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Gesellen auf der Walz zu Gast

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Die durchreisenden Handwerksgesellen Diana Römers und Vincent Wesley Templeraud besuchen den Bürgermeister der Gemeinde Mücke, Andreas Sommer. © Red

Mücke (pm). Schöner Besuch in Mücke: Die durchreisenden Handwerksgesellen Diana Römers aus Bad Gandersheim und Vincent Wesley Templeraud aus Chattillon (Frankreich) besuchten dieser Tage den Bürgermeister der Gemeinde Mücke, Andreas Sommer. Nach dem Vortragen des traditionellen Handwerkerspruchs, einer Kaffeepause und einem netten Gespräch, erhielten die beiden ihr zünftiges »Zehrgeld« für die Weiterreise.

Diana Römers ist gelernte Kirchenmalerin und Vincent Weley Templeraud ist Steinmetz.

Der Begriff Wanderjahre (auch Wanderschaft, Walz, Tippelei oder Gesellenwanderung) bezeichnet die Zeit der Wanderschaft zünftiger Gesellen nach dem Abschluss ihrer Lehrzeit (Freisprechung). Sie war seit dem Spätmittelalter bis zur beginnenden Industrialisierung eine der Voraussetzungen für die Zulassung zur Meisterprüfung. Die Gesellen sollten vor allem neue Arbeitspraktiken, fremde Orte, Regionen und Länder kennenlernen sowie Lebenserfahrung sammeln. Ein Handwerker, der sich auf dieser traditionellen Wanderschaft befindet, wird als Fremdgeschriebener oder Fremder bezeichnet. Auf die Wanderschaft darf heute nur gehen, wer die Gesellenprüfung bestanden hat, ledig, kinderlos, schuldenfrei und unter 30 Jahre alt ist. Die Tippelei war und ist teilweise an schwierige Bedingungen geknüpft. So darf der Fremdgeschriebene in seiner Reisezeit einen Bannkreis von meist 50 km um seinen Heimatort nicht betreten, auch nicht im Winter oder zu Feiertagen. Er darf kein eigenes Fahrzeug besitzen und bewegt sich nur zu Fuß oder per Anhalter fort. Öffentliche Verkehrsmittel sind nicht allgemein verboten, aber verpönt. Der wichtigste Gegenstand, den ein jeder Wandergeselle mit sich führt, ist sein Wanderbuch. Es ist ein unersetzliches Dokument der eigenen Wanderschaft und nach deren Ende dessen wichtigstes Erinnerungsstück. Da Form und Inhalt vor Missbrauch geschützt werden sollen, sind Wanderbücher nur in einer vertraulichen Umgebung oder aus offizieller Notwendigkeit vorzuweisen, insbesondere dürfen diese nicht veröffentlicht werden. Auch der Aufenthalt in Mücke wurde im Wanderbuch der beiden Gesellen mit dem Dienstsiegel der Gemeinde dokumentiert. Nach einem gemeinsamen Foto vor der Gemeindeverwaltung begaben sich die beiden wieder »auf die Walz« und verabschiedeten sich aus Mücke.

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