1. Gießener Allgemeine
  2. Vogelsbergkreis
  3. Kirtorf

Viele helfende Hände

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

su-lehrbach_130522_4c
Vor sechs Jahren ist das Projekt »Umbau/Modernisierung des Dorfgemeinschaftshauses« in Lehrbach gestartet, nun ist es endlich abgeschlossen. © Karl Balser

Kirtorf-Lehrbach (lb). Bürgerversammlung in Lehrbach: Zum Auftakt ein detaillierter Einblick in die Haushaltslage und geplante Investitionen der Stadt. Als Zwischengang ein reger Austausch über lokal sicht- und spürbare Aufreger zum Thema »gefährlicher und kaputter Fahrradweg durch den Bau der A 49« und dem dahinfristenden Ausbau des Glasfasernetzes durch die Firma Goetel.

Als Hauptteil die Einweihung des vor sechs Jahren gestarteten Projekts »Umbau/Modernisierung des Dorfgemeinschaftshauses« und zur Abrundung des vornehmlich erfreulichen Anlasses ein geselliger Ausklang mit Bratwurst und Hopfenkaltschale.

Genau in dieser Reihenfolge gestaltete sich am Dienstag die Bürgerversammlung im neuen alten Dorfgemeinschaftshaus des Kirtorfer Ortsteils Lehrbach. Ausführlich legte Bürgermeister Andreas Fey (parteilunabhängig) in Anwesenheit von Stadtverordnetenvorsteher Karl-Heinrich Laudon, Lehrbachs Ortsbeirat um Ortsvorsteher Sebastian Otto und etwa zwei Dutzend interessierter Bürger zunächst mit Daten, Fakten und Zahlen die Finanzlage seiner Stadt und der Gemeinde Lehrbach offen dar. Der Haushaltsausgleich konnte nicht erreicht werden. Die Zusammenfassung wies ein Defizit von 235 000 Euro auf. Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen seien bereits in der Umsetzung, machte der Rathauschef an verschiedenen Neu-Berechnungen deutlich - die Hebesätze der Grund- und Gewerbesteuer gehörten genauso dazu wie die Erhöhung der Hunde- und Vergnügungssteuer seit Jahresbeginn 2021 oder die Anhebung der Miete für Kirtorfer Dorfgemeinschaftshäuser für nicht ansässige Interessenten aus dem Umland. Unter Berücksichtigung einer Gemeinwohl-Ökonomie erfolge nunmehr die Optimierung des Verwaltungshandelns hinsichtlich der Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Rechtmäßigkeit. Zudem strebe Kirtorf für seine Zukunftsentwicklung an, sich als Klimakommune zur »nachhaltigen Kommune« zu etablieren.

Mittels einer Auflistung über in diesem Jahr noch anstehende Investitionen in Kirtorf kündigte Fey für Lehrbach noch den Anbau eines Feuerwehrgerätehauses im Bereich des DGH an - allerdings als Leichtbauhalle mit Zweifachstellplatz in Kostenhöhe von rund 10 000 Euro. Und für das Ortsbudget zur Dorfverschönerung stelle die Stadt für den 271-Seelen-Ort Geldmittel in Höhe von 774 Euro für den Bereich Friedhof sowie 860 Euro für das Aufhübschen des Ortes bereit.

Nach dem reichlich gefüllten Informationsfluss schienen einige Lehrbacher keineswegs glücklich mit den Zustand ihres jetzigen Radweges Richtung Niederklein, der gegenwärtig angesichts der Großbaustelle A 49 nicht zumut- oder verantwortbar sei. Es gebe keine vernünftige Alternative, machten die Herrschaften deutlich - verbunden mit dem Wunsch, die Stadt möge in dieser Angelegenheit dranbleiben.

Unmut über Raser im Ort

Selbiges Verlangen traf zudem zum Breitbandausbau der Glasfaserleitung für schnelleres Internet vonseiten der Firma Goetel zu. Die Vertriebsquoten wurden in der Stadt erreicht, die Tiefbauarbeiten seien gestartet, überall in den Ortsteilen seien Löcher. »Und das war’s. Seither passiert nichts mehr, und ein Ende der Lage ist nicht in Sicht«, ließen Anwesende ihrem Unmut freien Lauf. Bürgermeister Fey und Ortsvorsteher Otto versicherten, in beiden Problemfällen am Ball zu bleiben, wenn auch Verantwortliche und direkte Ansprechpartner der beteiligten Firmen mittlerweile sehr schwer ausfindig zu machen seien.

Zum dritten Punkt in Sachen Aussprache wurde schließlich das Fahrverhalten selbsternannter Rennfahrer auf der B 62. Mit rasantem Tempo würde neuerdings der Ort Lehrbach ständig durchfahren, obgleich innerorts doch nur höchsten 50 Kilometer pro Stunde rlaubt seien. »Wie viele Kinder müssen erst umgefahren werden, bevor etwas geschieht? Wir hätten gerne regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen oder feste Blitzer an den Ortseingängen«, meldeten sich besorgte Anwohner der Durchfahrtstrecke zu Wort.

Nach einer kleinen Verschnaufpause zum Sackenlassen der »schweren Kost« und Eintreffen vom Ersten Stadtrat Dieter Wößner, von Architekt Herbod Gans und Ehrenbürgermeister Ulrich Künz, knüpften Stadtverordnetenvorsteher Laudon, der amtierende Rathauschef Fey und Ortsvorsteher Otto ein durchaus erfreuliches Ereignis an - die Einweihung des langjährigen DGH Umbaus und der Modernisierung an gleicher Stelle.

»Ein Prost auf das neue DGH hier in Lehrbach«, erhob das städtische Oberhaupt Andreas Fey das fiktive Glas, nachdem er die Baumaßnahme noch einmal in groben Zügen Revue passieren ließ von den Anfängen im Rahmen des IKEK-Dorfentwicklungsprogramms (Integriertes kommunales Entwicklungskonzept) im Jahr 2016 unter seinem Vorgänger Künz. Viele Eingebungen seien in die Arbeiten geflossen. Oftmals habe der Ortsvorsteher freiwillige Helfer aktivieren können und auch der Bauhof habe außerordentlich tolle Leistungen erbracht, um letztlich viel Geld einzusparen. »Gemeinsam habt ihr das DGH aufgebaut, gemeinsam sollt ihr es auch nutzen«, würdigte Fey das unbezahlbare Engagement der fleißigen (Hand-)Werker.

»Nachdem die Gelder gesichert waren, war es dennoch eine lange Phase, bis es wirklich losging«, blickte im Anschluss Architekt Gans auf jene Baustelle zurück, in der vier wesentliche Schritte zum Tragen kamen. Den Anfang machte der Gedanken der energetischen Sanierung durch neue Fenster und Türen. In diesem Zuge wurde auch ein barrierefreier Zugang zum Gebäude bedacht. Daran angeschlossen wurde die Sanierung der Toilettenanlage ebenfalls zukunftsfähig auf Barrierefreiheit ausgelegt, sodass einerseits Raumkapazitäten wegfielen, andererseits aber durch einen Kalthaus-Anbau ausgeglichen wurden. Schließlich stand im Inneren des Gebäudes noch die Umgestaltung der gesamten Thekenanlage auf dem Programm.

»Wenn ich meinen Unterlagen Glauben schenken darf, dann gab es das erste Mal am 8. April 2015 einen Tagespunkt »DGH Umbau/Modernisierung« bei einer Ortsbeiratssitzung. Das ist nun wirklich schon ein paar Tage her. Seitdem begleitet es uns tatsächlich bis heute«, übernahm zu guter Letzt Sebastian Otto das Wort zur Nachlese.

Bis damals alle notwendigen Überlegungen über Fenster und Türen, über die Beseitigung von Schwellen und Stufen, über Wände verschieben und Anbauen gelistet waren, stand ein Bauvolumen von über 100 000 Euro auf dem Lehrbacher Wunschzettel. Kompromisse mussten eingegangen werden, ein Konsens wurde gefunden. Dank vieler freiwilliger Helfer und Unterstützer - etwa drei Dutzend an der Zahl, die sich in ihrer Freizeit mit einem Aufkommen von 150 selbstlos geleisteten Arbeitsstunden überaus aktiv eingebracht hatten - konnte das Gebäude letztlich so entwickelt werden, wie es sich heute den Lehrbachern und ihren Gästen präsentiert.

Auch interessant

Kommentare