Wenn Hühner im Garten einziehen

In immer mehr Gärten halten die Hühner Einzug. Das Frühstücksei aus »eigener Produktion« ist gefragt. Die Geschäftswelt hat sich darauf eingestellt. Baumärkte bieten zum Beispiel Anleitungen zum Bau eines Hühnerstalls. Experten aus Geflügelzuchtvereinen sehen den Trend nicht ganz unkritisch.
Eine fröhlich gackernde Hühnerschar, die jeden Morgen frische Eier liefert? Das wäre was, denken sich immer mehr Menschen und legen los. Aber auch bei der Hobby-Hühnerhaltung ist einiges zu beachten.
»Es gibt einen regelrechten Hype ums Huhn«, hat Lars Becker (Ruppertenrod), Vorsitzender des Geflügelzuchtverein Nieder-Ohmen und Umgebung, festgestellt. Der Verein hat inzwischen auch fünfzehn Hobbyhalter in seinen Reihen, was er sehr begrüßt. Ihnen kann man auf diesem Weg viel Wissenswertes rund um Haltung, Fütterung und Brut, aber auch Krankheiten vermitteln. Viele Halter wissen auch nicht, dass jede Form der Geflügelhaltung beim Kreisveterinäramt angegeben werden muss. Zudem muss von zentraler Stelle eine Registriernummer vergeben werden. Lars Beckert: »Jedes einzelne Huhn im Garten muss gemeldet werden.« Auch die vorgeschriebene regelmäßige Impfung alle sechs Wochen sei nicht jedem bekannt. Schon bei der Auswahl der Tiere muss man aufpassen. »Wenn Sie ein Legehybrid-Tier nehmen, dann fliegt Ihnen das über einen ein Meter hohen Zaun ganz schnell zum Nachbarn rüber.« Auch darf nicht zu viel Futter im Trog landen, »dann verfetten die Tiere und legen keine Eier mehr.« Ein Auslauf im Freien ist gut, wobei die Wiese recht groß sein sollte, sonst habe man schnell einen Acker, was gewisse Gefahren für die Gesundheit mit sich bringen könnte.
Zudem muss der Stall entsprechend ausgestattet und gegen Eindringlinge wie Fuchs, Marder oder Waschbär gesichert werden. »Und im Sommer muss eine Belüftung da sein, sonst kriegen die Hühner ganz schnell einen Hitzeschlag.«
Wer alles beachtet, der kann sich über das frische Frühstücksei freuen. Die Eier seiner eigenen Tiere wird Züchter Becker locker bei Verwandten und Bekannten los, erzählt er. Nur an Ostern herrscht immer großer Mangel, dann ist die Hauptbrutzeit. »Dann weiß meine Frau schon, dass wir die Eier kaufen müssen.«
Für Einsteiger empfiehlt Becker die Rassen Zwerg-Barnevelder oder Zwerg-Wyandotten. Hühner sind aber gesellige Herdentiere, also sollten es mindestens drei bis vier sein. Ein Hahn ist kein Muss, »aber wer es möglichst naturnah haben möchte, holt sich einen dazu, der beschützt die Herde«, so Becker.
Aber auch Rassegeflügelzüchter müssen sich immer wieder einmal Kritik anhören, jüngst erst wieder von den Aktivsten von PETA. Becker, selbst in zahlreichen Gremien seines Verbands auf verschiedenen Ebenen aktiv, geht locker damit um, mit der hessischen Tierschutzbeauftragten Madeleine Martin habe man guten, regelmäßigen Kontakt, und der deutsche Verband halte sich sogar einen eigenen wissenschaftlichen Geflügelhof, wo es um Fragen des Tier- und Artenschutzes gehe.
Den einen oder anderen kann man für die Rassegeflügelzucht begeistern, so Becker. »Ohne den Genpool, für den die Züchter sorgen, gäbe es die heutigen Wirtschaftshühnerrassen gar nicht.« Deshalb sei der Erhalt alter Rassen auch eines der erklärten Ziele der Züchter. Wenn aber einer übers Ziel hinausschießt, was äußerliche Zuchtmerkmale angeht, »dann gehen wir dagegen vor.«
Lars Becker wurde nach eigenen Worten schon als Zehnjähriger mit dem »Virus« Geflügelhaltung infiziert, obwohl er am Anfang sogar allergisch gegen Hühnerfedern war. Das hat sich im langen Umgang mit den Tieren gelegt, auch Jahrzehnte später ist ihm die Begeisterung anzumerken: »Es ist ein sehr naturnahes Hobby. Wenn ich den Tieren ein paar Körner hinwerfe und sie dann beobachte, dann ist das Stresslevel null und die pure Entspannung!«
