Schnippschnapp für guten Zweck

Mit Haaren die Meere säubern, Aluminium getrennt sammeln, auf Wassersparkurs gehen und falls möglich auch noch Gutes tun: All das hat sich ein kleiner Friseursalon im Alsfelder Stadtteil Altenburg auf die Fahnen geschrieben: Jovana Johnson möchte klimabewusst handeln und hat dafür nun die passenden Partner gefunden.
Alles begann mit einem Bericht über die Superkraft von Haaren - und zwar von abgeschnittenen. Verdichtet zu einer festen Rolle, kann die besondere Eigenschaft von Haaren, viel Fett aufzusaugen, für die Reinigung von Gewässern genutzt werden: Öl, Benzin, Sonnenmilchreste - alle diese Stoffe bleiben in den saugfähigen Haarrollen hängen und können somit schnell und einfach aus dem Wasser geholt werden.
Für Jovana Johnson, die seit bald zwanzig Jahren mit ihrem Friseursalon in Altenburg tätig ist, war das ein Schlüsselmoment: »Schon lange habe ich mich gefragt, was ich tun könnte, um einen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu leisten, ohne dass dies gleich zu meiner Hauptbeschäftigung wird«, so die Friseurmeisterin, die zugibt: »Alles, was ich als Einzelperson aus meinem Alltag heraus hätte tun können, schien mir viel zu klein.«
Ein Kilo Haar filtert acht Kilo Öl
Doch dann kam mit der Initiative »Hair help the Oceans« so allerhand ins Rollen: »Als erstes haben wir uns bei ›Hair help the Oceans‹ angemeldet«, berichtet Johnson. Für einen monatlichen Beitrag stellt die Organisation die Logistik für die Abholung und Wiederverwertung der abgeschnittenen Haare. Darüber hinaus spendet sie pro Partnersalon einen Euro für die Befreiung des Meeres von Plastik und investiert in Forschung und Entwicklung für eigene Aufbereitungssysteme. Eingesetzt werden die Haarfilter inzwischen weltweit in Seen und Gewässern, vor Industriegebieten und an Küsten. Im Sommer 2019 kamen die Haarfilter auch vor Mauritius zum Einsatz, als dort ein Frachter auf Grund lief und mehrere tausend Tonnen Öl verlor.
»Ein Kilogramm Haare kann acht Kilogramm Öl aus dem Wasser filtern. Für ein Kilogramm muss ein kleiner Salon wie unserer zwar lange schneiden, aber wenn man bedenkt, dass wir in Deutschland allein 83 000 Friseursalons haben, die fast alle die Haare im Restmüll entsorgen, kämen sicher viele hundert Kilogramm Haare am Tag zusammen, wenn alle mitmachen würden.«
Daher möchten Jovana Johnson und ihre Mitarbeiterin Verena Klug auch alle Kolleginnen und Kollegen dazu motivieren, mitzumachen, denn: »In die Verwertung zur Gewässerreinigung kommen nur normale Haarabschnitte. Wenn sich eine Kundin von einem langen Zopf trennen will, dann führt ›Hair help the Oceans‹ diese Haare, die sich zur Herstellung von Perücken eignen, einer gemeinnützigen Organisation zu, die Perücken für krebskranke Menschen herstellt.« Doch mit dieser einen Aktion gab Jovana Johnson sich nicht zufrieden, denn etwa zeitgleich entdeckte sie eine eigens für Friseure ins Leben gerufene Möglichkeit des Aluminium-Recyclings. »Im täglichen Betrieb fällt mit den Alu-Streifen beim Färben und den Farbtuben viel Müll aus Aluminium an, und es macht wirklich keine Mühe, diesen separat zu sammeln.
Das Recycling von Aluminium spart bis zu 80 Prozent CO2 - leichter kann man die Klimabilanz eines kleinen Betriebs wie dem unseren nicht verbessern«, freut sich die Inhaberin und hofft, dass auch hier möglichst viele Betriebe nachziehen. Mit Hilfe der Organisation »Wastemonkey« optimiert sie stetig ihre Recyclingquote, denn neben Unterstützung bei der Entsorgung schaut »Wastemonkey« auch stets nach neuen Ressourcen-Sparmöglichkeiten in den Partnerunternehmen. Eine ganze Reihe an Öko-Zertifikaten belegt ab jetzt den Einsatz von Jovana Johnsons Friseursalon für Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Ein Engagement, dass die Friseurin beflügelt: »Wir achten nicht nur darauf, welche Verpackungsstoffe unsere Lieferanten nutzen - so hat Schwarzkopf schon jetzt eine hohe Recyclingquote bei seinen Verpackungen -, sondern wir suchen auch ständig nach Möglichkeiten, nachhaltiger zu wirtschaften.«
Als nächstes steht der Wasserverbrauch auf dem Prüfstein. Zum einen soll der Zufluss von warmem Wasser für die Haarwäsche beschleunigt werden, sodass möglichst wenig kaltes Wasser wegläuft, bis die Wohlfühltemperatur erreicht ist, zum anderen tüfteln Klug und Johnson gerade Wassersparaufsätze aus, die zwar Wasser sparen, aber auch noch so gut sind, dass sie Farbe ausspülen können.
Für Jovana Johnson sind all das gute Optionen - ihr Fazit: »Es ist uns doch allen klar, dass wir etwas zu müssen, um die Umwelt zu schützen, und oft scheitern wir daran, dass wir glauben, man selbst könne nichts bewirken, Aber wir alle haben Möglichkeiten, kleine und große im Alltag und an der Arbeit - die können wir finden und nutzen.«