Psychothriller im alten Bahnhof

Mücke (sf). Kulturinteressierte und Kunstschaffende aus Mücke und dem Vogelsberg hatten am Samstag wieder den Weg zum Mücker Bahnhof gefunden. Dort bietet »Travobil«, das Büro für kulturelle Einmischung, abwechslungsreiche Events. So präsentiert sich in dem zuletzt kaum genutzten Gebäude jeden Novembersamstag zwischen 11 und 13 Uhr eine lebendige Kunstgesellschaft.
Die Sonne schien und doch waren die Temperaturen etwas frisch. So wärmte ein Feuer im Freien die Gäste. In diesem Ambiente berührte die authentische Stimme von Corina Friedrich die Herzen der Zuhörer. Ihre Reiselieder nahmen die Gäste mit in die Ferne. Die Liedermacherin begleitete sich auf der Gitarre selbst. Die Texte erzählen von Freiheit, der großen Weite und von Fernweh.
Für das leibliche Wohl sorgte der ortsansässige Startup-Unternehmer Martin Gröblacher mit dem stylischen »Funkuchen Foodtruck«. Unter anderem bot er frische Burger an, auch vegetarisch.
In den umgenutzten Räumen der Güterstückhalle wurde es richtig unheimlich mit dem regionalen Psychothriller »Angelockt«, aus dem Ricarda Heintz-Ornik und Udo Ornik vorlasen. »Im Prinzip geht es darum, dass wir alle ständig in irgendeiner Form manipuliert werden, von Medien, Algorithmen aber auch pflanzlich-chemischen Botenstoffen, auf die der Mensch in bestimmter Weise reagiert«, erläuterte Ornik bei der Lesung. Mit Gänsehaut lauschten die Gäste über 45 Minuten dem von den Mücker Autoren erschaffenen Science-Fiction-Szenario mit regionalem Bezug.
Zu erleben ist bei den Kunst-Samstagen bis Ende November im Bahnhof Mücke eine Wander-Kunstausstellung von 15 Künstlerinnen und Künstlern aus Mücke und Umgebung. Mit dabei sind Werke von Christel Schubert aus Schotten-Einartshausen. Sie zeigt afrikanische Figuren und Tonmasken. Die Künstlerin hat eine eigene Werkstatt und beschäftigt sich mit Marmor, doch ihr Hauptwerkstoff ist der Ton.
Martin Dürk aus Bobenhausen sammelte nach seinem Studium der Kunstgeschichte seine Erfahrungen auf La Gomera und Kuba. Er stellt gemeinsam mit Tanja Leonhardt aus Schotten im Untergeschoss des Bahnhofs aus. Seine Werke zeigen Landschaften aus dem Vogelsberg. Er legt Wert auf die Weite seiner Bilder und besonders der Vulkan belebt seine Fantasie und übt eine Faszination auf ihn aus. Er ist ein Kunstschaffender, der für den Frieden lebt. Dafür setzt er mit einigen Werken auch politische Akzente.
Musikalischer Austausch am Samstag
Man kann sich nun schon auf den kommenden Samstag freuen. Der 19. November steht ganz im Zeichen von Musik und interkulturellem Austausch. Um 11 Uhr wird Farhad Khaleghi das Kulturprogramm mit Klängen aus dem kurdischen Kulturkreis eröffnen. Er spielt auf der Santur, einem Instrument, das in der klassischen irakischen und persischen, aber auch in der indischen Kunstmusik beheimatet ist. Das kurdische Essen bereitet Valid Dorrighabel zu. Der Karikaturist Marius Miron setzt humorvolle Akzente. Organisiert wird der kulturelle Beitrag von dem Ulrichsteiner Verein »Überbrücken«.
Ab 12 Uhr heizen dann die Mücker Newcomer »Tranqil« ordentlich ein. Das Repertoire der Singer und Songwriter ist bunt gemischt aus eigenen Songs und Coversongs. Anschließend bietet sich die Gelegenheit, bei einer Jamsession gemeinsam in den musikalischen Dialog zu treten.