Wird Mücke an Horlofftalbahn angebunden?
Es tut sich was bei der Vogelsbergbahn. Eine Studie lotet Verbesserungen aus, Kommunen streben einen Ausbau der Bahnhöfe an. Jetzt ist noch ein Anschluss an die Horlofftalbahn im Gespräch.
Wer nur auf die Straße setzt, muss scheitern. Was aktuell klingt ist fast 20 Jahre alt. Die Feststellung traf der damalige hessische Verkehrsminister Lothar Klemm im März 1999 bei der Einweihung der Park & Ride-Anlage am Mücker Bahnhof. Und dass noch viel getan werden muss, sprachen damals weitere Redner an. So war die Sanierung des Bahnhofsgebäudes damals für das laufende Jahr vorgesehen. Aber vom örtlichen Fahrgastverband und dem Kreisverband Pro Bahn wurde angemahnt, der optischen und funktionellen Aufwertung des Bahnhofes und seines Umfeldes auch schienen- und fahrzeugtechnische Verbesserungen folgen zu lassen. Das wird jetzt 20 Jahre später mit einer Machbarkeitsstudie ausgelotet. Ziel ist, die 106 Kilometer lange eingleisige Hauptbahn attraktiver und leistungsfähiger zu machen.
Schon in dem »Zielkonzept Vogelsbergbahn 2007« von Pro Bahn & Bus aus dem Jahr 2001 fordert der Verband den abschnittsweisen zweigleisigen Ausbau der Strecke, um Standzeiten im Begegnungsverkehr überflüssig zu machen. Einen generellen zweigleisigen Ausbau der ursprünglich zweigleisig projektierten Bahnlinie sieht der Fahrgastverband heute allerdings ebenso wenig wie der Vertreter des Zweckverbandes Oberhessische Versorgungsbetriebe (ZOV). Aber wo es zur Anschlussverbesserung und -sicherung notwendig ist, machen abschnittsweise Doppelspurinseln wie in der Schweiz Sinn, stellt der Vorsitzende des Regionalverbandes Osthessen, Stefan Sitzmann, fest. Ein Negativbeispiel ist Lauterbach: Die Zugkreuzung dort dauert laut Verband sechs Minuten, obgleich bei einer Änderung des Betriebsablaufes und technischen Anpassungen die Aufenthaltsdauer im Begegnungsverkehr deutlich gekürzt werden könnte. Durch die Kombination solcher Maßnahmen wären auch die Zughalte in Wallenrod wieder möglich.
Ausbau der Park & Ride-Anlagen
Die Vogelsbergbahn soll indes nicht nur technisch aufgewertet werden, auch die Kommunen entlang der Bahn sind um Verbesserungen bemüht. Nachdem vor 20 Jahren in Mücke mit der sehr gut angenommenen Park & Ride-Anlage ein zentraler Grundstein im Süd-West-Kreis gelegt wurde, ziehen andere Kommunen nach. Im Romröder Stadtteil Zell ist eine Park & Ride-Anlage geplant, in Nieder-Gemünden wird die weitläufige Fläche um den Bahnhof bereits in diesem Sinne genutzt. Allerdings sieht es dort nicht sehr einladend aus, weshalb sich die Gemeinde nach Kauf des Areals jetzt umfassend kümmert. An zentraler Stelle soll den Bedürfnissen der Bahn- und Busbenutzer, der Pkw-Fahrer und auch der Radfahrer Rechnung getragen werden. Denn dort verläuft der hessische Radfernweg R6 – »Flusstäler und Wälder« – entlang.
Im Nachbarkreis Gießen geht man über Verbesserungen am Gleisnetz hinaus einen Schritt weiter: Seit Jahrzehnten wird von einer Wiederbelebung der Lumdatalbahn zumindest zwischen Londorf und Lollar gesprochen, jetzt auch von der Wiederinbetriebnahme des Abschnittes der Horlofftalbahn zwischen Wölfersheim und Hungen. Inzwischen besteht der politische Wille zur Reaktivierung, sind in beiden Fällen Planungskosten zur Prüfung von 1,2 beziehungsweise 1,8 Millionen Euro vorgesehen.
Von Mücke direkt nach Frankfurt
Die Aktivitäten um die Horlofftalbahn hat der CDU-Landtagsbewerber Michael Ruhl aufgegriffen und gefordert, die Strecke entlang der ehemaligen Bahntrasse über Laubach bis nach Mücke wieder zu verlängern. Das würde eine immense Abkürzung für die Pendler in das Rhein-Main-Gebiet bringen, denn es würde der Knoten- und Umsteigepunkt Gießen ausgelassen. Von Mücke würde man direkt südlich nach Frankfurt fahren. Die Idee hat allerdings einen Kostenhaken: Denn im Lumdatal liegen noch Gleise, die Schienen zwischen Hungen und Wölfersheim werden als in einem guten Zustand beschrieben, und ab Mücke verläuft mittlerweile ein Radweg auf der seit 60 Jahren nicht benutzten Bahntrasse. Aus dem benachbarten Laubach gab es die Initiative, das Radwegenetz auf dem Bahndamm bis Freienseen zu vergrößern, Höhepunkt sollte ein 200 Meter langer Tunnelabschnitt sein. Ob für Rad oder Bahn, die Wiederinbetriebnahme eines Tunnels nach 60 Jahren dürfte teuer werden, außerdem werden dort inzwischen Pilze gezüchtet.