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Strom mal selber machen

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Bei einem Workshop kann man lernen,ein Windrad für die eigene Stromerzeugung zu bauen. © Red

Während sich landauf-landab immer größere Rotoren an Windkraftanlagen drehen, geht der Herbsteiner Jonathan Schreiber einen anderen Weg. Er zeigt Interessierten, wie sich ein eigenes Windrad bauen und damit Strom erzeugen können.

Strom wird immer teurer, der Ausbau der Windkraft ist umstritten, weil sich viele an der Optik der riesigen Anlagen stören. Aber es gibt einen gegenläufigen, wenn auch noch bescheidenen Trend. » Ein kleines Windrad, das aus milden Brisen und wilden Stürmen rund um dein Zuhause nützliche Energie macht, gebaut aus ganz einfacher Technik,« das verspricht der junge Vogelsberger Jonathan Schreiber. Seit Jahren erprobt und bewährt hätten sich die Windrad-Selbstbauworkshops, wirbt er für einen Kurs, der am kommmenden Mittwoch in Altenschlirf (Kalte Mühle) startet. Dabei wird in fünf Tagen von den Teilnehmer ein Windrad gebaut, wobei alle Schritte im Detail erklärt und begleitet werden. Jonathan Schreiber befasst sich beruflich viel mit Kleinwindkraft. Er leitet Workshops und entwickelt Selbstbau-Lösungen für Energieversorgung und Mobilität. Er selbst verbrachte nach eigenen Worten viel Zeit auf der Scoraig Halbinsel bei Windkraftpionier Hugh Piggott und eignete sich dort sein Fachwissen an. Auf der kleinen Insel ohne Stromnetz hat sich eine eigene Form der Windnutzung etabliert.

In Schottland in der Lehre

Piggott entwickelte im windigen Schottland ein robustes Design für Selbstbau-Windräder, »die den Vergleich mit kommerziellen Kleinwindrädern nicht scheuen müssen«. Die Teilnehmer des Workshops bekämen einen praktischen Zugang zu einer Vielzahl an Arbeitstechniken aus Maschinenbau und Elektrotechnik. »Verwendung finden dabei einfache und leicht zu beschaffende Materialien. Außerdem wird vermittelt, wie ein solches Kleinwindrad zur Energieversorgung effektiv im Insel- oder Netzbetrieb eingesetzt wird, sowie was zum Aufbau eines autarken Inselsystems benötigt wird«.

Jonathan Schreiber hat schon als 13-Jähriger sein erstes Windrad gebaut - inzwischen ist er ein Experte auf dem Gebiet und bietet an den unterschiedlichsten Plätzen der Welt Workshops an, bei denen jeder lernen kann, wie ein Kleinwindrad zur Energieversorgung effektiv im Insel- oder Netzbetrieb eingesetzt wird und was für Aufbau und Auslegung eines solchen autarken Inselsystems benötigt wird. Für ihn begann die Geschichte »mit der Begeisterung für selbstgemachte, einfache und nachhaltige Technik, insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien«. Schreiber fuhr mehrfach nach Schottland, arbeitete mit Pigott zusammen und schon bald gründete er das Projekt PureSelfMade mit dem Ziel »meine persönliche Erfahrung und Hugh’s Wissen nützlich zu verbreiten und Menschen zu inspirieren, selbst Hand anzulegen.« Beim Selbstbau eines Kleinwindrades gehe es nicht nur ums Strom erzeugen - eine große Rolle spiele das Bauen selbst. Dabei bestehe die Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern und sich an neuen handwerklichen Techniken zu versuchen, oder etwas mehr über die Funktionsweise des Windrades zu lernen.

Der Bauprozess sei vielseitig: Vom Generator bis zu den Rotorblättern wird alles selbst gemacht. Das Selbstbauen schaffe nicht nur eine Verbundenheit mit dem Windrad und »vervielfacht die Freude über den erzeugten Strom, auch Wartung oder Reparatur werden durch das beim Bau erworbene Verständnis des Systems zum Kinderspiel«. Wer sich nur für die Theorie begeistert oder einfach diesen engagierten Experten einmal persönlich erleben möchte, kann an einem öffentlichen Vortrag am Mittwoch, 27. April teilnehmen. Die Teilnahme erfolgt gegen einen Spendenbeitrag nach Selbsteinschätzung (mittlerer Richtwert 20 Euro) - der Veranstaltungort wird nach Anmeldung bekanntgegeben.

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