„Großer Verzweiflung über derzeitige Betreuungssituation“ - Kita-Eltern sind wütend
Die Eltern eines Kindergartens in Mücke im Vogelsbergkreis machen mit einem offenen Brief mobil gegen das Ausmaß an Notbetreuungen und Schließungen.
Mücke – Verärgerung bei den Eltern des Kindergartens in Mücke-Sellnrod. In einem Brief an verschiedene Stellen reden die Mütter und Väter von »großer Verzweiflung und Unzufriedenheit über die derzeitige Betreuungssituation.« Sellnrod ist die kleinste Kindertageseinrichtung der Gemeinde und werde von den Eltern »wegen der familiären Atmosphäre und dem unermüdlichen Einsatz der vier Erzieherinnen sehr geschätzt.«
Jedoch fühlen sich die Eltern seit über einem Jahr von der Gemeinde nach eigenen Worten »völlig im Stich gelassen und nicht ernst genommen.« Wie in derzeit fast jeder Kindertageseinrichtung kommt es in dieser Jahreszeit häufig zu Erkrankungen, wodurch Erzieherinnen ausfallen.

Kita in Mücke (Vogelsbergkreis): Ausmaß an Notbetreuungen für Eltern nicht hinnehmbar
Den Eltern sei bewusst, dass dies gelegentlich dazu führt, dass es zur Notbetreuung oder in seltenen Fällen sogar zur Schließung kommt. Allerdings sei das Ausmaß an Notbetreuungen und Schließungen in Sellnrod nicht mehr hinzunehmen. Seit Januar diesen Jahres sei es bereits an 44 Tagen zur Notbetreuung mit meist verkürzten Öffnungszeiten und zu 16 außerplanmäßigen Schließtagen gekommen, listen die Eltern auf.
Zuletzt habe die Schließung an sieben Tagen am Stück das Fass zum Überlaufen gebracht. »Die Eltern sind verzweifelt, weil sie nicht wissen, wie und wo sie ihre Kinder während der Arbeitszeit betreuen lassen können. Die Kinder haben keinerlei Wochenstruktur und sind völlig verunsichert, da ihnen der Besuch des Kindergartens verwehrt wird.«
Den Eltern sei bewusst, dass es derzeit einen gravierenden Fachkräftemangel bei Erzieherinnen und Erziehern gibt. Jedoch gebe es für »jede herausfordende Situation eine Lösung.« In vielen Gesprächen habe man der Gemeinde Lösungsvorschläge genannt (Aushilfen mit pädagogischem Hintergrund: Studenten, pensionierte Erzieher/innen usw.), es sei aber nichts passiert.
Kita in Mücke (Vogelsbergkreis): Bürgermeister Sommer ist »alles andere als zufrieden«
Die Eltern fordern, »dass der Kindergarten Sellnrod endlich einen genauso hohen Stellenwert hat wie alle anderen Kindertageseinrichtungen der Gemeinde. Wir sind zwar die kleinste Kindertageseinrichtung der Gemeinde, aber deshalb sind die Eltern und vor allem die Kinder in Sellnrod nicht weniger wichtig als jene in den anderen Ortsteilen.«
Die Eltern hatten sich auch an das Kreisjugendamt gewendet, das Bürgermeister Andreas Sommer zu einer Stellungnahme aufforderte. Dieser sagte auf Anfrage, ihm sei die gegenwärtige Situation in Sellnrod sehr wohl bewusst »und ich bin damit alles andere als zufrieden.« Seit seinem Amtsantritt habe er viel unternommen, um die Betreuungssituation in Mücke deutlich zu verbessern. So beschäftige man »derzeit mehr Personal (vier Vollzeitstellen) als nach Kifög notwendig wäre.«
Und dennoch reiche es gegenwärtig nicht, räumt Sommer ein. Nach der Corona-Krise mit Ausfällen auch im Kita-Bereich herrsche gegenwärtig eine heftige Krankheitswelle, von der auch Erzieherinnen betroffen sind. Grundsätzlich stünden Ersatzkräfte zur Verfügung, wenn andere Einrichtungen in der Gemeinde gut besetzt sind – »dies wurde in der Vergangenheit auch so praktiziert und in diesen Fällen auch stets mit mir abgestimmt.« Selbst die Kitaleitung aus Atzenhain und die Sachbearbeiterin aus der Verwaltung seien bereits als Vertretungskräfte eingesetzt worden.
Kosten in einer Kita in Gemünden (Vogelsbergkreis) sollen steigen. Dies hat Bürgermeister Daniel Müller in einer Bürgerversammlung bekannt gegeben.
Kita in Mücke (Vogelsbergkreis): Schließtage wurden den Eltern nicht gemeldet
Gegenwärtig sei aber der Krankenstand auch in den anderen Einrichtungen »derart hoch, dass spontane Vertretungen kaum umsetzbar sind.« Sofern pädagogisches Personal zur Verfügung stehe setze er dieses gerne ein – jedoch seien derzeit im ländlichen Raum keine solchen Kräfte bekannt. Wenn hier jemand von solchen Personen wisse, »nehme ich diese Unterstützung gerne entgegen«. Um die Urlaubsituation zum Jahresende hin zu entspannen, werde man künftig wieder drei Wochen Sommerurlaub einführen, das reduziere Fehlzeiten zum Jahresende, wenn eine Krankheitswelle hinzukommt und noch Resturlaub zu nehmen ist.
Sommer weiter: »Ich bedauere, wenn Schließtage den Eltern nicht gemeldet wurden – das werden wir künftig ausschließen. Ich kann die Eltern aus Sellnrod sehr gut verstehen, mir ginge es in dieser Situation nicht anders.«
Alle, nicht nur die Erzieherinnen in Sellnrod, machten einen guten Job. Aber er sehe derzeit keine Möglichkeit, als das Ende der gegenwärtigen Krankheitswelle abzuwarten. Im Übrigen habe man für die Erweiterung der Gruppen im neuen Jahr (Merlau und Groß-Eichen) das notwendige Personal schon jetzt eingestellt. (ks)