Beats in alter Güterhalle

Mücke (sf). Am Samstagvormittag ging es am Mücker Bahnhof noch mal richtig zur Sache. Trotz Schnee und Eiseskälte wummerten mitreißende Beats in der alten Güterstückhalle des Bahnhofs und die neu gegründete Mücker Band »Tranqil« brachte das Publikum in Wallung. Mit ihren Coversongs und selbstgeschriebenen Stücken aus dem Genre Rock, die sie seit ihrer Gründung vor einem Monat eingeübt hatten, überraschten die Musiker die Gäste, die ihrerseits mit anhaltendem Applaus und Zugaberufen ihre Begeisterung zum Ausdruck brachten.
Die beiden Gitarristen, Thomas Lamadieu an der E-Gitarre und Florian Krämer an der E- und Akustikgitarre, sowie der Schlagzeuger Kai Schäfer befeuerten gewissermaßen Sängerin Elke Schlörb, deren Stimme an Alanis Morissette erinnert und die das Publikum in ihren Bann zog.
Aber nicht nur die neue Band als Highlight brachte die Eiseskälte zum Schmelzen, auch der musikalische Austausch zwischen dem kurdischen Musiker Farhad Khaleghi, dessen Finger mit großem Geschick die Seiten seines Instruments in Schwingung brachten, und dem spontan auftretenden Gitarristen und Sänger »Fuchs« sorgte für eine famose Mélange unterschiedlicher Herkünfte und Stilrichtungen. Am Ende, das man eigentlich kaum finden konnte und wollte, fanden sich die Gäste feiernd und in einem Kreis tanzend zusammen. Das dazu passende künstlerisch gestaltete Ambiente des ehemaligen Lagerraums des Bahnhofs erlebte eine Renaissance wie man sie sich nur wünschen konnte.
Aber nicht nur die Musik, auch die vielfältigen Angebote des Vereins Über-Brücken, die den Rahmen bildeten, dürfen nicht unerwähnt bleiben. So hatten die kurdischen Mitwirkenden, allen voran Valid Dorrighabel, einen großen Topf Suppe nach einem Rezept aus ihrer Heimat vorbereitet und mit allerlei anderen Zugaben und Getränken die in der Kälte bibbernden Gast wieder aufwärmen können. Der Künstler Marius Miron fertigte an seinem 40. Geburtstag liebliche Karikaturen der Kinder an, die die Gäste mit nach Hause nehmen konnten.
Großes Finale am Samstag
Andere Helfer rund um Bodo Kälberer, Ulrike Bühler sowie die ehemaligen Hörle-Betreiber Thomas und Kerstin Tröller hatten wieder Kuchen und ein Lagerfeuer vorbereitet, das die Frierenden anzog und zu Gesprächen einlud.
Und nicht zuletzt hatte ja auch die vielfältige Kunstausstellung »Auf Reisen« in den Räumen des Bahnhofs wieder ihre Türen geöffnet. Der Weg dorthin wurde von weißen Stelen flankiert, auf denen die Erzgeschichte des Vogelsbergs auf Fotos und in Texten dokumentiert wurde. Der Beitrag des Kunstturms Mücke erhielt so eine besondere Wertschätzung.
Veranstalter war erneut das TraVobil, das »Büro für kulturelle Einmischung«. Die Organisation lag wieder in den Händen von Lilian Lamadieu und Katja Niebuhr. Am nächsten Samstag wird zur gleichen Uhrzeit mit einem letzten großen Paukenschlag die Veranstaltungsreihe am Bahnhof beendet. Mit Spannung erwartet man die Lesung »Reise in den Norden« von Tanja Leonhardt, das Konzert der lateinamerikanischen und in Marburg beheimateten Band »Wiñay« sowie die Theaterperformance der »Klappcouch-Clowns« zum Thema »Müll«. Umrahmt wird die Abschlussveranstaltung von einem Kunsthandwerkermarkt, auf den man sich schon jetzt freuen kann. Und damit nähert sich das Projekt des TraVobils in Mücke allmählich seinem Ende.