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Es wird ein Krankenhaus-Neubau

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Von: Joachim Legatis

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Das in die Jahre gekommene Kreiskrankenhaus Alsfeld soll durch einen Neubau ersetzt werden, wie der Kreistag beschlossen hat. 	 FOTO: JOL
Das in die Jahre gekommene Kreiskrankenhaus Alsfeld soll durch einen Neubau ersetzt werden, wie der Kreistag beschlossen hat. FOTO: JOL © Joachim Legatis

Fast alle stimmen für den Neubau des Kreiskrankenhauses Alsfeld - mit 50 zu drei gab es eine überwältigende Mehrheit im Kreistag für das 66 Millionen Euro teure Projekt. Damit kann die Planung vergeben werden. Der Neubau soll in sechs Jahren stehen

Noch kurz vor der Kommunalwahl hat es das größte Bauprojekt des Vogelsbergkreises über die Ziellinie geschafft. In der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl im März hat der Kreistag bei drei Gegenstimmen der FDP den Neubau des Kreiskrankenhauses Alsfeld beschlossen. Das bedeutet immerhin rund 66 Millionen Euro Baukosten, die neben Instandhaltungsarbeiten von bis zu 10 Mio. gestemmt werden müssen. Auch der korrigierte Haushaltsplan 2021 mit 4,8 Mio. Planungskosten für den Neubau fand breite Zustimmung, dagegen waren nur FDP und Freie Wähler. Die Sitzung in Wartenberg leitete Dr. Hans Heuser.

Damit wird relativ kurzfristig ein Problem gelöst, das die Kreispolitik seit gut 20 Jahren beschäftigt, wie Landrat Manfred Görig sagte. Die Alsfelder Klinik ist ein Tochterunternehmen des Kreises und bereits seit Jahren wird über das Konzept debattiert. So war eine Fusion mit dem Klinikum Bad Hersfeld oder engere Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus Lauterbach im Gespräch. Zuletzt ging es um ein Zusammenschluss mit dem großen Klinikum Fulda. Dann wären die Entscheidungen am Fuß der Rhön getroffen worden, was der Kreis nicht wollte, so Görig. Über die Jahre habe sich die Förderpolitik des Landes so verändert, dass die Kliniken in Schotten und Lauterbach mit hohen Millionenbeträgen modernisiert wurden, aber das Alsfelder Haus nur mit einem Minizuschuss rechnen konnte.

Bis Herbst des Vorjahres war die Kreispolitik davon ausgegangen, dass die Klinik in Alsfeld saniert werden kann. Im Herbst forderte die Investitionsbank des Landes, die WI-Bank, ein Sanierungskonzept für das gesamte Haus. Das Gutachten ergab, dass die komplette Haustechnik abgängig ist. Eine Sanierung sollte über 70 Millionen Euro kosten.

Schneller Entschluss

Görig war zunächst von einer Sanierung ausgegangen, ließ sich aber von den Vorteilen eines Neubaus überzeugen. »Es ist richtig gut, wenn man sagt, wir machen das anders«, sagte er vergnügt. Eine Folge der Neubau-Entscheidung ist allerdings, dass man sich bis 2033 finanziell bindet und andere Wünsche nicht mehr umsetzbar werden.

Grundsätzliche Bedenken äußerte Mario Döweling für die FDP, auch wenn er grundsätzlich das Krankenhaus in kommunaler Hand befürwortet. Er warb dafür, nur zu beschließen, den akuten Sanierungsbedarf von knapp 1,2 Mio. Euro zu beschließen, die Entscheidung über einen Neubau aber zu verschieben. Besser sei es, ein Zweitgutachten einzuholen. Dann könne man im Herbst auf einer besseren Grundlage abstimmen. Es gebe offenbar eine Langfassung des Krankenhaus-Gutachtens, die dem Parlament nicht vorliegt. Das wolle er juristisch prüfen lassen.

Dem widersprach Görig energisch, es gebe kein längeres Gutachten. Die Zahlen, die ihm vorliegen, seien dieselben wie die für die Parlamentarier. Allerdings gab es ein Gutachten eines Ingenieurbüros zum Stand der Krankenhaustechnik. Diese Zahlen sind in das Gutachten von Andree Consult eingeflossen, das im Ausschuss diskutiert wurde. Der Kreistag müsse erst den Grundsatzbeschluss fassen, ob man einen Neubau oder eine Sanierung in Bauabschnitten will. Erst dann könne die konkrete Bauplanung erstellt werden, so Görig. Der Antrag der FDP würde einen Zeitverlust von einem Jahr bedeuten, »das kostet uns richtig Geld«.

SPD-Sprecher Matthias Weitzel forderte eine zügige Entscheidung. Bereits in den vergangenen 20 Jahren sei über das Krankenhaus Alsfeld immer »hin und her diskutiert« worden. Seit 2011 seien nur die laufenden Verluste abgedeckt und nötige Sanierungen gemacht worden. »Das ist eine Möglichkeit, für Patienten und Mitarbeiter die Zukunftsfähigkeit des Alsfelder Krankenhauses sicherzustellen.«

Auch Stephan Paule (CDU) sieht die Zukunftsfähigkeit der Klinik mit einem Neubau am besten verwirklicht. Seine Fraktion habe sich seit Herbst mit Experten beraten und für das Erstellen eines Gutachtens entschieden. Das habe ergeben, dass der Neubau »besser für die Zukunftsfähigkeit« ist. Es sei ein Erfolg des Parlaments, dass man so weit gekommen ist und auch der Landrat seine Haltung geändert hat. Der FDP warf er »parteipolitisches Taktieren« vor.

Michael Riese warb für den Änderungsantrag der Linken, der allerdings von SPD, CDU, FW, FDP und AfD bei Zustimmung der Grünen abgelehnt wurde. So sollte eine Station so geplant werden, dass man Zimmer in Pandemiezeiten durch Schleusen zum Isolierbereich machen kann. Auch sei eine Tiefgarage sinnvoll, um keine landwirtschaftlichen Flächen für einen Parkplatz zu verbrauchen. Das sei auch im Sinne Alsfelds, deren Stadtverordnete einstimmig gegen Flächenverbrauch votiert haben.

Dr. Udo Ornik (Grüne) betonte, man habe bereits viel Zeit durch Diskussionen verloren, nun solle die Entscheidung fallen. Wichtig sei, »dass das Krankenhaus selbstständig bleibt«. Friedel Kopp (FW) nannte es »phänomenal«, dass die Entscheidung für den Neubau binnen zwei Monaten geplant und nun getroffen wird. Man dürfe nicht noch mehr für Sanierungen ausgeben. Ein schnellerer Bau bedeute niedrigere Kosten.

Auch Holger Doktorowski (AfD) kündigte Zustimmung für einen Neubau an. Eine Sanierung würde zum »Groschengrab« und nach 15 Jahren habe man dennoch nur einen überarbeiteten Altbau. Zur Grundversorgung gehöre auch eine Geburtenstation. Das mache den Vogelsberg für junge Paare attraktiver.

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