1. Gießener Allgemeine
  2. Wetterau
  3. Bad Vilbel

Debatte um Flüchtlingsunterkunft

Erstellt:

Kommentare

gaed_bv_Ortsbeirat_Gronau_4c_1
Diskussion um die Flüchtlingsunterbringung in Gronau gab es nicht nur innerhalb des Ortsbeirates Gronau sondern mit der Bevölkerung (v. l.): Katrin Michel, Fachbereichsleiter Jörg Heinz, Sozialdezernentin Ricarda Müller-Grimm, Ortsvorsteher Karl Peter Schäfer und Ortsbeiratsmitglied Oliver Junker. © NIEHOFF

Weil am Ende die Gerüchte um die neue Flüchtlingsunterkunft in Gronau immer größer wurden, berief Ortsvorsteher Karl Peter Schäfer (CDU) eine Sondersitzung des Ortsbeirates Gronau ein.

Bad Vilbel (jwn). Gerüchte gab es um dieses geplante Vorhaben, weil zum einen der Standort nicht bekannt war und zum anderen seit Längerem leere Wohncontainer neben der Sporthalle im Aueweg stehen. Weil Schäfer mit großem Ansturm rechnete, waren im neuen Gronaris-Saal in der Stadtschule 40 Stühle aufgestellt, deren Anzahl aber jederzeit hätte erweitert werden können. Doch der Ansturm blieb aus. Knapp 20 Bürgerinnen und Bürger hatten an diesem Abend den Weg in den Gronaris-Saal gewählt.

Zunächst erinnerte Schäfer noch einmal an die allgemeine Situation in Deutschland: »Die Welt hat sich mit Beginn des Ukraine-Krieges verändert. Deshalb müssen wir alle zusammenstehen und der großen Herausforderung trotzen - auch wir hier in Gronau«. Und weil mittlerweile fast alle Städte und Gemeinden vor dieser enormen Herausforderung stünden, nämlich ausreichend Wohnraum für geflüchtete Menschen zu finden, müsse gemeinsam nach Wegen gesucht werden, die Probleme zu lösen.

Das bekräftigte auch die Bad Vilbeler Sozialdezernentin Ricarda Müller-Grimm (SPD). Bislang sei die Stadt mit der Unterbringung von Flüchtlingen auch dank der tatkräftigen Unterstützung aus der Bevölkerung gut zurechtgekommen. »Um zumindest kurzfristig weiteren bedarfsgerechten Wohnraum für geflüchtete Menschen zu erhalten, hat sich der Magistrat entschlossen, eine Wohnimmobilie in Gronau zu erwerben«, erklärt sie weiter. Dabei seien Möglichkeiten in allen Stadtteilen geprüft worden. »Aber die Immobilie hier in Gronau war die einzige, die momentan leer steht und kurzfristig bezugsfähig ist«, so die Sozialdezernentin weiter. Unterkommen sollen in den beiden Gebäuden mit rund 240 Quadratmetern Wohnfläche auf einem etwa 330 Quadratmeter großen Grundstück 25 Flüchtlinge, hauptsächlich aus der Ukraine.

Eingehend schilderte Müller-Grimm sodann die allgemeine Flüchtlingssituation im Wetteraukreis und speziell in Bad Vilbel. So müsse der Kreis 35 Flüchtlinge pro Woche aufnehmen, sechs von ihnen würden weiter nach Bad Vilbel geleitet. Mit Stand 11. April leben derzeit 751 Flüchtlinge aus 27 Nationen in der Quellenstadt. »Wenn der Landkreis nicht die Turnhallen unserer Schulen mit Flüchtlingen belegen soll, weil er sonst keine Alternativen hat, müssen alle Kommunen mithelfen. Auch wir in Bad Vilbel«, versuchte Schäfer die Bürger von der Notwendigkeit der Unterbringung auch in Gronau zu überzeugen.

Im Stadtparlament beschlossen

Die Reaktionen waren anschließend geteilt. Ein Teil zeigte Bereitschaft und guten Willen. »Es ist sicher besser, die Flüchtlinge in mehreren Immobilien über die Stadt zu verteilen, als sie in einer großen Anzahl beispielsweise in einer Schule unterzubringen. Die Schließung von Turnhallen schadet unseren Kindern und den Sportvereinen und erschwert im Übrigen die Integration der Flüchtlinge«, meinte beispielsweise das Ortsbeiratsmitglied Melanie Pisonic (Grüne). Andere waren hingegen eher skeptisch. »Wer betreut die Flüchtlinge? Wie soll die Integration funktionieren, wenn wir nicht mal genug Platz in den Kitas für unsere eigenen Kinder haben? Warum kümmert sich nicht die Bundesregierung um die Flüchtlinge? Die halten doch die Grenzen offen?«

Das waren nur einige wenige der Fragen, die an dem Abend gestellt wurden. Müller-Grimm und Schäfer versuchten, auf alles eine Antwort zu geben. Und auch Janis Ahäuser (SPD) versuchte zu vermitteln: »Wenn es Probleme geben sollte, dann kommen sie zu uns als Ortsbeirat. Wir werden dann schon eine Lösung finden.« Eine Stunde dauerte die Sondersitzung nur. Weiter ging es dann allerdings vor der Tür. »Das ist eine ganz schmale Straße mitten im Ort, wo jeder jeden kennt. Deshalb kann das da mit der Integration nie klappen«, meinte ein Bewohner dieser Straße. Andere wiesen auf die Gegebenheiten in der alten Schule mitten im Ort hin, in der auch Flüchtlinge untergebracht sind, um die sich angeblich keiner kümmern würde.

So sei ein Wasserschaden mehr als ein halbes Jahr ohne jede Reparatur liegen geblieben. Und auch die Vermüllung rund um das Haus gebe immer wieder Anlass zu Beschwerden.

Da der Beschluss zum Kauf der Gronauer Immobilie in der Stadtverordnetenversammlung am 16. Mai aber einstimmig beschlossen, der notarielle Kaufvertrag zwischenzeitlich vollzogen und das Anwesen am 24. Mai auch übergeben wurde, werden demnächst die Flüchtlinge in diesen beiden Häusern Unterkunft finden.

Auch interessant

Kommentare