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Verständnis für Ohnmachtsgefühl der Jungen

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Zu »21 Monate Haft für Ella« vom 2. April - Gleich vorweg: Es geht mir in diesem Leserbrief nicht darum, Stellung zum Urteil des Landgerichts Gießen zum sogenannten »Fall Ella« zu nehmen. Um das zu beurteilen, fehlt mir die juristische Kompetenz.

Wozu ich aber sehr wohl etwas sagen kann (weil die Fakten dazu seit Jahren für uns alle vorliegen) und muss (weil es geboten ist), ist der in der Allgemeine zitierte Satz des Richters, den er während der Urteilsverkündung äußerte: »Klimaschutz ist kein Verbrechen, aber er muss sich im Rahmen des Gesetzes bewegen.«

Als ich den las, blieb mir die Spucke weg. »Klimaschutz ist kein Verbrechen« - das muss man sich mal ganz genau auf der Zunge zergehen lassen, zeigt sich hier doch ganz deutlich, wo wir hierzulande immer noch stehen, wir »Vorreiter in Sachen Klimaschutz«: Wir weigern uns nach wie vor mit unglaublicher Vehemenz, den Ernst der Lage zu erkennen - und besitzen auch noch die Unverfrorenheit gegenüber den jungen Menschen in unserem Land, ihnen das glatt ins Gesicht zu sagen; nein: zu schleudern.

Was mit einem solchen Satz gesagt wird: »Ihr könnt gerne (zahm und im rechtlichen Rahmen) eure Meinung kundtun, aber wir unterstützen euch ganz sicherlich nicht bei eurem Anliegen, eine lebenswerte Zukunft zu haben.« Eine Unverschämtheit.

Ich kann zumindest die Ohnmachtsgefühle der Jungen, die gegen diese verkrusteten Strukturen ankämpfen wollen - und die meisten tun dies ja tatsächlich, indem sie sich in ihren Aktionen an die geltenden Gesetze anpassen - und auf ein solch starres und altbackenes Denken treffen, absolut nachvollziehen. Wollen wir sie nicht endlich mal davon erlösen?!

Annette Sander, Gießen

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