Raps blüht - Preis sinkt

Die gelb blühenden Rapsfelder stechen derzeit überall ins Auge. Mit Beginn der Blüte schauen die Bauern auch schon auf die Ernte. Dieser Ausblick ist aber etwas getrübt. Die im vergangenen Jahr deutlich gestiegenen Preise sind wieder gefallen. Europaweit ist viel Raps auf dem Markt - unter anderem aus der Ukraine.
Die Startbedingungen für den Anbau von Raps waren nicht optimal. Die Aussaat fand aufgrund von Trockenheit oft erst im September statt und dann war es noch zur Blütezeit anfangs sehr nass. Doch dann kam die Blüte voll in Schwung.
Viel vom Raps landet nach der Ernte bei der Raiffeisen Waren GmbH in Alsfeld. Die wenigsten Landwirte haben die Lagerfläche dafür. Zudem kann Raps unter einfachen Bedingungen nicht sehr lange gelagert werden, sonst erwärmt er sich und verbrennt im wahrsten Sinne des Wortes. Bei Raiffeisen (es gibt noch andere Abnehmer etwa in Kirchhain) wird er nach der Abnahme heruntergekühlt, und im Laufe der nächsten zwölf Monate kontinuierlich an Ölmühlen zur Verarbeitung weitergegeben, sagt Raiffeisen-Geschäftsführer Lothar George auf Anfrage dieser Zeitung.
In den Mühlen wird der Raps zu Schrot für Viehfutter und zu Speiseöl sowie bei einem kleineren Teil zu sogenanntem Biodiesel weiterverarbeitet. Die Ölmühlen befinden sich historisch an großen Wasserstraßen, meist am Rhein.
Im Vogelsberger Raum war die Anbaufläche eine Weile gestiegen. Dann wurde das Wachstum drei bis vier Jahre lang durch den sogenannten Rapsglanzkäfer ausgebremst, der sich durch die Bestände fraß. Auch wegen gestiegener Preise lohnte sich der Anbau dann zuletzt wieder mehr. Zudem hat die lange kühle Witterung die Käferentwicklung nicht gefördert.
Allerdings sinken die Preise inzwischen wieder deutlich, dürften sich bei den rund 400 Euro der vergangenen Jahre einpendeln. Derzeit seien die Rapspreise aber »so niedrig wie zuletzt im Februar 2021«, heißt es bei »agrarheute«.
Im Jahr 2021 lieferten heimische Landwirte rund 10 000 Tonnen Raps in Alsfeld an, im vergangenen Jahr waren es dann rund 14 000 Tonnen. »In diesem Jahr werden wir uns wohl in der Größenordnung des vergangenen Jahres bewegen,« so Lothar George. Die Ernte werde in diesem Jahr später beginnen und die Früchte der jetzt gelb blühenden Felder dann Ende Juli/Anfang August angeliefert.
Was die heimische Ölpflanze Raps für Landwirtschaft und Verbraucher bedeutet, erklärten dieser Tage Karsten Schmal, Präsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV), und Ernst Winfried Döhne, Vorsitzender der Hessischen Erzeugerorganisation für Raps.
Schmal informierte insbesondere über die aktuelle Entwicklung, Leistungen und Vorteile des Rapsanbaus in Hessen. Ernst Winfried Döhne stellte die vielfältige Nutzung von nachhaltig erzeugtem Raps sowie die Nutzung als Biokraftstoff vor.
»Vielerorts bereichern die gelb blühenden Rapsfelder unsere Kulturlandschaft bereits wieder, von der Vollblüte sind wir jetzt nicht mehr weit entfernt«, sagte HBV-Präsident Schmal. Grund für die in diesem Jahr verspätete Blüte waren die Kälte und der viele Regen in den vergangenen Wochen. Dadurch hatte sich das Wachstum der Pflanzen sehr verzögert. Generell habe der Rapsanbau in den vergangenen Jahren wieder deutlich zugelegt, so Schmal weiter.
Nicht nur als Bienenfutter und in getreidereichen Fruchtfolgen bringe der Raps Vorteile. Auch die Nebenprodukte würden zur Verbesserung der Ernährungsversorgung beitragen. Rapsschrot wird beispielsweise an Rinder oder Schweine verfüttert und reduziert so die Abhängigkeit von Futtermittelimporten aus dem Ausland. Zudem kann Raps auch als Biokraftstoff eingesetzt werden. Diese Nutzung sei durch einen Gesetzesentwurf des Bundesumweltministeriums jedoch gefährdet, da dieser ein Verbot des Einsatzes von Anbaubiomasse als Kraftstoff vorsieht. Döhne hat nach eigenen Worten dafür kein Verständnis, »da zum einen die Wirtschaftlichkeit des Rapsanbaus verschlechtert und zum anderen neue Importabhängigkeiten geschaffen würden.«