS Kontakt auf.

42-Jährige aus der Wetterau hat Leukämie: Am späten Abend der Anruf vom Arzt

Bei einer Spende, sagt Schwester Daniela Bayer, würde es sich meistens um eine periphere Stammzellenentnahme handeln. Bei dieser Methode werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren aus dem Blut des Spenders gewonnen (siehe Info-Kasten).

Stammzellenspende

»Alle zwölf Minuten erhält in Deutschland ein Mensch die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs, weltweit alle 27 Sekunden«, heißt es auf der Web-Seite der DKMS. »Blutkrebs ist nach wie vor die häufigste Ursache für krebsbedingte Todesfälle bei Kindern. Viele Patient/innen können ohne eine lebensrettende Stammzellspende nicht überleben, und mit der Suche nach geeigneten Spender/innen beginnt immer auch ein Wettlauf gegen die Zeit.« Wird in den Spenderkarteien ein »genetischer Zwilling« gefunden, der als Spender infrage kommt, gibt es zwei verschiedene Methoden, Stammzellen zu spenden, heißt es auf der Webseite der DKMS: die periphere Stammzellenentnahme und die Knochenmarkentnahme. Die periphere Stammzellenentnahme komme derzeit mit circa 90 Prozent am häufigsten zum Einsatz. »Bei dieser Methode werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren aus dem Blut gewonnen. Die Ärztin oder der Arzt legt dazu jeweils einen Zugang in beide Armvenen, ähnlich der Blutspende. Zuvor erhalten alle Spender:innen über fünf Tage hinweg ein Medikament mit dem Wachstumsfaktor G-CSF. Der hormonähnliche, körpereigene Stoff G-CSF sorgt für eine vermehrte Produktion von Stammzellen und deren Ausschwemmung in die Blutbahn. Die periphere Stammzellenentnahme dauert normalerweise drei bis höchstens fünf Stunden. In der Regel können Spender/innen die Entnahmeklinik noch am selben Tag verlassen.«

Wer sich nicht als Spender registrieren lassen kann/möchte, aber dennoch die DKMS unterstützen möchte, kann dies auch durch Geldspenden tun. Denn: Eine Registrierung kostet die DKMS 40 Euro.

Für Jessica und viele andere Erkrankte ist eine Stammzellenspende der einzige Weg, um weiterzuleben. Ihre Schwester, ihr Mann, ihre Kinder und ihre Freunde hoffen deswegen, dass viele Menschen zur Registrierungsaktion nach Echzell kommen werden. Sie und Freunde haben ein Programm auf die Beine gestellt. Ein Flyer zur Aktion geht zurzeit durch die Sozialen Medien. Überschrieben ist er mit: »Meine Kinder brauchen mich!« Darauf heißt es: »Lasst Euch registrieren, für Jessica und andere. Denn nur wer registriert ist, kann als Lebensretter gefunden werden.«

Die Registrierungsaktion beginnt am Samstag, 4. Februar, um 13 Uhr in der Sampo-Halle in Bingenheim (Weidgasse 36). Wer gesund und zwischen 17 und 55 Jahre alt ist, kann sich bis 17 Uhr registrieren lassen. Daneben gibt es eine Tombola, Würstchen vom Grill, Getränke, Kaffee, Kuchen. Für Kinder gibt es eine Hüpfburg und Kinderschminken. Es wird ein Rettungshubschrauber vor Ort sein, den man anschauen kann. (Sabrina Dämon)

Eine andere Geschichte aus der Wetterau, die derweil Mut macht: Marion Wangerin aus Bad Vilbel hat vor 20 Jahren die Diagnose Blutkrebs erhalten. Ein genetischer Zwilling rettete ihr das Leben.

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