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Wohngeldausgaben steigen wieder

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Mietzuschuss vom Staat: Wer innerhalb bestimmter Einkommensgrenzen verdient, kann Wohngeld beantragen. © DPA Deutsche Presseagentur

Wer unterhalb einer bestimmten Einkommensgrenze pro Monat liegt, kann beim Staat Wohngeld beantragen. Wie hat sich die Zahl dler Wohngeldempfänger im Vogelsbergkreis entwickelt?

Bezahlbares Wohnen wird gerne aufs politische Banner geschrieben. Wohngeld ist eine Möglichkeit, dafür zu sorgen: 2020 wurden überall und auch im Vogelsbergkreis die Einkommensgrenzen dafür angehoben. Die Folge: zum Jahreswechsel 2021 gab es insgesamt 890 mit Wohngeld unterstützte Haushalte.

Viel oder wenig? Kommt auf den Zeitpunkt der Betrachtung an: 2010 waren es noch 938 Haushalte, also 48 mehr. Geld bekommen Menschen, deren Miete sonst für sie nicht bezahlbar wäre, aber auch Hausbesitzer, die mangels Einkommen mit dem Unterhalt ihres Hauses Probleme haben.

Im Vogelsbergkreis lag das durchschnittliche Wohngeld zuletzt bei 144 Euro. Das langte in der Bundesliga der Wohngeldhaushalte zu Platz 310 unter 405 ausgewerteten Städten und Kreisen inklusive Stadtstaaten. Spitzenreiter ist der Kreis Groß-Gerau in Hessen. Dort lag das durchschnittliche Wohngeld zuletzt bei 273 Euro. Was kein Grund zum Jubeln ist, sondern darauf schließen lässt, dass dort das Wohnen besonders teuer ist.

Denn der Teufel steckt beim Wohngeld im Detail: Es gibt im Hessen zwar 38 900 Wohngeldhaushalte (Vorjahr: 31 692). Aber je nach Kreis oder Ort und lokalen Mieten gelten Mietenstufen und beim Einkommen Höchstbeträge, die den Betrag bestimmen, bis zu dem die Miete durch das Wohngeld bezuschusst wird. Immerhin: Mithilfe der Wohngeldstatistik lässt sich zum 31. 12. 2020 (das sind die frischesten Daten) in Zahlen fassen, um welche Beträge es lokal geht.

1,5 Millionen Euro ausgezahlt

An Zuschuss hat ein Wohngeldhaushalt im Vogelsbergkreis bis zu diesem Stichtag durchschnittlich 144 Euro pro Monat erhalten und es gab 890 Empfänger-Haushalte (2019: 572). Nach den Daten der Regionaldatenbank der Statistischen Landesämter wurden 785 Haushalte bei der Miete unterstützt (im Schnitt mit 135 Euro im Monat), 105 Haushalte erhielten Lastenzuschuss (215 Euro pro Monat), sprich, sie hatten ein eigenes Häuschen oder eine Eigentumswohnung. Der Einzelbetrag läppert sich: Insgesamt wurden im Vogelsbergkreis bis Jahresende 2020 rund 1,54 Millionen Euro ausbezahlt. (2019: 0,96 Millionen Euro). Zum Vergleich: 2010 hatte das durchschnittliche Wohngeld bei uns noch bei 128 Euro gelegen und 938 Haushalte wurden mit 1,44 Millionen Euro unterstützt.

Das Wohngeld wird nur zusätzlich zum Einkommen aus Arbeit oder Rente als Mietzuschuss bei Mietern oder Lastenzuschuss bei Eigentümern gezahlt. Eigenes Einkommen ist also Voraussetzung, um Staatshilfe zu bekommen. Bund und Länder zahlen das Wohngeld je zur Hälfte.

Wer sich die Wohngeldentwicklung über die Jahre hinweg anschaut, dem fallen starke Schwankungen sowohl bei den Beziehenden als auch bei den Beträgen auf.

Lange Zeit galt dabei die Regel, stehen Bundestagswahlen vor der Tür, steigen Einkommensgrenzen und Wohngeldbeträge. Diese Regel wurde jetzt von einer Zwei-Jahres-Automatik abgelöst, mit der die Mietpreissteigerungen eingerechnet werden sollen. Nach der Wohngelderhöhung 2020 gibt es jetzt eine dynamisierte Variante, bei der ab diesem Jahr alle zwei Jahre die Berechnungsgrößen angepasst werden.

Nichts geändert hat sich daran, dass die Wohngeldberechnung recht kompliziert ist. In der Stadt gibt es mehr Geld als auf dem Land, das liegt am Mietenstufenprinzip. Wohngeldrechner im Internet liefern bestenfalls einen Daumenpeilwert, weil die Berechnung des maßgebenden Einkommens nicht so einfach ist. Also gilt für alle mit niedrigem Einkommen weiter der Rat, »lasst das beim Amt ausrechnen«.

Die Bundesregierung jedenfalls rechnet damit, dass die Zahl der Anspruchsberechtigten seit Jahresanfang 2022 über den 890 zuletzt statistisch erfassten wohngeldbeziehenden Haushalten liegt. Zu präzisieren, ob das viele oder wenige sind, ist gar nicht so einfach: Die Zahl der Haushalte im Vogelsbergkreis wurde verlässlich zuletzt 2011 bei der Volkszählung bestimmt. Damals waren es insgesamt 107 557 Haushalte. Gemessen daran wären die 890 Haushalte, die Wohngeld bekommen, 0,83 Prozent und der übergroße Rest kommt mit den Wohnkosten klar.

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