»Unsere Betriebe sind krisensicher«

Das Parlament macht Sommerpause, viele Menschen sind im Urlaub. Doch die Arbeit in den Rathäusern geht weiter, wenn auch etwas ruhiger. Zeit für ein Sommergespräch mit den Bürgermeistern des Kreises über die Herausforderungen, die Corona und der Krieg mit sich bringen. Und über die Pläne für die nächste Zeit. Zum Auftakt: Leopold Bach, Rathauschef in Feldatal.
Herr Bach, freuen Sie sich auf das Sommerloch?
Ich kann eigentlich nicht sagen, dass es ein solches Sommerloch gibt. Als Familienvater will man auch einmal gemeinsame Zeit mit Frau und Kindern verbringen. Bei der Arbeit merkt man das schon. Wenn ich versuche, jemanden zu kontaktieren, darf man feststellen, dass der Andere oft im Urlaub ist. Und die Aufgaben bleiben, dabei gibt es Verzögerungen bei Arbeitsabläufen. Ich bin übrigens auch im Urlaub ein- bis zweimal pro Woche im Rathaus, um Dinge zu erledigen.
Kürzlich war das erste IKEK-Forum. Was versprechen Sie sich von diesem Dorferneuerungsprogramm?
Dass so viele Menschen wie möglich ihr Eigentum auf Vordermann bringen. Es wäre gut, wenn sie Fassaden und Dach ihrer Häuser sanieren, was das Ortsbild schöner macht. Das IKEK-Programm ist eine einmalige Möglichkeit, dass die Menschen ihre Vorstellungen für die Entwicklung der Gemeinde einbringen. Auch bei den öffentlichen Maßnahmen wollen wir möglichst viel realisieren. Eine Projektidee wäre, den Bereich am Rathaus umzugestalten, damit der Bauernmarkt mit einem schöneren Flair stattfindet. So etwas wie der »Bürgermeister-Künz-Platz« in Kirtorf wäre schön. Die Steuerungsgruppe mit den Pfarrerinnen, Ortsvorstehern und Gemeindevertretern sorgt dafür, dass aus allen Ortsteilen Ideen hineingetragen werden.
Die Kommunen sind ja eingebunden in die Betreuung von Flüchtlingen aus dem Ukraine-Krieg, wie ist da die Lage?
Die Notunterkunft im Gemeinschaftshaus Ermenrod steht zur Zeit leer. Einige Menschen aus der Ukraine haben auf eigene Faust Platz in privaten Räumen gefunden oder wurden in sie vermittelt. Ich bin den ehrenamtlichen Helfern sehr dankbar, dass sie Geflüchtete zum Arzt oder Einkaufen fahren und beim Ausfüllen der Unterlagen helfen. Zur Zeit kommen nur rund 20 Menschen pro Woche im Vogelsberg an, die Welle vom Anfang ist verflacht.
Bleibt in der Urlaubszeit mehr Raum für strategische Planungen?
Ich schaue eher, dass ich die Bearbeitung von den E-Mails nachhole, die noch nicht beantwortet sind. Für die Arbeit an umfangreicheren Themen nutze ich bisher schon den Donnerstag-Vormittag. Da ist die Verwaltung nicht geöffnet, dann kann ich mich intensiver mit Sachen beschäftigen, ohne dass dauernd das Telefon klingelt. So ist auch die Bewerbung für das IKEK-Programm entstanden. Das war ausgesprochen viel Arbeit, es hat sich aber gelohnt.
Wo kann sich denn eine kleine Kommune wie Feldatal entwickeln?
Einige strategische Ziele in der Gemeinde habe ich auf einer großen Tafel im Büro aufgelistet. Da geht es um barrierefreien Zugang zur Sternwarte und ein Radwegekonzept. Car-Sharing mit Elektro-Mobilen war ein Thema, das mich beschäftigt hat, und das wurde nun auch im IKEK-Forum diskutiert. Für seniorengerechte Wohnungen brauchen wir einen privaten Träger. Es ist toll, dass die Volksbank bereits aktiv wurde. Im IKEK-Verfahren kann in Groß-Felda ein strategischer Sanierungsbereich ausgeweisen werden, der die alte Wurstfabrik mit umfasst.
Steht der Naturschutz einer wirtschaftlichen Entwicklung entegegn?
Wie sind das zweitgrößte Naturschutzgebiet in Hessen. Hier wohnen Menschen, die gerne im Grünen leben, da will keiner qualmende Schornsteine. Die Betriebe vor Ort wissen das zu schätzen. Und sie sind krisensicher in Branchen wie Metallbau und Transportbereich. Bislang haben wir keine Einbußen bei der Gewerbesteuer.
Man hört immer wieder von Verzögerungen im Bausektor, wie kommen die Maßnahmen der Gemeinde voran?
Beim IKEK-Programm sind nach der Sommerpause einige Treffen geplant. Bei den Investitionen sind wir dran, so wird die Beleuchtung in der Feldahalle auf LED umgestellt. Das Dach wird gerade neu gedeckt, dabei werden die Halterungen für die Fotovoltaikanlage berücksichtigt. Der Hof wird aufgegraben, um Leitungen ins Rathaus und Gefrierhaus zu verlegen, die an die PV-Anlage angeschlossen werden. Für den barrierefreien Zugang zum Rathaus warte ich auf den Förderbescheid. Da gehen wir von rund 90 000 Euro Kosten aus, die zu 90 Prozent gefördert werden.
Ist so eine kostenträchtige Maßnahme nötig?
Die Menschen werden älter, da ist es wichtig, dass ihnen der Gang ins Rathaus möglich bleibt. Die Liste der Maßnahmen geht allerdings noch weiter: Beim Baugebiet Stumpertenrod müssen wir schauen, ob die geplanten 430 000 Euro zur Erschließung reichen. Mit der Tourismus-AG haben wir die Beschilderung von Wanderwegen in Angriff genommen. Im Herbst werden wir uns mit den Straßenbeiträgen im Hauptausschuss befassen. Im Bauausschuss geht es um einen Wohnmobilplatz. Da haben wir einiges vor der Brust.
