Problem ist die Waschbärvermehrung
Leserbrief zu »Problembär und Düngepflanze«
Im Vorspann des Artikels zu den invasiven Arten lese ich, man müsse »manche (invasive Arten) bekämpfen, andere im Auge behalten«. Welche man nun bekämpfen muss, geht leider aus dem Artikel nicht hervor. Der Waschbär »knabbert« auch nicht an den Eiern des Rotmilans, sondern er frisst sie ebenso wie alle anderen Vogeleier und Jungvögel, die er findet. Und es gibt unter den Waschbären auch nicht nur einzelne »Problembären«, sondern sie fressen alles, was zu ihrem Nahrungsspektrum gehört. Das ist völlig normal.
Man kann auch nicht beliebig viele Kuntstoffmanschetten in die Umwelt bringen. Kunststoffvermeidung ist nun mal das nächste Problemthema und was für Haushalte gilt, sollte vor allem für die freie Natur gelten.
Das größte Problem ist die Vermehrungsrate der Waschbären. Die kennen wir einmal aus den Jagdstrecken. Zum anderen sind die Zuwachsraten wissenschaftlich belegt. Bei einer Ausgangssituation von zehn Fähen (Weibchen) und zehn Rüden und einem Nachwuchs von durchschnittlich vier Welpen 50 Prozent weiblich und 50 Prozent männlich, ergibt sich im folgenden Jahr bereits eine Population von 60 Tieren und im fünften Jahr dann eine Population von 880 (!) Tieren.
Diese Annahme beruht darauf, dass keine Entnahme durch Bejagung stattfindet. Die Jagd kann sehr wohl den Waschbären stark dezimieren, wenn diese nicht behindert, sondern gefördert wird.
Dies belegen Untersuchungen aus den amerikanischen Verbreitungsgebieten, in denen der Waschbär gut bis sehr gut untersucht wurde (Lotze et Anderson 1979, Kaufmann 1982, Sanderson 1987). Der Waschbär wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Amerika aufgrund seines wertvollen Pelzes stark verfolgt.
Viele Populationen erreichten deswegen in den 1930er Jahren einen Tiefstand (Sanderson 1951 und 1987). Aufgrund des nachlassenden Jagddruckes während der Kriegsjahre und durch veränderte Jagdzeiten trat gegen 1940 wieder eine Trendwende ein (Sanderson 1951 und 1987, Lynch 1971, Houston et Houston 1973, Fritzell 1982).
Leider wird im Hessenland die Bejagung des Waschbären durch die Einführung von langen Schonzeiten behindert, anstatt sie zu fördern.
Helmut Nickel, Vorsitzender Jägervereinigung Oberhessen, Grünberg