1. Gießener Allgemeine
  2. Vogelsbergkreis

Millionen für eine starke Region

Erstellt:

Von: Joachim Legatis

Kommentare

vb_leader_070922_4c
Freude über Fördermittel aus dem Leader-Programm, v. li.: 1. Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak, Jeremias Rockel, Daniel Müller, Horst Feuerfeil, Amtsleiterin Anja Püchner, Jan-Philipp Sachs, Wirtschaftsförderer Matthias Steckenreuther. © Joachim Legatis

Knapp 7 Millionen Euro fließen in den nächsten Jahren in den Vogelsberg, um kleine Unternehmen zu fördern, Tourismus zu stärken und ansatzweise gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu schaffen. Möglich macht das ein Förderprogramm der EU. Über »Leader« werden Jobs geschaffen, Wohnmobilplätze errichtet und auch mal ein Dorfplatz in Nieder-Gemünden eingerichtet.

Europa wirkt sich segensreich im Vogelsberg aus - seit Jahren kommen über das Leader-Programm der Europäischen Union Zuschüsse für Existenzgründungen, Betriebserweiterungen, Ferienwohnungen und auch ein Aufsitzrasenmäher für einen Gartenbauverein in den Kreis. »Die Fördermittel erleichtern es Unternehmen, etwas zu machen und es ist auch für Vereine wichtig«, umschreibt es Wirtschaftsdezernent Dr. Jens Mischak.

Erst kürzlich hat er Bescheide für einige 100 000 Euro überreicht. Davon gestaltet die Gemeinde Gemünden einen Kommunikationsplatz. Bürgermeister Daniel Müller freut sich über Geld für den kostspieligen Abriss eines verfallenen Fachwerkhauses in Nieder-Gemünden in diesem Zusammenhang. Die Dachdeckerfirma von Horst Feuerfeil schafft sich einen Kran an, der auf einem Anhänger montiert ist und deshalb in engen Altstadtgassen rangieren kann. Eine Firma um Jeremias Rockel in Lauterbach baut eine alte Bahnhofshalle zu einer Event-Location für Feiern und Feste aus. Und Existenzgründer Jan-Philipp Sachs kann eine Halle errichten, um Haushaltsgegenstände mit Wasserschaden schonend trocknen zu können.

Das sind die letzten Förderprojekte der aktuellen Leader-Phase. Der Antrag ist gestellt, auch für die Jahre 2023 bis 2027 wieder Mittel aus dem EU-Haushalt sowie Kofinanzierungen des Bundes (GAK) zu erhalten, wie Mischak erläutert. In der nun auslaufenden Förderperiode wurden 74 Leader-Projekte gefördert, 36 galten der Grundversorgung.

Betriebserweiterung unterstützt

Das Programm wandelt sich immer wieder, wie sich im Gespräch mit Mischak, Wirtschaftsförderer Matthias Steckenreuther sowie Amtsleiterin Anja Püchner herausstellt. So wird das neue »Regionalbudget« gut genutzt, das erst 2020 eingeführt wurde. Damit können jedes Jahr rund 20 kleinere Vorhaben unterstützt werden.

Unter anderem floss hieraus Geld in die Umsiedlung des Edeka-Markts in Groß-Eichen. Weitere Beispiele für geförderte Projekte sind der Skatepark und die Erweiterung des Wohnmobilplatzes in Alsfeld sowie Kanu-Anlegestellen bei Schlitz.

In Alsfeld wurden zudem der Buchladen und der Weltladen unterstützt. Der Klimafairein Oberhessen bekam einen Zuschuss für einen Verkaufswagen, ein Steinmetz und eine Schreinerei Geld für Betriebserweiterungen. Und es wurde der Ausbau des Backhauses Kölzenhain gefördert.

Mischak rechnet damit, dass der Vogelsberg in der nächsten Förderperiode wieder unter den 20 Regionen in Hessen ist, die von Leader bedacht werden. Erfreut ist er über eine neue Berechnungsgrundlage, die eine Verdopplung der Mittel auf insgesamt 7 Millionen Euro mit sich bringt. Denn im Unterschied zu früher wird die Fläche stärker als die Einwohnerzahl gewichtet. Die EU-Mittel werden vom Land und Bund aufgestockt.

Die Fördermittel sollen die Wirtschaftskraft der Region stärken. So manche Investition wurde erst durch Leader-Förderung interessant, sagt Mischak. Die Aufstockung aus Brüssel, Wiesbaden und Berlin bietet eine größere Sicherheit für Bankkredite, ergänzt Steckenreuther. Bei Betriebsübernahmen und Erweiterungen spielen die Zuschüsse ebenfalls eine Rolle.

Deshalb ist es für Mischak von großer Bedeutung, dass der Kreis wieder in das Programm kommt. Im Hintergrund wird dafür ein großer Aufwand betrieben, nicht nur die Antragstellung und Abrechnung sind aufwendig. Denn es muss ein Leader-Beirat mit Vertretern aus Unternehmen, Verbänden und Kreistag gebildet werden. Diese 19 Personen entscheiden darüber, ob die Konzepte ausreichen und die beantragte Förderung fließt.

Für Gemeinwohl und Bioökonomie

Für die Förderperiode ab 2023 sind einige Neuerungen zu erwarten. So wird »Bioökonomie« wichtiger, dazu gehören Projekte, die Stoffkreisläufe erleichtern, um weniger Müll zu hinterlassen. Laut Steckenreuther ist auch die »Gemeinwohlökonomie« stärker im Rrend, darunter fallen Projekte von gesellschaftlichem Nutzen. Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind Querschnmittsthemen, wertden also bei der Vergabe von Fördergeldern positiv gewichtet.

Püchner freut sich, dass die Vermarktung von Vogelsberger Produkten unter dem Schlagwort Bioökonomie berücksichtigt wird. Das unterstützt bisherige Initiativen im Zusammenhang mit Vogelsberg Original. Stärker gewichtet wird auch der Zukunftsaspekt. So soll etwa die Hälfte der Mittel im Regionalbudget für Vorhaben im Jugendbereich genutzt werden.

Auch interessant

Kommentare