»Volksseuche« Vorhofflimmern

Mücke-Nieder-Ohmen (sf). In Deutschland leiden rund 1,5 bis zwei Millionen Menschen an Vorhofflimmern, der häufigsten andauernden Herzrhythmusstörung. Vorhofflimmern ist eine ernst zu nehmende Herzrhythmusstörung, die manchmal aber auch ohne größere Symptome auftritt.
Gerade beim ersten Auftreten löst Vorhofflimmern bei vielen Menschen Angst und Beklemmung aus, wenn sie merken, dass ihr Herz aus dem Takt gerät. Für die Betroffenen ist es daher wichtig zu wissen, ob diese Rhythmusstörung behandelt werden muss und welche Therapiemöglichkeiten bestehen. Deshalb informiert die Deutsche Herzstiftung über Ursachen sowie die heutigen Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.
Jürgen Zebisch von der Deutschen Herzstiftung hatte mit Susanne Sommer von der »Praxis an der Ohm« eine Info-Veranstaltung im DGH Nieder-Ohmen organisiert. Fast 70 Teilnehmer waren der Einladung gefolgt. Der Internist und Kardiologe Walid Almohamed hat seit Kurzem eine Praxis in Romrod und verfügt über langjährige Erfahrungen im Bereich Kardiologie und Notfallmedizin.
Großes Risiko für Schlaganfall
In seinem Vortrag berichtete er, dass Vorhofflimmern so häufig auftritt, dass man von einer »Volksseuche« sprechen kann. Das Risiko steigt mit dem Lebensalter. Im Alter von 75 Jahren ist etwa jeder Zehnte betroffen. Allerdings: Bei rund 30 Prozent der von der Herzrhythmusstörung betroffenen Menschen verursacht die Erkrankung keine Symptome. Bei Vorhofflimmern ist das Herz völlig außer Takt und kann dann mit einem Puls von bis zu 160 Schlägen/Minute schlagen, verbunden mit Herzstolpern, Herzrasen, innerer Unruhe, Angstgefühlen. Abgeschlagenheit und Atemnot.
Als Maßnahme zur Früherkennung empfehlen die Leitlinien regelmäßig den Puls zu kontrollieren. Erweist sich der Puls als auffällig hoch oder unregelmäßig, folgt ein Elektrokardiogramm (EKG). Die beweisführende Diagnose von Vorhofflimmern kann nur anhand einer gut auswertbaren EKG-Aufzeichnung erfolgen. Der Schlaganfall ist die größte Gefahr, die von Vorhofflimmern ausgeht. Neu auftretendes Vorhofflimmern muss frühzeitig abgeklärt und so rechtzeitig behandelt werden, dass keine gefährlichen Blutgerinnsel entstehen. Dazu müssen gerinnungshemmende Medikamente (Blutverdünner) genommen werden.
Zur eigentlichen Therapie hat es große Fortschritte gegeben. Je nach Ausprägung und Begleiterkrankungen stehen Medikamente, Katheterablation und operative Verfahren zur Verfügung.
Jeder Patient kann aber auch viel tun. Tatjana Rossol aus Groß-Eichen ist Ökotrophologin und Ernährungsberaterin. In ihrem Vortrag betonte sie die Wichtigkeit einer herzgesunden Ernährung. Störungen des Salzhaushalts (Elektrolyte) mit Mangel von Kalium und Magnesium können Vorhofflimmern begünstigen.
Gute Kaliumlieferanten sind getrocknete Aprikosen und getrocknete Bananen sowie Gemüse wie Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Erbsen, weiße Bohnen, Linsen. Gute Lieferanten von Magnesium sind Trockenobst, Bohnen, Linsen, Getreideprodukte oder Nüsse.
Herzgesund ernähren
Die Grundlagen einer herzgesunden Ernährung sind viel Gemüse und Obst, Hülsenfrüchte, Oliven- und Rapsöl, weniger Fleisch, eher Fisch, ideal sind Lachs, Hering, Makrele, idealerweise Milchprodukte wie Quark, Joghurt, Käse, Kräuter und Gewürze statt Salz. Ungesättigte Fettsäuren sollten bevorzugt verwendet werden, etwa in Olivenöl, Rapsöl, Avocados, Walnüssen, Mandeln, Samen. Diese sind in Form von Omega-3-Fettsäuren besonders wertvoll und befinden sich in Leinöl und fetten Fischen wie Makrele, Sardine, Hering, Lachs. Ballaststoffreiche Lebensmittel sollten Hauptbestandteil jeder Mahlzeit sein. Dr. Michael Grün aus Mücke, Arzt für Allgemeinmedizin, referierte zum Thema Herzsport. Er berichtete, dass regelmäßige körperliche Bewegung die Gesundheit fördert und Herz-/Kreislauferkrankungen vorbeugen kann. Dies gilt insbesondere für Joggen, Fahrradfahren, Schwimmen, Walken oder zügiges Spazierengehen.
Optimal wären fünfmal die Woche 30 Minuten Ausdaueraktivität (flottes Gehen, Laufen, Radfahren) und eine insgesamt aktive Lebensweise. Aber jüngere Untersuchungen zeigen, dass auch kürzere Einheiten sinnvoll sind und helfen können, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Aktuell sind solche »moderaten Sportangebote« Bestandteil jeder Reha-Maßnahme. Die Besucher nutzten noch die Möglichkeit, sich mit den Referenten auszutauschen.