Rasant-amüsante Reise

Mücke-Nieder-Ohmen (sf). Nichts geprobt, alles live und das Publikum führt Regie. Da brauchen die Darsteller und Künstler schon starke Nerven und eine riesige Portion an Kreativität. Der Bühnenbauer hatte wenig zu tun, denn als Requisiten gab es beim jüngsten Auftritt des Düsseldorfer Improtheaters Phönixallee lediglich zwei Stühle. Fertig.
Wer die Künstler einmal erlebt hat, weiß, dass auf ihrer Bühne alles möglich ist - auch das, was zunächst unmöglich scheint. Nun gastierten sie zum neunten Mal in Oberhessen im »aquariohm«. Dr. Thorsten Reichel stimmte in seiner charmanten Art und Weise die Gäste ein und übte mit ihnen die Laola-Welle.
Als Akteure waren Christina Arnold, Thomas Mesmer, Nele Weber, Annette Krumreihn und ganz neu in Mücke Rebecca Jung und Christian Thrien am Start. Musiker Jakob Reinhardt untermalte die Szenen. Als Bub aus dem Dorf stand zudem Tobias Reitz auf der Bühne. »Improtheater lebt davon, dass seine Akteure sich Herausforderungen stellen und sie meistern«, erklärt Phönixallee-Gründerin Christina Arnold.
Erdmännchen und Gottesanbeterin
Das sei auch das Reizvolle: »Das ganze Leben besteht aus Herausforderungen. Darum spielen wir im Grunde genau das: Geschichten aus dem Leben. Nur dass wir sie auf links drehen und versuchen, alles in eine neue Perspektive zu setzen.« Oft ist es komisch, oft hat es für die angestrengte Seele eine reinigende Wirkung. »Es ist aber nicht nur Spökes«, sagt Darstellerin Nele Weber, »in gewissen Momenten staunen wir selbst, wie emotional und manchmal sogar dramatisch Theater aus dem Stegreif sein kann«.
Ob Gottesanbeterin, Erdmännchen oder Affe, alle suchten einen Job. Doch welche Stelle war ausgeschrieben? Dann gab es einen Schleier zur Silberhochzeit und Sätze wie »Draußen gibt es noch 100 andere hässliche Frauen, aber du bist die dramatischte«. Jedenfalls kam das Publikum voll auf seine Kosten. Selbst beim »Slibowitz-Schorlenaufguss« in der Sauna. Dann passierte folgendes, dass Julia (Ärztin) und Klaus (Patient), beide aus dem Publikum, die Sätze der Schauspieler vervollständigten. Es gab Lacher ohne Ende und es kam zu urkomischen Situationen und alle hatten viel Spaß dabei. Ein Ameisenbär, der Handball spielt, und der Professor Schlagmichtot in Gebärdenspache waren solche Momente, die man nie vergisst. Applaus und Laola-Wellen gab es auf laufenden Band.
Mit einem »Holzader-Song« verabschiedete sich die Truppe in die Pause, um neue Kräfte zu sammeln. Weiter ging es in mit einem Alltagsostbeamten und dem Gangster-Rapper. Auch die Liebe und Ektase kamen nicht zu kurz . Im bunten Programm gab es noch Zeit, Thorsten und Heike Reichel eine Bühne zu bereiten. Sie hatten Silberhochzeit und in einem Spiel erinnerten sie an ihr Kennenlernen in der Disco Graf Zeppelin in Buseck. Der erste Kuss wurde live nachgestellt. Ohne Zugabe konnten sich die Künstler nicht verabschieden und so gab es eine Rückblende des Abends mit lustigen Facetten.
Michael Schneider und Sohn Nico waren für die Technik verantwortlich. Nach der Show konnte man noch »Mitternachtsschwimmen« und das Ganze zu Live-Musik von »Comin Friday.« Der Förderverein des »aquariohms« bewirtete die Gäste mit kleinen Snacks und Cocktails.