Olaf Schubert und die Gürtellinie

Gießen (bac). »Zeit für Rebellen«: Mit diesem neuen Programm war Comedian Olaf Schubert (alias Michael Haubold) nach Pandemieabstinenz in der Kongresshalle zu Gast. Nun, ein kleiner Rebell war Olaf Schubert eigentlich schon immer, zumindest glaubt er es, denn eigentlich ist er der Inbegriff eines Antihelden, der ein wenig aus der Zeit gefallen ist:
Er ist so dünn wie ein Spargel; seine Haarfrisur: oben wenig, dafür sind die Locken umso länger; zudem trägt er einen Pullunder, der eigentlich schon in den 1970er Jahren unmodisch war. Das sind seine Markenzeichen. Für seine ironischen Understatements ist er bekannt, und diese bedient er prächtig mit seiner Bühnenfigur Olaf. Er stand nicht allein auf der Bühne, sondern hatte zwei Freunde im Schlepptau, die ihn musikalisch bei seinen Eigenkompositionen unterstützten. Zusammen ergab dies die hochvergnügliche Mischung »Olaf Schubert und seine Freunde« mit Herrn Stephan (Bass, Trompete, Gesang) und Jochen Barkas (Gitarre, Gesang), die jedoch gehörig einstecken mussten.
Er fühlt sich allen Rebellionen verbunden, schließlich weiß er ja wovon er redet: Hatte er nicht die Wende 1989 maßgeblich mitgestaltet? Allerdings ist das mit den Protesten heute auch nicht mehr so wie früher, denn vor 11 Uhr kann man ihn nicht mehr für eine Demo gewinnen, denn: Schönheitsschlaf muss sein. Der Mann der klaren Worte, der immer einen Nachsatz parat hat, der das Vorhergesagte ironisiert, zeigte sich damit in Bestform. Seine Scherze waren zuweilen hart an der Gürtellinie, einige gingen auch darunter, doch das kam bei seinem Publikum mehr als gut an, das wie er langsam »friedhofsblond« werde, wie er meinte. Nach zwei Stunden entließ er seine Zuhörer wieder in das »brutale, reale Leben«.