Natürlich bunt

Bunter Eier sind an Ostern kaum wegzudenken. Gemeinsames Eierfärben ist für viele Tradition, und die Farbtechniken sind heutzutage vielfältig. Wie bunte Eier mit natürlichen Farben entstehen, haben die Kinder der Waldgruppe der Kita Merlau gelernt.
Habt ihr zu Hause schon Ostereier gefärbt?«, fragt Erzieherin Kerstin Zebisch die Kinder der Waldgruppe der Kita Merlau. Einige der neun Kinder beantworten die Frage mit »Ja«. Heute sind nicht alle anwesend, die Vorschulkinder verbringen den Vormittag in der Schule. Tanja Schönhals fragt: »Wie habt ihr das gemacht?« Die Antworten fallen unterschiedlich aus: Manche haben Eierfarbe zum Eintunken verwendet, andere mit speziellen Stiften gemalt oder einen Pinsel benutzt. Eine weitere Technik lernen die Waldmücken heute in der Kita: Färben mit Rotkohl.
Besser nicht abschrecken
Dafür haben sie am Morgen gemeinsam einen Rotkohl kleingeschnitten, und anschließend in einem großen Topf zum Kochen aufgesetzt. Die Farbkraft wurde dabei schon deutlich: So hatten die Erzieherinnen, Jungen und Mädchen blaue Fingerspitzen. Während der Rotkohl eine gute Dreiviertelstunde einkocht, können die Waldmücken spielen. Wie üblich findet fast alles im Freien statt. Da für das Eierfärben auch Strom benötigt wird, findet der Tag heute nicht auf der Waldlichtung, sondern beim Gruppenhäuschen auf dem Flensunger Hof statt.
Zehn Minuten bevor der Rotkohlsud fertig ist, heißt es: Eier kochen. Damit diese keinen Riss bekommen, empfiehlt Zebisch anders als beim Frühstücksei: »Nicht abschrecken.« Sonst ziehe die Farbe durch mögliche Risse ins Innere. Auch der Kohl hat nun lange genug gekocht. Nachdem die Eier aus dem Wasser geholt und der Rotkohlsud in einen anderen Topf umgefüllt wurde, versammeln sich die Waldmücken um einen Stuhl. Auf diesem liegen in einem Eimer die gekochten Eier. Zebisch und Schönhals lassen ein kleines Glas - gefüllt mit einer lila Flüssigkeit - herumgehen. »Na ihr Lieben, was wird das sein?« Dabei merken die Kids: Der Inhalt ist warm. Bei einer zweiten Runde dürfen sie dran schnuppern. Und riechen sofort: »Das riecht nach Rotkraut!«
Um einen schönen Färbesaft zu bekommen, hat der Kohl länger gekocht als üblich. Zum Essen taugt er nicht mehr so recht. Daher fragt Zebisch: »Was können wir mit dem abgekochten Rotkraut machen?« Eli schlägt vor: »Auf den Kompost. Es zerfällt und wird dann zu Erde.« Liam ergänzt: »Das ist auch gut für die Regenwürmer.« Die Kinder sind sich schnell einig, das Rotkraut soll ins Hochbeet. Paul sagt: »Das ist ein super Dünger für die Pflanzen, gell?« Zebisch und Schönhals stimmen zu. Zudem sei es ein guter Zeitpunkt bevor sie bald Kartoffeln einpflanzen.
Mit Strumpfhose und Blatt gemustert
Um die Eier zu färben, ist der Sud zu heiß. Und es fehlt noch eine Zutat. Bevor es zur Frühstückspause geht, bekommen die Waldmücken einen Auftrag: Jedes Kind soll zwei kleine Blätter sammeln. Diese sorgen später für ein individuelles Muster auf den Eiern.
Nachdem jedes Kind zwei Blätter hat, wird sich erneut im Kreis getroffen. »Erkennt hier jemand eine Pflanze?«, fragt Zebisch. Und es werden einige erkannt: Löwenzahn, Brennnessel - gesammelt, ohne sich daran zu verbrennen, dafür muss man die Härchen der Pflanze ganz fest zusammendrücken - Erdbeerblätter, Gänseblümchen und Gras. Vom Namen unbekannt ist nur der Efeu. Doch Ella weiß: »Das ist eine Kletterpflanze.«
Nachdem fast alles vorbereitet ist, gibt es eine kleine Stärkung. Die Frühstückspause. Am Ende lässt Zebisch wieder ein Gläschen herumgehen, und die »Mücken« daran schnuppern. Dieses Mal ist es eine durchsichtige Flüssigkeit. Und die Kids erkennen: Es ist Essig. Davon kommen zwei Esslöffel an den lauwarmen Rotkrautsud. Zebisch erklärt: »Durch den Essig öffnen sich die Poren der Eierschale und die Farbe kann besser eindringen. Dann bekommen die Eier eine kräftig blaue Farbe.«
Die Farbe ist bereit. Als Nächstes können sich die Kinder je ein Ei aussuchen. Dieses mit den Blättern schmücken und in eine Perlonstrumpfhose einwickeln. Das machen sie alles hoch konzentriert. Bei den einzelnen Schritten werden sie von den Erzieherinnen unterstützt. Zuvor erklärt Schönhals: »Diese Strumpfhose hält nicht sehr warm. Seht ihr hier die kleinen Löcher? Dadurch kann die Farbe an das Ei kommen. Aber dort, wo die Blätter auf dem Ei liegen, kommt sie nicht durch.«
Die Schritte im Einzelnen: Eine Hand kommt in die Strumpfhose, darauf wird das Ei mit den Blättern gelegt. Gut festhalten, damit sie nicht verrutschen. Dann die Strumpfhose überstülpen und so verdrehen, dass sie ganz eng am Ei anliegt - wie eine Haut. Dann gut zuknoten und zuletzt: »Ab ins Farbbad.« In dem Topf bleiben die Eier über Nacht. So kann die Farbe gut einwirken.
Am nächsten Tag befreien die Waldmücken ihre Eier aus den Strumpfhosen und haben schöne braun-blaue Ostereier mit Mustern. Und das mit natürlichen Mitteln, von der Strumpfhose mal abgesehen. »Im vergangenen Jahr haben wir alte Strumpfhosen von den Omas bekommen, das war natürlich nachhaltiger«, sagt Zebisch. Die Farbe wäre mit weißen Eiern noch intensiver geworden. Doch weiße Eier haben sie keine bekommen.
Da durch das Färben Eier zu einem spannenden Thema für die Waldmücken wurden, planen sie einen Ausflug zu einem der Kinder nach Hause zu machen. Denn dort werden auch Hühner aufgezogen. »So lernen sie den natürlichen Kreislauf im Ganzen kennen«, sagt Schönhals. Apropos Kreislauf: Nachdem alle Eier im Topf gelandet sind, haben die Waldmücken das gekochte Rotkraut im Hochbeet verstreut.
