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»Teil des Publikums ist deutlich jünger«

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Von: Karola Schepp

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Andy Scott ist auch noch mit 73 Jahren »Mastermind« der Gruppe Sweet. © Karola Schepp

Die britische Rockband The Sweet, die in den Siebzigern mit Hits wie »Fox on the run« oder »The Ballroom Blitz« Furore machte, geht noch immer auf Tour. Am Dienstag, 8. November, sind sie ab 20 Uhr in der Gießener Kongresshalle zu Gast. »Mastermind« Andy Scott erzählt vor dem Auftritt, warum er noch gerne Konzerte gibt.

The Sweet ist wieder aktiv wie zu besten Zeiten. Warum drehen Sie noch einmal so auf?

Solange das Publikum unsere Musik mag, warum sollten wir aufhören? Nächstes Jahr werden wir ein neues Studioalbum herausbringen und wir alle haben Songs zu dem Projekt beigesteuert. Als Produzent habe ich zwar die letzte Entscheidung, aber ich bin glücklich, wie sich alles entwickelt hat. Meine alten Knochen tun sich mit dem Reisen ein bisschen schwer, deshalb überlegen wir, wie wir das in Zukunft bewerkstelligen können. Ich will weiter auf Tour gehen. Daher achte ich auf meine Gesundheit.

Was hat sie als Kind musikalisch beeinflusst und sie diese besondere Mischung aus Hardrock und »Bubbelgum« kreieren lassen?

Meine ersten Einflüsse waren die britische Band The Shadows, Cliff Richards Begleitband, dicht gefolgt von den Beatles. In den Sechzigern waren es The Who, The Kinks, The Stones, die Eindruck hinterlassen haben. Die große Revolution kam dann mit Cream, Led Zeppelin und Hendrix. »Sgt. Pepper« von den Beatles und »Pet Sounds« von den Beach Boys hat mich weggeblasen. 1967 hat meine Band »The Elastic Band« Jimmi supported auf seiner ersten Tour durch Großbritannien. Da sind wir ihm ganz nah gekommen. Gib dazu noch ein bisschen Jeff Beck und Randy California und du hast den Geschmack von Rock und Pop.

Die Musik von Sweet hat viele andere Rockstars inspiriert. Was macht Sie dabei besonders stolz?

Wenn Sweet Einfluss gehabt hat auf andere, etwa auf Def Leppard, dann ist ihr Erfolg eben »quite sweet« (lacht).

Für die meisten Sweet-Fans sind die Konzerte mit Andy Scott ein Reise in ihre Jugend.

Wir beobachten, dass ein Teil des Publikums deutlich jünger ist. Die kennen alle Texte! Da haben das Internet und der offizielle Sweet-YouTube-Kanal geholfen.

Sie sind das letzte lebende Gründungsmitglied von Sweet. Wie haben Sie es geschafft, den Sweet- Spirit aufrechtzuerhalten?

Ich habe das schon so oft gesagt: Wenn Du Dein Leben nicht genießt, ändere es. Den Spirit von Sweet aufrechtzuerhalten ist genau das Ding. Die Jungs in meiner Band haben exakt diesen Spirit. Gesanglich ist es superb und ich versichere, es klingt großartig - genau wie auf den Aufnahmen, aber 100 Prozent live.

Wie schwierig war es, in Lockdown und Pandemie an einem neuen Album zu arbeiten?

Wenn ich zurückschaue, wie wir das Album »Isolation Boulevard« gemacht haben, dann bin ich wirklich stolz. Der Großteil wurde in meinem Studio aufgenommen - mit ein paar Bits aus der Ferne. Wir haben eine Menge gelernt. Weil das Internet nicht überall gleich stabil war, war es nicht einfach, Dinge gleichzeitig einzuspielen. Wir hätten schon gekonnt, aber so hatte der Techniker eben eine gute Zeit beim Synchronisieren der Tracks (lacht). Wie auch immer, wir hatten eine Menge Spaß in der Einsamkeit.

Erschwert Ihnen der Brexit das Leben als viel reisender Rockstar nicht sehr?

Alle britischen Politiker vermeiden das B-Wort. Aber der Brexit war definitiv nicht die beste Entscheidung für das Vereinigte Königreich. Es stört unsere Reiseaktivitäten in jeder Hinsicht. So sehr, dass ich mittlerweile unruhig werde, wenn ich nur einen Flughafen sehe. Die Flüge und die Crews sind immer noch liebenswürdig (wir versuchen möglichst British Airways zu nehmen), aber die »neuen Reisepassregeln« unserer Regierung sind einfach nur..... Blame them!

Ihr langes Haar - und Sie schwören es sei echt - ist Ihr Markenzeichen. Haben Sie jemals daran gedacht es abzuschneiden?

Es sind definitiv meine eigenen Haare. 2009 wurde bei mir Prostatakrebs diagnostiziert und ein guter Freund von mir hat vorgeschlagen, wir könnten ja schon mal Hüte kaufen gehen. Ich hatte Behandlungen, ohne dass ich meine Haare verloren habe, und da habe ich entschieden, sie auch nicht abzuschneiden. Mittlerweile sind sie weiß-blond geworden, als ich in Kalifornien in Reha war. Das gefällt mir. Wenn ich sie tatsächlich doch eines Tages verlieren sollte, schere ich mir eine Glatze.

Ist es wahr, dass Sie es zu Hause am liebsten ganz still haben möchten?

Das ist wahr. Da haben Sie gut recherchiert. Ich scherze schon mal, dass ich zwar gerne Krach mache, aber keinen hören möchte. Ich habe eine Vielzahl von Geräten, mit denen ich überall im Haus Mixes anhören kann und natürlich auch andere Musik. Und auch Planet Radio kriegt von mir ein »Daumen hoch«.

Was haben Sie als nächstes vor?

Im November sind wir in Deutschland auf Tour. Gefolgt von einer Tour durch U.K, im Dezember. Was auch immer das Jahr 2023 bringt, es wird ein neues Sweet-Album geben. Anfang nächsten Jahres werde ich mal eine Pause für meine Gesundheit einlegen (Fischen gehen oder mit dem Hund laufen). Dann werden wir wieder »on the road« sein, in Deutschland und anderen Teilen Europas.

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