Wegen Umbau Schließung der Kunsthalle

Wegen Umbaumaßnahmen bleibt die Kunsthalle von Anfang Mai bis Anfang November dieses Jahres geschlossen. Der Grund ist ein Planungsfehler bei der Lüftungsanlage..
Eine Kunsthalle, in der regelmäßig Kunstwerke aus unterschiedlichen Materialien ausgestellt werden, stellt besondere Ansprüche - auch an das Raumklima. Doch dies hatten die Planer offenbar nicht auf dem Schirm, als sie Gießens neues »Kulturrathaus« konzipierten, das 2009 inklusive Kunsthalle eingeweiht wurde. Mittlerweile hat sich dieser Planungsfehler gerächt, denn als in der Ausstellung »Schwellengeschichten« von Mirjam Kuitenbrouwer zwischen November 2016 und Februar 2017 wegen starker Temperaturschwankungen und zu hoher Luftfeuchtigkeit Schäden an einzelnen Werken aufgetreten waren - ein Gutachten bezifferte den Schaden damals auf über 18 000 Euro, wovon dank Sponsorengeldern die Stadt nur 10 000 Euro selbst aufbringen musste - war klar, dass Handlungsbedarf besteht.
Das Problem ist, dass bislang die Kunsthalle und der benachbarte Hermann-Levi-Saal über eine gemeinsame Lüftungs- und Heizungsanlage verfügen - zwei Räume mit komplett unterschiedlicher Nutzung. Als Ort für Wechselausstellungen präsentiert die Kunsthalle auf ihren 400 Quadratmetern zeitgenössische Kunst und sorgt damit immer wieder für Aufsehen. Im direkt daneben liegenden Levi-Saal, mit dem sich die Kunsthalle zudem den Empfangsbereich teilt, finden regelmäßig Konzerte, Vorträge, Lesungen und Theateraufführungen statt. Bis 2016 wurde je nach Veranstaltung im Konzertsaal manuell eingestellt, wie dort das Klima sein sollte. Die Kunsthalle hatte das Nachsehen. Nachdem der bislang allerdings einmalige Schadensfall aufgetreten war, bekam die Kunsthalle den Vorrang.
Eine Lösung auf Dauer ist das aber nicht. Herausgestellt hat sich auch, dass die installierte Fußbodenheizung zur Raumtemperierung für einen Großteil der Ausstellungsstücke schädlich ist. Dr. Nadja Ismail, die die Kunsthalle seit 2018 leitet, hatte in einem verwaltungsinternen Schreiben betont, dass die aktuellen klimatischen Verhältnisse in der Kunsthalle nicht dem Standard eines Ausstellungsbetriebs entsprechen.
Langwierige Planung wegenkomplexer Anforderungen
Nun wird nachgebessert. Die Kunsthalle bleibt daher vom 2. Mai bis 2. November dieses Jahres für Besucher geschlossen. Vorausgegangen ist nach Auskunft von Stadtsprecherin Claudia Boje ein »sehr intensiver und aufwändiger« Planungsprozess, was auch erklärt, warum die Umbauarbeiten nicht vorgenommen wurden, während die Kunsthalle wegen Corona ohnehin für Publikumsverkehr geschlossen war. Die jetzt vorliegende Planung wurde 2021 entwickelt, nachdem der Versuch gescheitert war, mit der bestehenden Anlage die Klimatisierung in den Griff zu bekommen.
»Mit einer genauen Zustandserfassung und mit Hilfe einer Computersimulation konnte eine optimale Klimatisierung und Raumluftströmung aufgezeigt werden, welche Grundlage für die jetzige Planung ist«, berichtet Boje. Aktuell werde das weitere Procedere wie Ausführungsplanung und Ausschreibung ausgearbeitet. »Da die Ausschreibungsverfahren nicht abgeschlossen sind«, so Boje, könnten derzeit die anfallenden Kosten nicht benannt werden.
Abbruch und Neuaufbaudes Kunsthallenbodens
Für die Kunsthalle wird ab Mai eine separate Klimatisierung aufgebaut. Die verschiedenen Bauabschnitte sind bis in den Oktober terminiert. »Nach Abschluss der technischen Installation des Lüftungsgerätes im Keller muss dann der bestehende Bodenaufbau inklusive technischer Installation in der Kunsthalle entfernt und ein neuer Boden eingebaut werden«, erläutert die Stadtsprecherin.
Während der Umbauphase wird die Nutzung des Hermann-Levi-Saals weiterhin möglich sein. Es sind aber bei den lärm- und schmutzintensiven Arbeiten, etwa beim Abbruch des Kunsthallenbodens und Wiederaufbaus, Einschränkungen zu erwarten.
Die Kunsthalle selbst wird in der Zeit der Schließung weiterhin digital präsent sein. Von Kunsthallenleiterin Dr. Nadia Ismail sind zudem »punktuelle Interventionen im öffentlichen Raum« angedacht - wenn es die jeweiligen Corona-Regeln zulassen. Doch vor der Schließung steht noch einmal eine echte Ausstellung an: »Planet Greyhound« von Julia Scher ist in der Kunsthalle vom 18. Februar bis 1. Mai 2022 zu besichtigen.