Noch einmal tanzt der Bahnhof

Mücke (sf). Am Samstag lockte der Bahnhof ein letztes Mal viele Kulturinteressierte und Mücker in das alte Gebäude, wo diesmal lateinamerikanische Rhythmen zum spontanen Tanzen animierten und eine Lesung zu norwegischen Impressionen und der müll-strotzende Auftritt der »Clowns« breit gefächerte Stimmungen zum Ausdruck brachten.
Der Wunsch vieler Mücker bei der von TraVogelsberg initiierten Kulturtafel diesen Sommer, den alten Bahnhof neu zu beleben und zukunftsweisend zu einem neuen kulturellen Zentrum zu entwickeln, erhielt mit dem viermaligen samstäglichen Veranstaltungsformat »Mücke hier Mücke« einen gelungenen Anschub.
Den Rahmen bildeten ein kleiner lokaler Kunsthandwerkermarkt mit Selbstgenähtem von Lisa Kratz; Schmuck, Kunstwerken und Postkarten der dort ausstellenden Künstlerinnen Elke Schlörb, Katja Niebuhr, Mo Kryger und Corina Friedrich sowie dem Atelier »Tierisch Bunt« der Schottener Sozialen Dienste.
Auch der Grünberger Weltladen, die Mücker Töpferei-Werkstatt und das Holzhandwerk des Ulrichsteiners Hjalmar Kause waren mit einem Stand vertreten. Es wurden am Samstag rund 150 Personen als Gäste und Besucher gezählt.
Wärmendes bekamen die Gäste vom Grillrost aus artgerechter Tierhaltung von Werner Bastian und aus dem Glühweinkessel. So konnte neben den Flammen des Lagerfeuers die Novemberkälte etwas vertrieben werden und auch der Bahnhofs-Vorplatz als Vorbote von Weihnachtsmärkten erhielt sichtlichen Zuspruch.
Zu Beginn entführte Autorin Tanja Leonhardt das Publikum ins geheimnisvoll anmutende Kellergewölbe des Bahnhofs, in einen Raum, zu dem man sich durch schmale, sich verengende dunkle Gänge erwartungsvoll durchzwängte. Die Autorin nahm die Zuhörer mit auf ihre Reise in den Norden Norwegens. Dabei komponierte sie eine auditive Reise mit Videos von stillen Moorlandschaften, Gehölz und urzeitlichen Gewächsen in karger nordischer Natur und fand dazu lyrisch anmutende Texte, die sich mit den nostalgisch flirrenden Bildern an rauer Kellerwand zu eindrücklichen Sinneserfahrungen verbanden. Thematisch eingebettet war die Lesung in die Gemeinschaftswanderausstellung »Auf Reisen« der 15 lokalen Künstler und Künstlerinnen, deren Werke ein letztes Mal ausgestellt wurden und die nun in den nächsten Projektort wandern. Gegen Mittag wurde Wiñay angekündigt, eine Truppe lateinamerikanischer Musiker, in deren Mitte die vor Energie sprühende Laura Johais mit ihrer Geige stand. Mit traditionellen und klassischen Instrumenten seiner Heimat vertraut, brachte der bolivianische Frontmann Heyson Vargas die alte Güterhalle schnell in ein rhythmisches Fieber Nach einer Weile blieb kaum ein Bein mehr am Boden.
Der Auftritt der »Klappcouch-Clowns« begeisterte nicht nur die jungen Besucher, auch die Erwachsenen hatten ihren Spaß. Mit dem Walk-Act »Clowns sammeln Müll« wurde vor der Laderampe ein Stück mit den Stilmitteln des Clownstheaters aufgeführt. Etwas abgewrackt aussehende ältere Herrschaften mit roter Clownsnase mühten sich unter Anstrengungen, den zuvor großflächig verteilten Müll wieder einzusammeln und gar zu trennen. Im Laufe ihrer Bemühungen versanken sie zunehmend im Müll und streckten am Ende hilfesuchend ihre Hände zum Publikum aus. Zum Ende gelang es den Clowns, vor allem das junge Publikum und deren Eltern mit auf die Bühne zu locken, mit ihnen zu tanzen und mit vereinten Kräften den Müll wieder einzusammeln.
Ein gut gelauntes Publikum und zufriedene Veranstalter fanden nach einiger zeitlicher Überziehung des Programms ihren Weg zurück in den kühlen Samstag. TraVogelsberg plant noch eine abschließende Veranstaltung mit allen beteiligten Bürgern.