»Kanal wird um Ort herumgeführt«

Mücke-Sellnrod (ks). Einige Aufregung ist dieser Tage in Sellnrod aufgekommen, weil Bürger mit dem Bau einer neuen Abwasserdruckleitung Hochwasserprobleme im Ort befürchten. Sabine Bork sagt stellvertretend für den Abwasserverband Lauter-Wetter, für solche Befürchtungen gebe es keinen Anlass. »Wir haben nie vorgehabt, mit einer solchen Leitung durch den Ort zu gehen, wenn, dann außen herum.
« Unterhalb des Sportplatzes liege der Stauraum, deshalb sei es sinnvoll, den Kanal dort anzuschließen, zumal die Gemeinde in diesem Bereich auch ein kleines Neubaugebiet plane.
Zudem läuft die Planung jetzt erst an, so Bork. Für die Vorplanung habe ein Fachbüro im Ort dieser Tage einige Messungen vorgenommen. Der Bau der Druckleitung ist nicht in Stein gemeißelt, so Bork, allerdings scheint es nach jetzigem Stand die sinnvollste Variante zu sein und die Verbandsversammlung des Abwasserverbandes hat vor Monaten beschlossen, diese Variante weiterzuverfolgen.
Veraltete
Klärnlage
Die Kläranlage in Altenhain ist veraltet und nicht mehr auf den neuesten Stand zu bringen. Damit können die heute geforderten Werte bei der Abwasserreinigung nicht mehr erreicht werden. Schon mehrfach sind die Stickstoffwerte überschritten worden. Die hohen Zulaufwerte sind auf das Wochenendgebiet ›Steinköppel‹ zurückzuführen. Dort wurde ein Trennsystem installiert. Die Dachentwässerungen versickern wohl nicht, sondern laufen über die geschotterte Straße in den Ortskanal. Dadurch komme es zu drei gravierenden Problemen für den Abwasserverband.
Eine neue Kläranlage zu bauen, wäre angesichts der Auflagen »ein Wahnsinn« meint Sabine Bork. Zudem sei eine Pumpstation im Gegensatz zu einer Kläranlage weniger wartungsintensiv, »sie muss nur einmal pro Woche angefahren werden, eine Kläranlage einmal am Tag«.
Die Alternative zum Kläranlagenneubau,, die favorisiert wird, ist das Umpumpen des Abwassers von Altenhain zur Kläranlage Groß-Eichen des Abwasserverbandes Ohm-Seenbach. In dieser Variante würde das Schmutzwasser über eine Druckleitung mit Pumpwerk zum Verbandssammler in Sellnrod befördert.
Der Ortskanal mündet in den Verbandssammler, der das Abwasser zur Kläranlage in Groß-Eichen transportiert. Das Pumpwerk würde auf dem Standort der Kläranlage Altenhain positioniert.
Dabei werde die Rohrstrecke nach Sellnrod, welche nach der aktuellen Planung über 3000 Meter läuft, aber nicht komplett als Druckleitung verlegt. Lediglich bis zum Hochpunkt, welcher auf einer zwischen Pumpwerk und Übergabestelle Sellnrod ungefähr mittig liegenden Anhöhe liegt, soll über die rund 1875 Meter lange Druckleitung entwässert werden.
Nach Überwinden des höchsten Punktes auf der Rohrstrecke könne das Abwasser über einen Freispiegelkanal laufen. Der Freispiegelkanal werde »um Sellnrod herum geführt und direkt an den Verbandssammler angeschlossen«. Der ursprünglich vorgesehene Anschluss an den Ortskanal wurde nicht weiterverfolgt. Der Trassenverlauf würde aufgrund von topografischen und naturschutzrechtlichen Gesichtspunkten zum Großteil entlang bestehender und unbefestigter landwirtschaftlicher Wege gewählt. Über eine Länge von 550 Metern müsse die Trasse im Bankett der Kreisstraße verlegt werden.
»Diese Variante des Um- bzw. Neubaus kann mit deutlich niedrigeren Investitions- und laufenden Kosten punkten«, so der Abwasserverband. Weitere Aspekte, die dafür sprechen würden, eine Druckleitung zu bauen, sind aus Sicht der Experten »der demografische Wandel mit Rückgängen der Bevölkerungszahlen im ländlichen Raum«. Bei abnehmender Bevölkerung werde die Druckleitung immer kostengünstiger sein. Der Anschluss der Kläranlage Altenhain an die Kläranlage Freienseen mit gleichzeitiger Stilllegung der Kläranlage Freienseen mit Anschluss an die Kläranlage Nieder-Ohmen im Bereich Grünberg-Seenbrücke wurde von der Unteren Wasserbehörde in Gießen abgelehnt.
Ein Punkt dabei ist, dass die Gemeinde Mücke sowohl in Merlau wie in Flensungen Baugebiete erschließen will. Damit werde die Kläranlage Nieder-Ohmen ausgelastet sein. In Bereich der Kläranlage Groß-Eichen seien dagegen nur kleine Bauflächen vorgesehen.
»Die Ergebnisse zeigen, dass der Bau einer Druckleitung nach Sellnrod und Anschluss an die Kläranlage Groß-Eichengegenüber dem Neubau der Kläranlage Altenhain aus technischer und wirtschaftlicher Sicht zu bevorzugen ist,« heißt es beim Verband.