Mit Lkw auf Diebestour im Wald

Steigende Energiepreise haben ihre Auswirkungen auf den Wald. Hessen Forst setzt nun auf den Einsatz von Peilsendern, um der zunehmenden Zahl an Holzdiebstählen Herr zu werden. Im Forstamt Schotten wurden in einem Fall 155 Festmeter Feuerholz gestohlen.
Immer mehr Menschen erfreuen sich an der behaglichen Wärme eines Kaminofens. Entsprechend gefragt ist das dafür erforderliche getrocknete Feuerholz. So müssen Ofenbesitzer inzwischen rund 80 Euro für den Schüttmeter getrocknetes Buchenholz hinlegen, dazukommen die Transportkosten. Die Preise haben dementsprechend in den letzten Monaten deutlich angezogen.
Das lockt Holzdiebe an, wie Hessen Forst feststellt. »Hessenweit sind aktuell 1500 Festmeter Feuerholz seit der letzten Einschlagsaison aus dem Staatswald verschwunden«, sagt Martin Menke vom Forstamt Schotten über die Diebstähle. Bei einem Fall in der Rabenau wurden sogar gleich zwölf Lkw-Ladungen Holz gestohlen.
Im Bereich des Forstamts Schotten war der gravierendste Fall, als 155 Festmeter Feuerholz geklaut wurden, die für einen Kunden im Wald aufgeschichtet waren. Dabei muss ein Profi am Werk gewesen sein. Ohne einen Spezialtransporter mit Greifarm sind die drei bis fünf Meter langen und entsprechend schweren Stammabschnitte nicht aus dem Forst zu schaffen.
Nur um Missverständnisse zu vermeiden: Ein Festmeter gestapeltes Stammholz im Wald umfasst mehr Masse als der Schüttmeter Holz, den der Ofenbesitzer im Handel erhält. Ein Festmeter Holz entspricht etwa 2,3 Schüttraummetern Feuerholz.
Doch zurück zu den Langfingern: »Da werden kriminelle Strukturen aufgebaut«, sagt Menke. Die Langfinger spähen vorher die Umgebung aus, schauen, wo attraktive Holzstapel stehen und wie schnell man mit dem vollgeladenen Fahrzeug dann wieder auf der Landstraße ist. Doch dem Treiben rückt der Landesbetrieb mit versteckten Peilsendern auf die Pelle.
Die Tracker sind so programmiert, dass es Alarm gibt, wenn das Holz bewegt wird. »Dann wird sofort die Polizei verständigt und der Lkw kann sehr schnell gestoppt werden«, erläutert Menke. Die Beamten sind bereits genauer instruiert worden, wie sie einen korrekten Abfuhrschein erkennen und so die schwarzen Schafe der Branche erkennen.
Immerhin dreht es sich um Diebstahl, das ist kein Kavaliersdelikt. Ein Grundproblem ist, dass die Kontrolle im Wald schwierig ist. Wie Menke erläutert, sind die Reviere in den letzten Jahren vergrößert worden. So können die Revierleiter nicht mehr die Lkw im Auge haben, die in entlegenen Bereichen unterwegs sind. Die Forstwege sind offen und es ist nicht ungewöhnlich, dass Fuhren in den frühen Morgenstunden abgeholt werden.
Hinzu kommt der angewachsene Verkehr im Forst, weil nach den Dürreperioden der Vorjahre viele abgestorbene Bäume gefällt wurden. »Es sind zu viele unterwegs, um alle zu kontrollieren«, erläutert Menke. Deshalb nun der verstärkte Einsatz von Trackern.
Das Problem des Holzdiebstahls ist auch deshalb größer geworden, weil nach einer Zeit des Preisverfalls für Holz stark steigende Preise zu verzeichnen sind. Das betrifft nicht nur das Holz besserer Qualität, das für Möbel genutzt wird. Auch das einfache Industrieholz ist seit einiger Zeit stark gefragt, »das Angebot kann die Nachfrage nicht decken«.
Das war vor zwei Jahren undenkbar gewesen. Das Forstamt hat sogar das einst schwer verkäufliche Fichtenholz noch verkaufen können, wie Menke mit leichter Verwunderung anmerkt. Und so mancher Holzverarbeiter will sich das gut absetzbare Feuerholz noch billiger aus dem Wald holen.
Menke rechnet damit, dass die Situation nicht besser wird. Bei weiterhin hohen Energiepreisen ist der Anreiz für manche Händler groß, die Einstandspreise durch eine illegale Aktion zu senken. Mit geeigneter Ausrüstung ist so ein Polter schnell auf den Lkw geladen. »Das geht in wenigen Minuten und dann ist er schon wieder weg.«
Eine Folge der kriminellen Aktivitäten ist, dass die Mitarbeiter der Forstämter häufiger die Abfuhrscheine von Truckern im Wald kontrollieren. »Die Lkw-Fahrer begrüßen das«, hat Menke bei solchen Kontrollen bemerkt. Die ehrlichen Fuhrunternehmer möchten nicht in einen Topf mit den schwarzen Schafen der Branche gesteckt werden.