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Wie kam das Messer an seinen Platz?

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Von: Kerstin Schneider

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Mücke/Gießen (ks). Eine spannende Frage tauchte erneut am zweiten Prozesstag um einen versuchten Totschlag zwischen Hausbewohnern in einem Mücker Ortsteil auf. Es wurde nach dem besagten Abend am 23. August 2022 wochenlang nach der Tatwaffe, einem Messer, gesucht. Die Vermieterin fand es dann Ende Januar im Keller auf einer blauen Mülltonne in der Rolle eines Gartenschlauches.

Wie es dorthin kam und wer es dort hingelegt hat, ließ sich bisher nicht klären.

Einige Hausbewohner sagten nun als Zeugen vor dem Landgericht in Gießen aus, darunter das Opfer (29). Der slowakische Holzfäller hatte bei der handgreiflichen Auseinandersetzung schwere Verletzungen im Bauch erlitten und konnte nur durch eine Notoperation gerettet werden. Der Notarzt sagte jetzt vor Gericht wörtlich: »Die Rettungsdiensttrage schwamm vor Blut.« Bei der langen Operation seien 4,2 Liter an Blutkonserven zum Einsatz gekommen. Und eine Polizistin über das Opfer am Einsatzort: »Der Darm hing raus, das war kein so schöner Anblick.« Der Betroffene hatte während eines Streits im Keller dem Angeklagten, einem 36 Jahre alten ebenfalls slowakischen Staatsbürger, einen Faustschlag versetzt. Darauf habe der ihn einige Zeit später im oberen Stockwerk mit dem Messer angegriffen. Genaue Erinnerungen an den Vorfall habe er nicht, er versuche es zu vergessen, so der 29-Jährige. Er habe nach wie vor Angst und könne auch nicht mehr so arbeiten wie vorher. Der Angeklagte entschuldigte sich nun vor Gericht beim Opfer. Ein weiterer Zeuge erzählte dann von den Streitereien, die im Keller angefangen hatten.

Biotonnen und Teiche durchsucht

Der Angeklagte habe beim gemeinsamen Aufräumen gesagt: »Jetzt hat er es übertrieben, nachts steche ich ihn ab.« Später habe er beim Opfer erste Hilfe geleistet und den Angeklagten »die Treppe hinuntergetreten«, so der Zeuge. Der Angeklagte erlitt dabei ebenfalls Verletzungen.

Als die Richterin nach einem möglichen Motiv für die Tat fragte, sagte der Zeuge, »er kann es nicht ertragen, dass er verliert«. Ein weiterer Hausbewohner erzählte ebenfalls vom Streit und dass der Angeklagte gesagt habe, »das lasse ich so nicht stehen«. Von einer Ankündigung zum »Abstechen« habe er nichts gehört.

Die Vermieterin berichtete, dass sie Ende Januar im Keller auf der blauen Tonne das Messer gefunden hat. Es lag unter Plastikboxen in der Mitte eines aufgerollten Gartenschlauchs. Am Tatabend war sie aufgeschreckt durch den Tumult ins Nebenhaus geeilt. Dort sah sie Opfer und Täter, der Angeklagte habe in seinem Zimmer gesessen wie »ein Häufchen Unglück«. Sie habe dann Rettungsdienst und Polizei verständigt. Auch vier Polizeibeamte aus Alsfeld sagten aus. So berichteten sie unter anderem von der aufwändigen Suche nach dem Messer. Unter anderem wurden Hecken, Gartenteiche, Altkleidercontainer und Biomülltonnen durchsucht. Auch der Kampfmittelräumdienst war mit einem Metalldetektor dabei. Ein Kriminalhauptkommissar berichtete, dass das betreffende Haus von oben bis unten systematisch abgesucht wurde. Darunter auch der Kellerraum mit besagter blauer Tonne. »Wenn das Messer da gelegen hätte, hätte ich es gesehen.«

Bleibt die Frage, wie das Messer dort hinkam und wann. Der Prozess geht mit weiteren Zeugenbefragungen und dem Bericht des Rechtsmediziners weiter.

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