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Jungen Menschen Mut geben

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In der besonderen Atmosphäre des Kirchenstumpf beten Gäste und Pfarrer am Ende des Gottesdienstes gemeinsam. © Red

Kirtorf (pm). Die Intercity-Meetings der Rotary Clubs gehören stets auf den Jahreskalender: Austausch, Begegnung und Vernetzung haben einen hohen Stellenwert. Auch der Rotary Club Alsfeld/Hessen lädt regelmäßig dazu andere Service-Clubs ein, die sich das Wohl der Allgemeinheit, den Schutz von Werten, Toleranz und Völkerverständigung auf die Fahnen geschrieben haben.

Beim jüngsten Intercity Meeting freute sich Präsident Otfried Heineck über Gäste des Lions Clubs Lauterbach-Alsfeld, der Soroptimistinnen Lauterbach sowie der Rotary Clubs Höxter, Stadtallendorf, Schwalmstadt und Wetter. Man traf sich an einem besonderen Ort, dem Kirchenstumpf der Wüstung Folkertshain nahe Kirtorf. Dort ragt ein Mauerstück der verfallenen Kirche mitten im Wald aus dem Boden. Das bildete eine außergewöhnliche Kulisse für einen Gottesdienst mit Pfarrerin Katja Dörge und den Pfarrern Henner Eurich sowie Frank Hammel.

Sie richteten das Augenmerk auf das Hauptanliegen des Tages: die Situation von Kindern und Jugendlichen in und nach der Pandemie. Mit viel Schwung lud Eurich zum Mitsingen ein. Gänsehaut machte sich breit, als alle gemeinsam das Lied »Wind of Change« in der Ruine sangen - es waren starke Momente und Eindrücke, die da entstanden, humoristisch gewürzt mit pointierten Auszügen aus Eurichs KirchenKabarett. »Not - und man darf das ruhig beim Namen nennen - ist ein brennendes Thema für Kinder und Jugendliche«, rückte Hammel dieses Anliegen in den Fokus. »Doch wir können hier etwas Positives daraus machen: Eine Zukunftswerkstatt.«

Pandemie bringt mehr Einsamkeit

Was genau Kinder und Jugendliche bewegt, schilderte Pfarrerin Dörge. Sie ist Religionslehrerin und Schulseelsorgerin an der Albert-Schweitzer-Schule sowie Mitglied im Team der Schulsozialarbeit. Dadurch ist sie Ansprechpartnerin der Schülerinnen und Schüler bei Problemen, die oft außerhalb der Schule liegen. Sie sprach von Pandemiesorgen wie kein gutes Internet auf den Dörfern, keine ausreichende technische Ausstattung und wenig digitale Konzepte an Schulen.

Dazu kommen die Einsamkeit, die die Kinder und Jugendliche in der Pandemie erleiden mussten, wenig Gesprächsmöglichkeiten, der Verlust von Nähe, schulisches und soziales Unter-dem-Radar-fliegen. »Diese Erfahrungen haben ganz klar gezeigt, dass Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche, Nähe und Kontakt brauchen. Sie müssen wahrgenommen werden, gerade sie, die sich Fragen wie die nach ihrer Identität stellen, brauchen persönliche Gespräche.«

Bei vielen Kindern und Jugendlichen habe die Pandemie Sorgen, Ängste und psychische Probleme verstärkt. »Und nun, wo das Ende der Pandemie vielleicht abzusehen ist, kommt der Krieg.« Es gebe also viel zu tun, um Kindern und Jugendlichen aus ihren Nöten zu helfen. Aufbauen könne man auf das, was bleibt: das Wir.

Einen Plan, um Kindern und Jugendlichen wieder Hoffnung und Kraft zu geben, präsentierten Rotarier Dr. Peter Ebke und Pfarrer Hammel. Für Kirtorf, Antrifttal und Billertshauen planen sie mit Gemeindepädagogen aus dem Evangelischen Dekanat den Start der »Zukunftswerkstatt«. Da sollen Jugendliche ihre Anliegen vortragen und über Ängste, auch im Bezug auf den Klimawandel, sprechen können. Und sie sollen Lösungsansätze erarbeiten, einen Tag in lockerer Gemeinschaft erleben, es schön haben. »Wir wollen von den Jugendlichen wissen, was sie jetzt brauchen und daraus gemeinsame, zukunftswirksame Projekte entwickeln.«

Um Unterstützung warb auch Otfried Heineck. Seinem Club ist die »Zukunftswerkstatt« für die Region eine Herzensangelegenheit.

Nach diesem Impuls wurde eine kleine Lichtung zur Theaterbühne. Unter Leitung des Heimatforschers Karl Wilhelm Becker drehte eine kleine Gruppe Schauspieler die Zeit um 1000 Jahre zurück. Sie zeigten ein Theaterstück, das humorvoll darstellte, wie es gewesen sein könnte, als vor 600 Jahren die Menschen das Dorf Folkertshain aufgaben, um dem Ruf von Sicherheit und Wohlstand der Grafen von Lehrbach zu folgen. Mit witzigen Anachronismen und einem Kuhfuhrwerk, auf dem die Auswandererinnen den Weg nach Lehrbach antraten, begeisterten Becker und Regieassistentin Yvonne Liewald ihr Publikum.

Im Verlauf des Nachmittags konnten sich die Gäste des Intercity-Meetings im Bogenschießen üben. Maximilian Feyh von der Ohmtalschule in Homberg und ein weiterer Bogenschütze führten die Interessierten in die Künste ein.

Am Ende war Präsident Heineck sehr zufrieden und blickt hoffnungsvoll auf einen guten Start für die Zukunftswerkstatt. »Wir sind eine Gemeinschaft, die in der Lage ist, Gutes zu tun. Wir sollten Kindern und Jugendlichen Mut und Hoffnung geben.«

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