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»Tolle Chance« fürs Wirgefühl

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Von: Kerstin Schneider

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Die Homberger Innenstadt hat einiges zu bieten, kämpft aber seit Jahren mit dem Leerstand früherer Geschäfte, Initiativen, dem zu begegnen, sind bislang gescheitert. Allerdings will in der nächsten Zeit in einem Ladenlokal wieder eine Blumen- und Floristikanbieterin einziehen. © Kerstin Schneider

Feldatal und Homberg sind neue Förderschwerpunkte der Dorfentwicklung. Ziel ist es, die Dörfer im ländlichen Raum als attraktiven Lebensraum zu erhalten und weiterzuentwickeln. Ein Anfang ist gemacht, denn in der Corona-Pandemie haben immer mehr gerade junge Familien ihr Herz fürs Land entdeckt.

Bis zu 250 000 Euro winken teilnehmenden Kommunen im Rahmen des IKEK-Programms als Förderung. Beim neuen Programm geht es aber nicht um die gute »alte« Dorferneuerung. Die Vorgänger-Dorferneuerung hat jeden Ort für sich betrachtet. Es wurden Gemeinschaftshäuser saniert oder neu gebaut oder Backhäuser renoviert. Beim neuen IKEK geht es um eine Gesamtkonzept, um die ländlichen Gemeinden fit für die Zukunft zu machen. Und da braucht es aus Sicht der Landesregierung noch mehr als Glasfaseranschlüsse und Bauplätze.

»Was trägt mein Ort zur Gesamtgemeinde bei?«, so umschreibt die Homberger Bürgermeisterin Claudia Blum eine Kernfrage. 2018 hatte sich die Stadt schon einmal beworben und die Bewerbung wieder zurückgestellt, um es noch einmal zu versuchen. Groß war deshalb die Freude über den Zuschlag.

Nun geht es darum, ein Konzept zu entwickeln. Parallel dazu wird ein Teilnahmeverfahren gestartet. Leider könnten aufgrund der zahlenmäßigen Begrenzung auf 15 nicht aus allen Stadtteilen Vertreter entsandt werden, so Blum. Anschließend wird ein Fachbüro ausgewählt.

Blum ist in der Konzeptphase noch dabei, die Hauptarbeit wird ab März ihr Nachfolger oder ihre Nachfolgerin haben. Noch in diesem Jahr soll, wenn es nach ihren Wünschen geht, ein Fachbüro beauftragt werden. In einer Mischung aus öffentlichen Präsenzveranstaltungen und digitalen Formaten kann danach die Beteiligung starten Grundsätzlich werde es auch darum gehen, »Innenentwicklung vor der Außenentwicklung zu stärken«.

Dennoch brauchen all jene wohl keine Sorge zu haben. die meinen, dass auf den Dörfern keine Bauplätze mehr ausgewiesen werden können. Für eine Genehmigung von Bauplätzen in der Erbsengasse in Ober-Ofleiden stehen die Chancen laut Blum gut. Das liege auch am vorhandenen Baulückenkataster. Das hat zwar etliche Lücken ergeben, aber nur rund 17 Besitzer wären, bereit, sich von ihrem Grundstück zu trennen.

Was sich Blum vom Programm wünscht? »Dass es einen Beitrag zum Zusammenhalt in der Großgemeinde leistet.« Sie erhofft sich einen positiven Schub für die Kernstadt und für die Stadtteile »unabhängig von der Problematik durch die Autobahn 49.« Diese sei ja in der öffentlichen Wahrnehmung inzwischen sehr negativ besetzt, »auch wenn es fraglich ist, wie es weite Teile der Bevölkerung tatsächlich sehen.«

Ein weiteres Ziel: »Wir wollen die Einwohnermarke von 7500 halten, weil daran einiges hängt, auch an finanziellen Zuweisungen. Allerdings liegt die Kommune derzeit mit 7300 einiges darunter. »Es ist also noch einiges zu tun.«

Auch Feldatals Bürgermeister Leopold Bach verspricht sich von der Teilnahme einiges: Neuer Wohnraum in den Ortskernen, Erhalt historischer Baukultur, soziale Treffpunkte und eine Verbesserung der Infrastruktur sind nur einige Themen, die angeschoben werden sollen, zählt er auf. Die positive Entwicklung aller Ortsteile sei die Hauptaufgabe der Gemeinde. »Wir setzen unsere Investitionsschwerpunkte aus wirtschaftlichen Gründen in der Regel vor allem dort, wo Fördermittel zur Verfügung stehen oder akquiriert werden können«.

Mit Blick auf die vor 50 Jahren vollzogene Gebietsreform sei der Einstieg in das Dorfentwicklungsprogramm eine »tolle Chance, das Wirgefühl noch mehr zu stärken, die Gemeinde als Ganzes weiter nach vorne zu bringen«.

Bach: »Die Dorfentwicklung setzt unglaubliche Potenziale frei. Sie motiviert auch zum Dialog über weitere gesellschaftliche Themen wie die Altersstruktur im Ort, die Innenentwicklung, die Aufenthaltsqualität und das gemeinsame Dorfleben«.

Die bisherige Dorferneuerung in Stumpertenrod und Köddingen habe gezeigt, was möglich ist. Ziel sei ein Förderkonzept, »das die gesamte Gemeinde weiterbringt und die Lebensqualität langfristig sichert«. Konkrete Ziele sollen mit den Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet werden.

Aktuell ist laut Bach in den sieben Dörfern momentan kein nennenswerter bzw. besorgniserregender Gebäudeleerstand zu verzeichnen. »Gebäude mit guter Bausubstanz finden in kurzer Zeit Käufer«. Künftig dürften aber Gebäude mit schlechter Bausubstanz (insbesondere im Ortskern) Problemobjekte werden. Bedingt durch die innerörtlichen Siedlungsstrukturen komme ein Abriss infrage. In einem Fall habe die Gemeinde bereits erste Schritte eingeleitet.

Bei den aktuellen Kaufverträgen bestehe zurzeit die subjektive Wahrnehmung, dass besonders Familien mit Kindern aus der Stadt Immobilien in Feldatal erwerben, »dieses könnte dem Trend der Überalterung der Bevölkerung entgegenwirken. In Feldatal stehen aktuell noch einige Bauplätze zur Verfügung«.

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ks_1-B_151109_4c_1 © Joachim Legatis
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