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Dörfliches Leben von früher

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Von: Jutta Schuett-Frank

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Malerin Erika Christ ist es wichtig, dass die alten Trachten nicht in Vergessenheit geraten, wie sie früher auf dem Land getragen wurden. © Jutta Schuett-Frank

Mücke-Groß-Eichen (sf). Am vergangenen Sonntag hatten die Organisatoren der Ernst-Eimer-Stube wieder eine besondere Ausstellung für die Besucher vorbereitet. Erika Christ (Homberg) stellte ihre Werke aus und sie selbst sieht sich nach eigenen Worten »als Ehefrau, Gärtnerin, Mutter, Krankenschwester, Malerin«.

Geboren wurde Erika Christ im Kriegsjahr 1943 in Appenrod bei Homberg. Ihre Kindheit und Jugend verlebte sie auf dem elterlichen Bauernhof. Obwohl ihr Talent früh erkannt wurde, war es in dieser Zeit nicht möglich, sie entsprechend zu fördern. Nachdem sie 1964 geheiratet hatte und zwei Kinder bekam, wurde man schließlich auf sie aufmerksam.

Die letzten Trachtträgerinnen

Es folgte ein Stipendium am Institut für Graphik und Malerei in Marburg. Das Studium des Zeichnens und der Aktmalerei habe ihr enorm technisch und künstlerisch weiter- geholfen, berichtet sie im Gespräch. So konnte sie noch die letzten originalen Trägerinnen in ihrer wunderbar farbigen katholischen Marburger Tracht malen, deren Erhalt ihr immer am Herzen lag.

Heute sehe man diese Tracht fast nur noch in Truhen liegen oder bei Folkloreveranstaltungen. In der folgenden Zeit gab Erika Christ Kurse in Volkshochschulen und nahm an Ausstellungen teil, bei denen sie zahlreiche Preise gewann. Sie selbst organisierte ebenfalls Ausstellungen. Heute lebt Erika Christ mit ihrem Mann in einem schönen alten Mühlenanwesen in Homberg, dem sie neben der Malerei ihre ganze Kraft widmet und in dem sie seit 2006 einen ungewöhnlichen Steingarten angelegt hat. Der Kontakt zur Ernst-Eimer-Stube wurde durch die Vorsitzende des Vereins, Christel Wagner, hergestellt, denn beide Damen sind »alte Freundinnen«.

Erika Christ malt das Leben in bunten Farben, so wie es einst war. Ob es die Hühner in ihrer Vielfältigkeit sind oder das Straßenbild im Winter beim Schlittenfahren mit echten Holzschlitten.

Schlittenfahrten

Den letzten, weit in das 19. Jahrhundert hineinreichenden Spuren dieses bäuerlichen Lebens nachzugehen und seinen nur noch schwachen Widerschein mit Pinsel und Palette, mit Bleistift oder Pastellstift für die Nachwelt festzuhalten, das hat sich Erika Christ zur Lebensaufgabe gemacht.

Die Malerin, die sich nicht gerne von ihren Kunstwerken trennt, ist eher kamerascheu und sehr zurückhaltend. Die Gäste und Besucher zeigten sich jedenfalls begeistert von der starken Aussagekraft ihrer Gemälde. Bei Kaffee und leckerem Kuchen wurden noch Gespräche geführt und Malerin Erika Christ erzählte kleine Geschichten zu ihren Bildern.

Die Ausstellung mit den Bildern von Erika Christ ist am 25. September noch einmal zu sehen. Dann wird auch zum letzten Mal die Märchenausstellung zu sehen sein. Ab Oktober wird der Kunst- und Kulturverein der Ernst-Eimer-Freunde mit einer neuen Ausstellung aufwarten.

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