1. Gießener Allgemeine
  2. Vogelsbergkreis
  3. Kirtorf

Leben ins Zentrum bringen

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Joachim Legatis

Kommentare

k_med3_030821_4c
Zum Spaten für das Medzentrum Kirtorf griffen Kanzleramtsminister Prof. Dr. Helge Braun (2. v. li.), Staatsminister Axel Wintermeyer (3. v. li.), Vertreter der Bauherren, Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak (5. v. li.), rechts Arzt Michael Buff, Zahnarzt Steffen Kaubrügge, Architektin Gesine Schmidt. © Joachim Legatis

Kirtorf (jol). Da griff auch der Kanzleramtsminister gern zum Spaten. Im Schulterschluss mit Staatsminister Axel Wintermeyer, Ärzten, Politikern und Investoren packte Helge Braun zum Baustart des Medzentrums »Kirtorfer Höfe« gerne mit an.

Nach viereinhalb Jahren der Planungen und Verhandlungen entstehen Räume für eine Hausarzt-Gemeinschaftspraxis, einen Zahnarzt und einen Hals-Nasen-Ohren-Spezialisten. Apotheke, Hörgeräteakustiker, Physiotherapeut, ein Café und ein Co-Working-Bereich sowie Wohnungen sollen für eine Belebung der Innenstadt sorgen. Das Ganze ist ein Pilotprojekt zur Entwicklung von Ortszentren im ländlichen Raum und genießt hohe Förderung des Landes.

Besuchermagnet

Dabei arbeiten Stadt Kirtorf und eine private Projektgesellschaft eng zusammen. Die Gesellschaft baut zwei Gebäude für das Medzentrum im hinteren Bereich des Grundstücks an der Neustädter Straße. Für Helge Braun ist das ganze Vorhaben »ein wichtiger Beitrag, die Lebensverhältnisse im ländlichen Raum zu verbessern«.

Dort lebt mehr als die Hälfte der Deutschen, teilweise bei höherer Lebensqualität als im Ballungsraum. Dabei sei die medizinische Versorgung ein großes Thema, so Braun.

Eine Gemeinschaftspraxis wie in Kirtorf sei ein Anziehungspunkt für Menschen aus der Umgebung, die dann auch im Ort einkaufen gehen.

Das unterstützte Axel Wintermeyer, der beim Land auch Demografie-Beauftragter ist. »Das Medzentrum wird ein Magnet für die Bevölkerung« und den Ortskern beleben«. Die Kirtorfer Höfe seien ein Leuchtturmprojekt für das Land. »Denn Städte sterben von der Mitte her.« Da brauche es auch engagierte Bürger, um etwas für die Kommunen im ländlichen Raum zu erreichen.

Daran knüpfte 1. Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak an und warb für Projekte, die den Ortskern attraktiv machen. Dazu gehört eine gute ärztliche Versorgung, die sich in Corona-Zeiten bewährt hat.

Das Lob der Politiker galt Karsten Jost, der als Geschäftsführer der Projektgesellschaft auch die treibende Kraft hinter dem Vorhaben ist. Allerdings waren viereinhalb Jahre voller Fortschritte und Verzögerungen nötig, bis man nun zum Baubeginn schreiten konnte. Neben dem neuen Medzentrum wird auch die Front zur Neustädter Straße hin komplett erneuert. Jost weiter: »Es ist schön, dass sich die alten Fachwerkhäuser wieder mit Leben füllen«.

Effektive Praxen

Bürgermeister Andreas Fey sieht die neue Ortsmitte als eine Möglichkeit, junge Familien anzuziehen. Ohne die Landesförderung von 1,9 Millionen Euro wäre ein solches Großprojekt für eine kleine Kommune aber nicht zu stemmen. Die Planungen waren allerdings so komplex, dass die Kommunen auch da Unterstützung benötigt hätte. Stadtverordnetenvorsteher Karl-Heinrich Laudon sagte, das Projekt sei Teil des Dorferneuerungsprogramms IKEK.

Alexander Bechtler, Sprecher des Medzentrum-Netzwerks, erinnerte an den Hintergrund für ein solches Ärztezentrum. Die Ärzte könnten immer weniger Arbeitszeit für eine älter werdende Bevölkerung aufwenden. Deshalb seien effektive Strukturen in Gemeinschaftspraxen gefragt. »Der Arzt in Anstellung wird von der Ausnahme zur Regel.« Ein Medzentrum sei auch attraktiv für Investoren. Ulrich Künz hatte das Projekt in seiner Amtszeit als Bürgermeister angeschoben. Die hohe Fördersumme zeige, dass die Unterstützung des ländlichen Raums in Bund und Land einen besonderen Stellenwert genieße.

Am Rande des Spatenstichs protestierten einige Bürger gegen den Bau der Autobahn 49.

k_med5_030821_4c
Am Rande des Spatenstichs protestieren einige Menschen gegen den Bau der A 49. © Joachim Legatis

Auch interessant

Kommentare