Viele haben am Fundament mitgebaut

Ulrichstein (au). Mit einem geschichtlichen Rückblick eröffnete im Spiegelsaal des Innovationszentrum Stadtverordnetenvorsteher Karl Weisensee den Festakt zum Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten 675 Jahre Stadtrechte und 50 Jahre Großgemeinde Ulrichstein.
So sei das Wahrzeichen von Ulrichstein, der Schlossberg, voraussichtlich im 12. Jahrhundert erstellt worden. Wie es zu der damaligen Zeit üblich war, durchlebte er eine wechselvolle Geschichte mit jeweils unterschiedlichen Besitzverhältnissen.
Im 14. Jahrhundert kam dieser Besitz dann als Lehen an die Herren von Eisenbach und 1347 erhielt Ulrichstein von Kaiser Ludwig dem Bayer die Stadtrechte. Nach den Herren von Eisenbach kamen dann die Herren von Riedesel.
Die statistische, topografische und historische Beschreibung des Großherzogtums Hessen berichtet 1830 über Ulrichstein: »Die Stadt liegt im Vogelsberg, drei Stunden von Schotten, hat 164 Häuser und 891 Einwohner, die außer einem Katholiken und 84 Juden evangelisch sind. Das alte merkwürdige Schloss liegt auf einem Basaltwerke, das 2501 hessische Fuß über der Meeresfläche erhoben ist und dient zum Schutz der Beamten.« Zu 50 Jahren Großgemeinde führte Weisensee aus, dass sich am 31. Dezember 1971 im Zuge der Gebietsreform die Stadt Ulrichstein, die Gemeinden Kölzenhain, Rebgeshain, Bobenhausen, Helpershain, Ober-Seibertenrod, Unter-Seibertenrod und Wohnfeld zu einer neuen Gemeinde, der Stadt Ulrichstein zusammenschlossen. Am 1. August 1972 kam dann durch Landesgesetz noch Feldkrücken hinzu. Stadtverordnetenvorsteher Weisensee ging dann auf das Ehrenamt über, »ohne das in den letzten Jahrzehnten nicht das zu erreichen gewesen wäre, wie sich Hessens Bergstädtchen heute präsentiert«. So habe jeder Stadtteil ein Dorfgemeinschaftshaus und ein Feuerwehrgerätehaus.
»Anpacken bei den Stadtverordneten, der Verwaltung, den Ortsbeiräten, den Vereinen und allen Ehrenamtlichen sowie die Zusammenarbeit zwischen den Gremien hat uns das ermöglicht, was wir heute haben«, so Weisensee. Bürgermeister Edwin Schneider wies auf die bereits erfolgten Feiern zu den Jubiläen hin, die mit der Verlegung von Stolpersteinen durch den Künstler Gunter Demnig in Bobenhausen begonnen hatten.
Bauwerke erhalten
Es folgten ein Tag der offenen Tür vom Wasser zum Abwasser, Stadtradeln, Bergmähwiesenfest, Jakobimarkt mit Festumzug 100 Jahre »Chattia«, Ausstellung von Werken des Cartoonisten Uli Stein und Postkartenausstellung von Martin Schmelz, Sternwandertreffen und der Besuch der Torwartlegende Ulrich Stein in Ulrichstein. Die knapp 100 Besucher waren dann begeistert von der Festrede von Prof. Dr. Karl-August Helfenbein. »Corona und der Ukrainekrieg gehen vorbei, aber eine Feier wie die zu 675 Jahren Stadtrechte und 50 Jahre Großgemeinde trägt nachhaltig zur Festigung der Demokratie bei«, so der Festredner. Er ging auf die Leistung der Stadt mit ihren Einwohnern ein und sagte Dank für die Erhaltung der Symbole wie Schlossberg mit Vogelsberggarten, Museum im Vorwerk, Zollhaus und die Kirche, die als Steinbau den Charakter der Stadt unterstütze. Durch die schlechten Böden mit geringen Erträgen sei es im 19. Jahrhundert zu Auswanderungen nach Amerika gekommen, aber im Vogelsberg seien erfolgreich Anstrengungen zum Überleben unternommen worden. Helfenhein wies auf den Anbau von Flachs und dessen Verarbeitung auf Web- stühlen hin. Ein starkes Vereinsleben führe jüngere und ältere Menschen zusammen.
Erster Kreisbeigeordneter Jens Mischak knüpfte daran an und betonte, dass Dutzende von Generationen Ulrichstein mit Leben erfüllten und stark gemacht hätten. Immer lebe eine Stadt davon, wie viel Mut und Weitsicht, Verantwortungsbewusstsein und Entschlusskraft herrschen. »Die Bürger Ulrichsteins können stolz auf die Leistungen der vorigen Generationen sein, in der jüngeren Geschichte, aber auch in den Jahrhunderten zuvor«, so Mischak. In weiteren Grußworten gingen Landtagsabgeordneter Michael Ruhl, Lautertals Bürgermeister Dieter Schäfer und Stadtverordneter Jan Philipp Mettler auf die Leistungen der Stadt und ihren Bürgern ein. Nach den Ehrungen endete der Festakt mit der Nationalhymne, die von Tim Thrin auf der Trompete gespielt wurde. Er sorgte auch für die musikalische Umrahmung des Festaktes.
