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Wo der Rostselmash brummt

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Von: Dieter Graulich

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Einsatz des russischen Mähdreschers RSM 161 beim Ernten der Wintergerste am Hofgut Eisenbach bei Lauterbach. © Dieter Graulich

Lauterbach (au). Mähdrescher sind die Schlüsselmaschinen bei der Ernte: An ihnen liegt es, die Körner perfekt vom Halm zu holen, und das in kurzen Zeitfenstern. In der diesjährigen Erntezeit ist ein russischer Mähdrescher vom Typ »Rostselmash (RSM) 161« auf dem Hofgut Eisenbach bei Lauterbach im Einsatz, der im über 2600 Kilometer entfernten Rostow am Don gefertigt wurde.

Zu diesen Ernte-Kolossen gibt es insgesamt sehr interessante Fakten.

Wettlauf um die beste Maschine

Die Geschichte des Mähdreschers beginnt 1830 in den USA. Gut 100 Jahre vergehen jedoch, bis Claas den allerersten deutschen Mähdrescher auf den Markt bringt, denn die amerikanischen Maschinen zeigten sich wenig tauglich für die deutschen Erntebedingungen. Die Brüder Claas machten sich schließlich daran, einen geeigneten Mähdrescher zu entwickeln und brachten 1936 den ersten funktionsfähigen Mähdrescher auf den Markt, den Mäh-Dresch-Binder (MDB). Er war eine Kombination aus Selbstbinder und einem Dreschwerk. Diese Kombination wurde stetig weiter entwickelt und ist seit Jahren im Einsatz.

Aber auch im benachbarten Ausland, der ehemaligen Sowjetunion, beschäftigte man sich früh mit diesen Erntemaschinen. So wurde 1929 in Rostow am Don das Werk Rostselmasch gegründet, das in 1931 die ersten zwei Mähdrescher produzierte. Schon Prototypen waren sehr erfolgreich, sodass bereits ein Jahr später die Serienfertigung begann. Schon in 1940 lief der 50 000 Mähdrescher vom Band.

Während des Zweiten Weltkrieges war Rostselmasch gezwungen, seine Anlagen zu demontieren und nach Taschkent, der heutigen Hauptstadt Usbekistans, zu verlegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen wieder in Rostow aufgebaut. 1958 erhielt das Unternehmen die Aufgabe, in kurzer Zeit einen selbstfahrenden Mähdrescher zu entwickeln und zu produzieren. 1962 begann Rostselmash mit der Produktion.

1969 wurde der millionste und 1984 der zweimillionste Mähdrescher in der Fabrik von Rostselmash produziert. Inzwischen wurden in der insgesamt mehr als 92-jährigen Geschichte mehr als 2,8 Millionen Maschinen produziert. 2017 wurde die RSM Agrartechnik GmbH in Melle als deutsche Niederlassung gegründet. Bei einem Ortstermin zwischen Schloss Eisenbach und dem Lauterbacher Stadtteil Frischborn stellte Rostselmasch Vertriebsleiter Marcel Horz den RSM 161 vor.

Vertriebsnetz wächst

Bei dieser 380 PS starken Maschine seien einige Ausstattungsmerkmale besonders hervorzuheben: So ein Schrägförderer mit einer Vorbereitungstrommel für die Angleichung der Flussgeschwindigkeiten bei der Materialübergabe vom Schrägförderer an die Dreschtrommel.

Das deutsche Vertriebsnetz befinde sich derzeit im kontinuierlichen Ausbau, auch um die Maschinen langfristig in Westeuropa zu etablieren. Das nächste Service-Zentrum von Rostselmash befindet sich in Mittenaar bei Herborn. Für das insgesamt 350 Hektar große Hofgut Eisenbach von Philipp Riedesel Freiherr zu Eisenbach (Putbus/Rügen) war von Betriebsleiter Erich Rahn zu hören, dass in diesem Jahr 170 Hektar Wintergerste, Weizen und Raps mit dem RSM 161 gedroschen werden sollen. Der Mähdrescher war bereits im Vorjahr einen Tag in Eisenbach im Einsatz.In dieser Woche soll im Rahmen eines Feldtages der RSM interessierten Landwirten und Bürger vorgestellt werden. Das Datum richte sich nach der Reife des Weizen und des Raps sowie der Wetterlage. Abschließend noch eine Information: Die letzte Etappe des Fackellaufs vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi am Schwarzen Meer wurde mit einem Rostselmash-Mähdrescher zurückgelegt.

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