Bad Nauheim spart Wasser und Energie: „Müssen uns auf höhere Preise einstellen“
Die Duschen in der Turnhalle bleiben kalt, die Klimaanlagen im Rathaus ausgeschaltet. Bad Nauheim (Wetteraukreis) will Energie und Wasser einsparen.
Bad Nauheim - Das sei angesichts der kritischen Situation auf den Energiemärkten, der drohenden Gasmangellage und der aktuellen Trinkwasserknappheit angebracht, teilt Bürgermeister Klaus Kreß mit. Die »schnell wirkenden Einzelmaßnahmen« erfolgten zusätzlich zu den laufenden, langfristigen Projekten wie der Nachhaltigkeitsagenda, dem Klimaschutzkonzept und der Zukunftswerkstatt.
»Deutschlands Abhängigkeit von russischen Energieimporten wird auch in Bad Nauheim dazu führen, dass wir uns auf höhere Preise einstellen müssen«, sagt Kreß. Zusätzlich sorge die aktuelle Trockenheit für sinkende Grundwasserspiegel. Um drohenden Engpässen in den nächsten Monaten entgegenzuwirken, müsse man ab sofort besonders sorgsam mit Ressourcen umgehen und gemeinsam sparen.
Bad Nauheim (Wetteraukreis): „Stadtverwaltung will mit gutem Beispiel vorangehen“
Er habe daher einen Prozess initiiert, in dem die Fachbereiche der Stadtverwaltung gemeinsam mit den Tochtergesellschaften, den Stadtwerken und der Wohnungsbaugesellschaft Maßnahmen mit kurz- und längerfristiger Wirkung identifizierten.
Dabei sei nach dem Einsparpotenzial differenziert und gleichsam darauf geachtet worden, dass der Eingriff in den Alltag der Menschen möglichst gering ausfalle. »Die Stadtverwaltung will mit gutem Beispiel vorangehen und so viel wie möglich einsparen.« So wolle man die Bürger:innen von der Notwendigkeit des ressourcenbewussten Handelns überzeugen.

Die Maßnahmen im Überblick:
Straßenbeleuchtung: Die Straßenbeleuchtung ist in der Kernstadt und Nieder-Mörlen bereits auf energieeffiziente LED-Leuchtmittel umgestellt. Zudem erfolgt eine frühere Dimmung ab 22 Uhr (bei ca. 3000 Leuchten sei das ein Einsparpotenzial von gut 10 000 Kilowattstunden pro Jahr). In Steinfurth, Rödgen, Wisselsheim und Schwalheim stehe die LED-Umrüstung bevor. Eine Dimmung erfolgt ebenfalls ab 22 Uhr (ca. 1000 Leuchten/Einsparpotenzial 14 500 kWh).
Außenbeleuchtung: Die Außenbeleuchtung öffentlicher Gebäude im Stadtgebiet sei auf das notwendige Minimum reduziert worden. »Dort, wo noch Lichter brennen, ist dies aus Sicherheitsgründen erforderlich«, so die Stadt.
Usa-Wellenbad: Das Hallenbad und das Warmwasserbecken des Usa-Wellenbads sind außer Betrieb. Die übrigen Außenbecken werden nur zusätzlich beheizt, wenn die erforderliche und bereits abgesenkte Temperatur nicht gehalten werden kann. Die Maßnahmen erfolgen laut der Verwaltung in Abstimmung mit der Stadt Friedberg.
Brunnen: Zahlreiche Brunnen sind aktuell abgeschaltet, etwa die an der Haupt- und Reinhardsstraße. Der Tritonbrunnen und der Wasserfall im Kurpark werden mit Teichwasser betrieben. Das Becken vor der Konzertmuschel in der Trinkkuranlage bleibt leer.
Rathaus: Das Rathaus und die Verwaltungsgebäude würden so energieeffizient wie möglich betrieben. Klimageräte liefen nur für Serverräume, die IT-Infrastruktur sei bereits in den letzten Jahren optimiert worden.
Warmwasser: Die Warmwasseraufbereitung an allen Sportplätzen und -hallen wird bei den aktuellen Temperaturen abgeschaltet (ausgenommen sind die Hallen/Bürgerhäuser mit Gastronomie). Erst hieß es, die Duschen dürften »aus Gründen der Trinkwasserhygiene« nicht mehr benutzt werden. Nach Anfrage dieser Zeitung und der Rücksprache der Stadt mit dem Gesundheitsamt wurde dann die Pressemitteilung dahingehend präzisiert, dass das Duschen mit kaltem Wasser möglich ist.
Wärmeportfolio: Über ein umfassendes Immobilienportfolio würden Wärmeverbrauch mit dem Ziel einer Optimierung erfasst. Die Gebäude der Wohnungsbaugesellschaft seien inbegriffen. Ziel sei die signifikante Absenkung der Raumtemperatur nach Nutzungsart (Arbeit, kulturelle Veranstaltung, Sport, Vereinstreffen, etc.).
Bad Nauheim: Informationskampagne soll Bürger:innen sensibilisieren
Weitere Maßnahmen würden kontinuierlich gemeinsam erarbeitet. Mit einer Informationskampagne »Ressourcen.Bewusst.Sein.« will die Stadtverwaltung in den nächsten Wochen die Menschen in der Stadt sensibilisieren und zum Energiesparen anregen, etwa über Fördermöglichkeiten.
Parallel dazu würden im Rathaus Instrumente vorbereitet, um adäquat auf Einschränkungen zu reagieren. Es geht zum Beispiel um die Zusammensetzung eines Krisenstabs zum Umgang mit der Trinkwasserknappheit. (red)
Auch in Gießen ist die Sorge vor steigenden Gaspreisen und Energieausfällen groß. Krieg und Klimawandel haben die Gewissheit, dass Licht, Wärme und Wasser unerschöpflich sind, ins Wanken gebracht. Die Versorgungsunternehmen stehen im Dauerfokus. Die Gießener Stadtwerke sehen sich für das, was da noch kommen könnte, jedoch »gut gerüstet«.