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Pflege: Zahl der Anträge steigt

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Seit September greift die Tarifbezahlung in der Pflege. Sie wird derzeit in den Vogelsberger Alten- und Pflegeheimen umgesetzt. Für Heimbewohner und Angehörige steigen sehr wahrscheinlich die monatlichen Kosten. © DPA Deutsche Presseagentur

In der Altenpflege braucht es mehr Pflegekräfte. Das ist seit langem bekannt. Deshalb werden seit dem 1. September nur noch Pflegeeinrichtungen zugelassen, die ihre Mitarbeiter nach Tarif bezahlen. Im Vogelsberg läuft derzeit die Umsetzung der neuen Tarifregelungen. Eines ist schon sicher: Heimbewohner und ihre Angehörigen müssen sich auf höhere Kosten einstellen.

Beschäftigte in der Pflege müssen nun nach Tarif oder mindestens in Höhe eines Tarifvertrags oder einer kirchlichen Arbeitsrechtsregelung bezahlt werden. Der Vogelsbergkreis arbeitet derzeit in Zusammenarbeit mit den Landespflegekassen an der Umsetzung des Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetzes (GWVG), teilen die Verantwortlichen mit.

Das neue Gesetz bedeutet für Pflegebedürftige einen teilweise enormen Anstieg der Eigenanteile von 50 Prozent und mehr. Entsprechende Berichte aus anderen Regionen waren hierüber schon zu lesen. Teilweise wurden Heimbewohnern auf einen Schlag hunderte Euro mehr im Monat in Rechnung gestellt.

Die Regierung hatte Hilfe versprochen. Die zusätzlichen Belastungen würden »teilweise durch den ab 1. Januar 2022 gezahlten Zuschuss der Pflegekassen zu den pflegebedingten Aufwendungen gedeckt«.

Um Pflegebedürftige vor Überforderung durch steigende Kosten zu schützen, zahlt die Pflegeversicherung bei der Versorgung im Pflegeheim seit dem 1. Januar neben der Leistung laut Pflegegrad noch einen Zuschlag. Der steigt mit der Dauer der Pflege. Im ersten Jahr trägt die Pflegekasse 5 Prozent des pflegebedingten Eigenanteils, im zweiten Jahr 25 Prozent, im dritten Jahr 45 Prozent und danach 70 Prozent. Diese Zuschläge werden zusätzlich gezahlt.

Pflegezeiten in vollstationärer Pflege vor dem 1. Januar 2022 werden bei der Ermittlung der Verweildauer mitgezählt. Grundsätzlich wird ein Kalendermonat voll berücksichtigt, sobald mindestens ein Leistungstag auf ihn entfällt.

Betroffen sind im Vogelsbergkreis 19 von 21 Alten- und Pflegeheimen, eine Kurzzeitpflege und sechs Tagespflegen. Diese seien nun »in einem Überleitungsverfahren oder in einer individuellen Pflegesatzverhandlung in neue Pflegesätze überzuleiten«. Zu den finanziellen Auswirkungen kann derzeit laut Vogelsbergkreis noch keine Aussage getroffen werden, da erst die wenigsten Einrichtungen das Verfahren abgeschlossen hätten. Aber: Die Einrichtungen hätten den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen bereits Preiserhöhungen angekündigt. Da viele diese nicht stemmen können, verzeichne der Bereich »Hilfe zur Pflege« beim Kreis »steigende Antragszahlen und einen hohen Beratungsbedarf.«

Ebenfals die Altenheime betrifft ein Vorhaben zur Prävention von hitzebedingten Störungen und Sterbefällen. Dabei sollen die Alten- und Pflegeheime im Kreis unterstützt werden, um sich bestmöglich auf Hitzeperioden im Sommer vorzubereiten. Hierzu soll eine Interview-Befragung der Einrichtungen erfolgen.

Hilfe bei Hitzewellen

Heime würden darüber informiert, dass es hier um Hilfe und Unterstützung geht und nicht darum, »mögliche Defizite aufzuzeigen«. Das Projekt soll, wenn möglich, auch auf den ambulanten Bereich ausgeweitet werden. Die Ärzte im Vogelsbergkreis würden ebenfalls über das geplante Vorhaben informiert. Vor kurzem startete das Gesundheitsamt zudem eine Anfrage per E-Mail an alle Alten- und Pflegeheime sowie an alle Krankenhäuser des Vogelsbergkreises.

Aufgrund einer im Winter drohenden Gasmangellage durch den Krieg in der Ukraine bat das Gesundheitsamt um eine Bestandsaufnahme der aktuellen Wärmeversorgung. Ferner wurde um Mitteilung gebeten, wie im Falle einer tatsächlichen Gasmangellage verfahren werden kann.

Die Ergebnisse der Anfrage unterscheiden sich dahingehend, dass manche Einrichtungen ihre Wärmeversorgung derzeit noch vollständig mit Heizöl gewährleisten, andere sind bei ihrem Gasanbieter als »geschützte Kunden« eingetragen und sind somit für den Winter gewappnet und weitere arbeiten an einem Notfallkonzept.

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