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Wieder Kurrende-Blasen

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Von: Dieter Graulich

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Eine Tradition: Der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde beim Kurrende-Blasen in Helpershain an der Brücke Vogelsbergstraße - Mühlweg. © Dieter Graulich

Ulrichstein-Helpershain (au). Das »Kurrende-Blasen« ist beim evangelischen Posaunenchor Ulrichstein und Stumpertenrod schon seit Jahren zur Tradition geworden. Alljährlich vor Weihnachten ziehen die Mitglieder des Chores unter Leitung von Daniel Roth durch die Stadt und spielen an verschiedenen Stellen ihre Lieder. Seit einigen Jahren wurde es auch auf andere Stadtteile ausgedehnt.

In diesem Jahr war es Helpershain. Hier wurde am Ringweg, an den beiden Backhäusern am Herzberg und im Oberdorf sowie an der Brücke Vogelsbergstraße - Mühlweg geblasen.

»Kurrende« ist eine vornehmlich seit dem Mittelalter bekannte Bezeichnung für eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die an Heiligabend gegen kleinere Entlohnungen geistliche Lieder vortragen. Die konkreten Handlungen Aufführungen sind regional unterschiedlich und heute allenfalls noch in protestantischen Gegenden verbreitet.

Wie einst Martin Luther

Kurrende leitet sich vom lateinischen »currere« ab, was mit »laufen/umherlaufen« zu übersetzen ist. In seiner ursprünglichen Form zogen die Gruppen von Haus zu Haus, trugen deutsche und lateinische Weihnachtslieder vor und sammelten auf diese Weise Brote, Obst, Nüsse, Süßigkeiten oder kleinere Geldspenden, um damit auch armen Kindern ein würdiges Weihnachtsfest zu ermöglichen.

Unter Kurrende versteht man also eine Form der Armenfürsorge, bei der zumeist Kinder oder auch Betroffene der verarmten Unterschichten selbst durch ritualisierte Handlungen wie Gesang, einer Aufführung oder einem Spiel Almosen sammeln. Dies zählt allgemein zu den Heische-Bräuche. Heischen oder auch Gripschen und Schnörzen sind ehemals bekanntere Umschreibungen für Betteln und Bitten. In ihrer Funktion entsprechen sie grundsätzlichen christlichen Vorstellungen der Nächstenliebe und sind daher mit zahlreichen meist religiösen Brauchterminen verbunden.

Laut Wikipedia wird Martin Luther als Vorbild eines Kurrende-Sängers angesehen und dabei auf seine Schulzeit in Magdeburg und Eisenach verwiesen, wo er den Gesang gepflegt hatte, um »singend an den Türen sein Brot« zu erwerben.

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