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Klare Signale für Wachstum

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Von: Kerstin Schneider

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Andreas Sommer Bürgermeister Mücke © Kerstin Schneider

Baugebiete, Kindergärten - alles wächst in Mücke. Darüber freut sich Bürgermeister Andreas Sommer, der beim »Sommerinterview« verrät, dass er im kommenden Jahr für eine zweite Amtszeit kandidieren will. Die Arbeit mache Spaß und er fühle sich mit 59 jung genug.

In Mücke läuft es rund?

Unsere Baugebiete gehen gut voran und wir haben dieser Tage zwei schöne Zuschüsse für das DGH Ilsdorf und die Umgestaltung des Bahnhofs Mücke bekommen. Es brummt. Gerade das DGH Ilsdorf soll endlich wieder ein Treffpunkt werden, an dem man sich gern aufhält. Das gilt auch für das Erneuern der Heizung. In kaum einem anderen Gemeindegebäude habe ich so gefroren wie dort… Auch den Mücker Bahnhof können wir endlich aufhübschen und sanieren. Es macht schon etwas aus, wenn er von außen besser aussieht. Dann hat man auch mehr Lust, die Innenräume zu nutzen. So viele historische große Gebäude haben wir in Mücke nicht mehr. Vieles ist weg, leider (zeigt ein altes Bild vom früheren Mücker Postgebäude, ein stolzer Backsteinbau, heute ein nüchterner Flachbau).

Das Interesse an Bauplätzen ist groß?

Unsere Baugebiete gehen gut voran, etwa in Flensungen und Groß-Eichen, auch in Sellnrod und Atzenhain wollen wir das voranbringen, sodass wir die nächsten Jahre gut versorgt sein werden und Angebote an Bauwillige machen können. Zudem haben wir erfreulicherweise einen echten Run auf Leerstände, auch im innerdörflichen Bereich. Selbst eine alte Scheune in Wettsaasen ist neulich weggegangen. Corona kann hierbei eine Rolle spielen, aber sicher ist auch der Preisschock im Rhein-Main-Gebiet für die rege Immobiliennachfrage in Mücke verantwortlich. Wir hoffen nun auf die Regionalplanung, dass sie uns auch für weitere Ortschaften neues Bauland und Gewerbestandorte bringt. Da müssen wir rechtzeitig den Fuß in der Tür haben.

Neue Baugebiete wecken meist auch den Bedarf nach Kindergartenplätzen.

Da haben wir ein klares politisches Signal zum Ausbau gesetzt und erweitern derzeit unsere Standorte in Merlau und Groß-Eichen. Die Eltern warten darauf und der Bedarf wächst seit einigen Jahren. So müssen wir die Situation in Nieder-Ohmen angehen, unserer größten Ortschaft mit den meisten Kindern in Mücke. Eine Erweiterung der Räume oder des Außengeländes am jetzigen Standort in Nieder-Ohmen ist nicht möglich. Wir müssen dringend nach einer Lösung suchen. Zunächst überlegen wir, ob wir für die über Dreijährigen zusätzlich zu den bestehenden Gruppen eine Waldgruppe einrichten. Dort, wo es bereits eine gibt, am Flensunger Hof, sind alle sehr zufrieden damit. Und wir haben dort kaum krankheitsbedingte Ausfälle! Die Eltern nehmen sogar ein bisschen Matsch im Auto gern in Kauf.

Natur und Pflanzen sind ein Steckenpferd von Ihnen, schließlich waren Sie früher Förster.

Wir müssen dem Natur- und Artenschutz dringend eine höhere Bedeutung zukommen lassen. Renaturierung des Seenbaches, unser Gartenwettbewerb, die Bepflanzung der Gemeindeverwaltung mit insektenfreundlichen Stauden oder die Ausgabe von Blühsamen sind Beispiele unseres Engagements, zudem wollen wir bald einmal zwei Verkehrsinseln in Nieder-Ohmen in dieser Hinsicht gestalten und mit Sukkulenten bepflanzen. Ich habe schon Hauswurz eingekauft! Wenn man eine Verkehrsinsel bepflanzt, kann das ein wertvoller Lebensraum für Insekten sein. Nur die Hauptverkehrsstraßen kommen nicht infrage, dort würden die heranfliegenden Insekten gleich wieder den Unfalltod sterben. Beim Programm »Zukunft Innenstadt« haben die Teilnehmer zusätzlich jeweils eine Hainbuche bekommen. Ob es sinnvoll ist, die Hainbuchen einzeln auszufahren in die Gemeinden, darüber lässt sich streiten. Aber wir pflanzen sie natürlich an einem schönen Platz ein!

Trockenheit, Wasserknappheit sind derzeit Themen.

Wir müssen uns Gedanken machen, wir haben nach Alsfeld im Vogelsbergkreis die höchste Menge an jährlichen Verlusten in unserem Wasserleitungsnetz. Jährlich gehen so rund 136 000 Kubikmeter Wasser verloren und wir wissen nicht genau, wo. Das System ist marode, viele Jahrzehnte wurde gespart. Die Erneuerung ist eine Generationenaufgabe. Wir können uns aber nicht hinstellen und den Wasserexport nach Frankfurt kritisieren und haben selbst solch hohe Verluste in unserem Netz. Aber wir sind dran und haben aktuell die Versorgungsleitung nach Nieder-Ohmen vollständig erneuert - ein erster wichtiger Schritt.

Nicht wenig kostet auch das Aquariohm.

Wir schießen hier dieses Jahr 350 000 Euro zu, aber das geht sukzessive zurück. Das Bad ist ein Aushängeschild für die Gemeinde und hat Außenwirkung weit über Mücke hinaus.

Bei Ihnen steht die Frage an, ob Sie im kommenden Jahr bei der Wahl für eine zweite Amtszeit antreten.

Ja, ich trete wieder an. Das habe ich bisher, wenn man mich gefragt hat, schon so mitgeteilt. Es macht Spaß, läuft gut und ich fühle mich mit 59 noch fit für eine weitere Amtsperiode. Landesbeamte müssen sogar bis 67 arbeiten. Zudem sind wir aktuell fachlich wie politisch in einem sehr guten Fahrwasser. Und meine Parteiunabhängigkeit sehe ich im Amt als großen Vorteil an. Auch so kann man gut vernetzt sein und als Unabhängiger gute Kontakte haben. Darüber hinaus läuft es politisch gut, die Sitzungen der gemeindlichen Gremien erlebe ich als sehr konstruktiv und zielführend.

Schon seit einiger Zeit wird eine Tagespflege als nötig angesehen, wie weit ist das gediehen?

Eine Planung im Industriegebiet Nieder-Ohmen hat sich zerschlagen. Aber wir haben noch zwei Eisen im Feuer. So gibt es den Vorschlag, einen kleineren Teil des Falkenhorst-Komplexes umzubauen. Noch ist nicht klar, ob der Investor dafür die erforderliche Unterstützung und auch das Kapital bekommt. Darüber hinaus haben die Johanniter (betreiben in Nieder-Ohmen bereits die Rettungswache) die Idee präsentiert, hinter dem Gebäude der Rettungswache eine Tagesbetreuung einzurichten. Also, noch besteht Hoffnung!

Zuletzt haben Gemeindevertreter kritisiert, der Haushalt werde zu spät eingebracht.

Wir werden ihn am 7. Dezember für das Jahr 2023 vorlegen, der Zeitplan steht. Trotzdem gebe ich zu bedenken, selbst wenn wir frühzeitig in die Beratungen starten, können wir sicher nicht im Januar damit starten. Denn die Genehmigung des Kreises kann dauern.

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Nicht nur das Baugebiet Wallenbach in Nieder-Ohmen ist gefragt, die Gemeinde Nümcke will noch weitere Gebiete ausweisen, um die Nachfrage erfüllen zu können. © Kerstin Schneider

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