Trinkwasser in Gefahr
Stadtallendorf (pm). Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Hessen sieht sich in seiner Kritik bestätigt, dass die Altlastenproblematik bei der Planung des Ausbaus der Autobahn A49 unterschätzt worden sei. Die jüngsten Ereignisse zeigten, dass die Klage des BUND berechtigt gewesen sei, sagte Vorstandsmitglied Jochen Kramer. »Der nun nötige Baustopp bestätigt die Planungsfehler.
«
Jetzt bestehe das Risiko der Grundwasserverschmutzung in einem Trinkwassergewinnungsgebiet für eine halbe Million Menschen. »Wir fragen uns, welche Risiken noch im Boden schlummern.« Das Bundesverwaltungsgericht hatte dem BUND darin recht gegeben, dass der Planfeststellungsbeschluss die europäische Wasserrahmenrichtlinie missachte. Es fehle am »wasserwirtschaftlichen Fachplan«. Den Bau hatte es nicht gestoppt, weil es die Möglichkeit nachträglichen Wasserschutzes sieht. Tätig geworden sei das Regierungspräsidium nun offenbar erst nach Hinweisen aus der Bevölkerung, sagt Kramer. »Welche Probleme wären ohne diese Hinweise aufgetreten, und an wie vielen Stellen wird das Grundwasser durch den Autobahnbau nun verschmutzt, weil es keine Hinweise aus der Bevölkerung gibt?«
Die A49 verluafe von Stadtallendorf bis zur Anbindung an die A5 vollständig im Wasserschutzgebiet. Rund dreieinhalb Kilometer lägen sogar in der Schutzzone II, in der keine Löcher gegraben werden dürften, weil die obersten Erdschichten Schmutz und Schadstoffe filtern sollten. Tatsächlich greife die Baustelle in Mittelhessen an vielen Stellen in tiefere Bodenschichten ein. Die natürliche Schutz- und Filterwirkung dieser Schichten werde durchlöchert.
Nach Darstellung des BUND-Vorstands handelt es sich bei der Tri-Halde in Stadtallendorf um die »größte und gefährlichste Rüstungsaltlast in Europa«. Im Abstrom des ehemaligen Rüstungsstandorts liege die Wassergewinnung des Zweckverbands Mittelhessischer Wasserwerke (ZMW). Im Herrenwald durchquere die Autobahn eine »hochbrisante Altlast«, auf dem Grundwasserkörper liege eine Blase aus giftigem Trinitrotoluol.
Nach langen hydrogeologischen Untersuchungen sei ein ausbalanciertes System von Brunnen errichtet worden, das die Grundwasserströmung von den Trinkwasserbrunnen wegleite. Die oberen Bodenschichten zu durchschneiden, gefährde diese Balance.