Krieg wirkt sich indirekt aus

Heimische Unternehmen sind vom Ukraine-Krieg eher indirekt betroffen, so über höhere Energiekosten und mögliche Folgen bei Lieferanten. Das zeigt eine kleine Umfrage bei FFT Produktionssysteme, Kamax und der STi Group. Die IHK warnt aber vor Schwierigkeiten für Betriebe in der Region.
Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland wirken auch in den Vogelsberg hinein - nicht nur abzulesen an hohen Preisen an Tankstellen und im Lebensmittelmarkt. Auch die Unternehmen der Region sind betroffen, wie eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) ergeben hat.
Die Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg, die auch den Vogelsberg mit umfasst, verweist darauf, dass »89 Prozent der Betriebe im IHK-Bezirk aus den Branchen Industrie und Großhandel mit Ukraine und Russland-Geschäft vom Krieg und seinen Auswirkungen geschäftlich betroffen sind«.
So berichteten 77 Prozent der heimischen Unternehmen von Auswirkungen wie fehlenden Rohstoffen oder gestörten Lieferketten, 33 Prozent nennen direkte Folgen, wie etwa den Verlust von Kunden oder Lieferanten. Hinzu kommen höhere Energiekosten und Preise für Rohstoffe sowie Vorprodukte.
Eine kleine Umfrage der Zeitung bei hiesigen Unternehmen ergab, dass keine direkten Folgen von Krieg und Sanktionen zu spüren sind. Allerdings wird auf indirekte Schwierigkeiten verwiesen.
So teilt die Geschäftsführung von FFT Produktionssysteme mit, dass derzeit »keine laufenden Projekte und auch keine Anfragen in der Ukraine und Russland« bearbeitet werden. Zudem hat die FFT auch keine Niederlassungen in der Region, sodass keine Mitarbeiter evakuiert werden mussten.
»Die Lieferketten sind jedoch in der Automobilindustrie zum Teil stark beeinflusst, was sich insbesondere auf europäische Automobilwerke auswirkt«, so die Mitteilung des Unternehmens. FFT Produktionssysteme mit Zentrale in Fulda unterhält eine große Produktionsanlage in Mücke. Das Unternehmen, das unter anderem Automatisierungssysteme für die Automobilindustrie fertigt, gehört zu einer chinesischen Firma.
Auch die Kamax mit einem großen Werk in Homberg hat keine Produktionsstandorte in der Kriegsregion. Unternehmenssprecherin Julia Sturmfels betont, dass man mit großer Sorge auf die aktuelle Lage schaue, »wir verurteilen den Angriffskrieg der russischen Regierung aufs Schärfste«.
Das Mitgefühl gelte den betroffenen Menschen, den Mitarbeitenden, die Familie in der Ukraine haben »und unseren Teams in den benachbarten Ländern Polen, Slowakei und Tschechien«. Kamax unterstütze »aus tiefster Überzeugung die umfassenden Sanktionen gegen Russland« und beteilige sich an Spendenaktionen, um das Leid etwas zu lindern.
Zu den Auswirkungen auf das Unternehmen sagt die Sprecherin: »Wir passen unsere aktuellen Planungen bestmöglich auf potenzielle Auswirkungen an.« Kamax hat keine Produktionsstandorte oder Direktlieferanten in Russland, Weißrussland oder der Ukraine. Die Auswirkungen für die Standorte werden sich erst in den nächsten Wochen zeigen, »wenn wir genauer abschätzen können, wie die Auswirkungen für unsere direkten Kunden sind. Unsere Kunden sitzen zum Großteil in Deutschland und Europa.« Bislang laufe die Produktion normal. Kamax ist Spezialist für Verbindungselemente mit Kunden in der Automobilindustrie.
Ebenfalls keine direkten Verbindungen in die Kriegsregion unterhält der Verpackungsspezialist STi-Group. Unternehmenssprecherin Meike Dihstelhoff sagt, es gebe keine direkten Geschäftsbeziehungen zu Unternehmen in Russland und der Ukraine, das gilt ebenso für Beziehungen zu russischen Banken.
Mit Blick auf die Lieferkette gebe es bislang noch »keine größeren Beeinträchtigungen«. Die Lage sei aber sehr dynamisch, darüber stehe man in engem Austausch mit den Lieferanten. »Insbesondere bei der Versorgung mit Weizen für beispielsweise die Leimherstellung sowie im Bereich der Logistik rechnen wir mit möglichen Auswirkungen.«