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Weshalb kein runder Tisch gegen Dürre?

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Das oberste Karriereziel oberhessischer Regionalpolitiker hat einen Namen: OVAG (Oberhessische Versorgungsbetriebe AG). Nicht weil in Friedberg die Büros gut klimatisiert sind, sondern weil man dort ganz auskömmlich verdient.

Die Karriereleiter sieht nach jahrzehntelangem eher drögem Alltag zwischen Parteiversammlung und Kreistagssitzung zwei finale Sprossen am oberen Ende vor: erst Landrat, dann OVAG-Chef. Die OVAG ist für Unkundige schwer zu begreifen. Sie wirtschaftet gewinnorientiert einerseits und ist gleichzeitig tief in regionalpolitischen kommunalen Körperschaften verwurzelt.

Von sich reden macht die OVAG, weil sie im Verdacht steht, Vogelsberger Grundwasser nach Frankfurt teuer zu verkaufen und sich den Gewinn in die eigene Tasche zu stecken. Wo ist die Tasche? Bei den Landkreisen Vogelsberg, Gießen und Wetterau, in deren Besitz sie sich befindet. Die oberhessischen Landkreise verdienen also am Wasserverkauf. Da tut sich ein Zielkonflikt zwischen dringend nötiger Erhaltung der wasserreichen Biotope von Vogelsberg und Wetterau und Extraeinnahmen für die Kreishaushalte auf. Wie verhalten sich die Kreispolitiker in Friedberg, Gießen und Lauterbach in dieser fatalen Lage? Sie schlafen, versuchen, das Thema auszusitzen und verweisen auf Wiesbaden.

Wieso ist nicht schon längst auf dieser Ebene ein Runder Tisch zum Thema Kampf gegen die galoppierende Austrocknung unserer Naturräume anberaumt - parteiübergreifend und besetzt mit Leuten, die was davon verstehen? Das wäre mal Kreispolitik auf der Höhe der Zeit, nah an den Bürgern. Rauskommen könnten Zisternenbau, Brauchwassernutzung, Wassersparen in allen Bereichen uvm.

Der Chef der OVAG, Herr Arnold, gibt den Kümmerer und tingelt durch die Provinz, um zu erklären, dass sich die OVAG Sorgen um die Wasserversorgung in der Klimakrise macht. Dafür hat sie die geniale Idee der Wasserampel aus der Taufe gehoben. Grün heißt keine Sorge, kauft Wasser, wir liefern. Gelb: Es könnte bald eng werden und Rot: Jetzt ist es knapp, es wird eingeschränkt.

Was den Kümmerer wenig kümmert, ist die Tatsache, dass der oberhessische Naturraum aussieht wie die Serengeti. Die Wasserampel steht dennoch auf Gelb - Natur schert die Wasserversorger traditionell nicht. Wurde der ZOV doch einst gegründet, um oberhessisches Wasser zu verkaufen und mit dem Erlös die Dorfelektrifizierung zu finanzieren. Nicht vergessen die Anbindung des großen moorigen Naturschutzgebiets Burgwald bei Marburg ans OVAG-Netz zum Grundwasserverkauf nach Frankfurt mittels einer neuen Leitungstrasse von Gießen nach Lich. Auch da haben die besorgten Wasserversorger ihre schlichte Strategie offenbart: Besonnen und besorgt reden und heimlich Fakten schaffen. Wach und öffentlich vernehmbar geworden sind jetzt sechs Bürgermeister*innen aus dem Vogelsbergkreis und fordern, dass endlich der Wassernotstand ausgerufen und die Ampel auf Rot gestellt wird. Es ist allerhöchste Zeit.

Uwe Zaschel , Angersbach

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