1. Gießener Allgemeine
  2. Vogelsbergkreis
  3. Ulrichstein

Ein Symbol für den Gemeinsinn

Erstellt:

Von: Dieter Graulich

Kommentare

au_back_1_260922_4c_2
Haxen kommen in den Ofen. © Dieter Graulich

Ulrichstein-Kölzenhain (au). »Wir sind heute hier zusammengekommen, um für unseren kleinsten Stadtteil Kölzenhain einen Meilenstein offiziell einzuweihen. Das Backhaus wurde von Grund auf saniert und der wichtigste Bestandteil einer solchen Einrichtung, der Backofen, wurde neu aufgebaut«, sagte Bürgermeister Edwin Schneider am Samstagnachmittag bei der Wiedereröffnung des Dorfbackhauses.

Damit sei der Fortbestand dieses kleinen, aber wichtigen Gebäudes über viele Jahrzehnte gesichert.

Das Backen hatte früher eine ganz besondere Bedeutung, denn Brot war das Hauptnahrungsmittel. Nahezu jede Familie, die ausreichend Mehl zur Verfügung hatte, stellte ihr eigenes Brot her. Der Sauerteig wurde zu Hause zubereitet, zu Laiben geformt und auf Backbrettern zum Backhaus getragen oder mit der Schubkarre dorthin gefahren. Die Reihenfolge, wer wann backen durfte, wurde durch Auslosung eine Woche vorher bestimmt und auf einer Tafel im Backhaus angeschrieben. Auch der sonntägliche Kuchen wurde hier gebacken.

Bürgermeister Schneider wies darauf hin, dass die Backhäuser bis in die 1960er Jahre noch in regem Gebrauch waren. Heute hätten sie leider ihre Bedeutung in den Orten verloren. Das Brot werde zuallermeist beim Bäcker gekauft oder in hochmodernen Backöfen zu Hause gebacken.

Die Stadt könne die Backhäuser nur noch zu geringem Maß unterhalten. In Bobenhausen wurde im Zuge des Anbaus an das Feuerwehrgerätehaus das davorstehende Backhaus abgerissen. In Kölzenhain aber sei das Backhaus ein elementar wichtiger Bestandteil der Dorfgemeinschaft. Es gibt hier nur die Feuerwehr und die Jagdgenossenschaft. Und für den Erhalt der Feuerwehr, für die Dorfgemeinschaft und für die Geselligkeit sei das Backhaus nahezu der wichtigste Baustein. Deshalb seien sich der Magistrat und die städtischen Gremien auch schnell einig gewesen, dass es in Kölzenhain unbedingt erhalten werden müsse.

38 000 Euro LEADER-Förderung

Ortsvorsteher Volker Repp sei mit diesem Vorhaben auf die Stadt zugekommen und der Magistrat habe die notwendigen Schritte eingeleitet. Die Arbeit selbst hätten aber die Kölzenhainer Bürger mit Volker Repp an der Spitze erbracht. Die Stadt trat bei den anstehenden Zahlungen in Vorlage. Es gab eine LEADER-Förderung in Höhe von 38 000Euro. Auch die Feuerwehr und die Jagdgenossen hatten finanzielle Beteiligungen zugesagt.

Nach dem Bewilligungsbescheid wurde mit den Arbeiten begonnen, die Ortsvorsteher Repp in einer Präsentation aufzeigte. Er verwies dabei auf 1260 Stunden Eigenleistung der Bürger hin.

Diese stolze Leistung hob auch Anja Püchner, Leiterin des Amts für Wirtschaft und den ländlichen Raum hervor. »Das Ergebnis kann sich sehen lassen«, lobte sie das Engagement. Bürgermeister Schneider zeigte sich zuversichtlich, dass nun weiterhin gute Brote, Haxen, Hähnchen und weitere Leckereien die Feste in Kölzenhain bereichern.

back_ger_270922_4c_1
Ein Gemeinschaftswerk: Die Kölzenhainer haben sich erfolgreich für die Sanierung und damit den Erhalt des Backhauses eingesetzt. © Dieter Graulich

Auch interessant

Kommentare