Jetzt der Film zum Wirbel um Ella

Tumulte im Gerichtssaal, Proteste vor der Tür. Das Gerichtsverfahren in Alsfeld gegen Baumbesetzerin »Ella« aus dem Dannenröder Wald erhitzte die Gemüter. Bald wird der Fall beim Landgericht Gießen neu aufgerollt, ein Termin steht noch nicht fest. Die Ella-Unterstützer lassen unterdessen nicht locker. Mit einem Film wollen sie den vermeintlichen »Justizskandal« aufdecken.
Ein angemessenes Urteil, weil zwei Menschen hätten zu Tode kommen können, meinten einige nach dem Prozess. »Ein Justizskandal,« sagen dagegen die Unterstützer der Aktivistin »Ella«, die für Fußtritte gegen zwei Polizeibeamte zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt worden war. Nach dem Urteil des Amtsgerichts Alsfeld hatten sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung Berufung gegen die Entscheidung eingelegt.
Das Urteil vom Juni dieses Jahres führte im Anschluss zu Protesten, die immer noch anhalten. Am kommenden Freitag, 1. Oktober, soll die nächste »Solidaritäts-Demo« für Ella vor der Justizvollzugsanstalt Preugesheim in Frankfurt stattfinden.
Aus Sicht der Autobahngegnner steht das Strafmaß »in keinem Verhältnis zu den Vorwürfen und es zeige, »dass es politischer Wille ist, Klimaschützer mit drakonischen Strafen einzuschüchtern«. Es sei zu hoffen, dass das Urteil bei der Revision aufgehoben und »Ella«, die nach wie vor ihre Identität nicht preisgibt, unter anderem »aufgrund der widersprüchlichen Zeugenaussagen freigelassen wird«. Bald wird das Landgericht Gießen erneut über den Fall verhandeln, ein Termin steht laut Gericht noch nicht fest. Es bestehe die Hoffnung, »dass die nächste juristische Instanz zu einem fundierteren und ausgewogenerem Urteil kommen wird«, heißt es aus der Projektwerkstatt Saasen, deren Sprecher Jörg Bergstedt beim Prozess als Berater von Verteidiger Tronje Döhmer fungierte.
Schon damals erhoben Bergstedt und andere Aktivisten massive Vorwürfe gegen Polizei und Justiz. Mit einem Dokumentarfilm, der am Freitag im ganzen Land uraufgeführt werde, wollen die Unterstützer nach eigenen Worten »die Vorwürfe gegen die junge Frau widerlegen«. Der Film belege, »dass und wie Beamte im Zeugenstand logen und wie die Staatsanwaltschaft ihre Klage auf Fälschungen aufbaute«.
Dafür stellten Aktivisten die Räumungssituation, wie sie im vergangenen November in Dannenrod im Wald abgelaufen sein soll, in einem Park in Wiesbaden nach. Sie werteten Dokumente und Videos aus, unter anderem Polizeiaufnahmen, »die im Gerichtsprozess gezeigt, aber nicht beachtet wurden«.
Bundesweit in vielen Kinosälen
Die Beweise, »dass Anklage, Haftgründe, das erstinstanzliche Urteil, die Aussagen der beteiligten SEK-Beamten und die gesamte Beschuldigungsstory unwahr sind«, wirkten erdrückend, meinen die Autobahngegner. »Der Film muss zur Freilassung von Ella führen und zu Ermittlungen wegen Falschaussagen, Freiheitsberaubung, Rechtsbeugung und Verfolgung Unschuldiger«, heißt es aus dem Kreis derer, die das Material für den Film zusammengetragen und die Filmentwürfe beraten haben. Für die Uraufführung wählten die Unterstützer den 1. Oktober, »da sich an diesem Freitag der Beginn der Räumung und Rodung auf der besetzten A49-Trasse jährt«.
Der Film soll bundesweit in vielen (Kino-)Sälen und draußen gezeigt werden - mit über 40 angemeldeten Veranstaltungsorten. Open air finde unter anderem eine Vorführung um 18 Uhr an der JVA Frankfurt-Preungesheim statt, am Dannenröder Wald um 19 Uhr und um 20 Uhr vor dem Landgericht Gießen, wo die Berufungsverhandlung stattfinden soll.
Die Dokumentation beginnt mit Passagen über die politische Einordnung (Protest gegen A49, Form der Auseinandersetzung/Räumung). Dann wollen die Filmemacher anhand von Ausschnitten der öffentlichen Nachstellung und den Originalvideos »Nachweise bringen, dass die Darstellungen der Anklage falsch waren«. Es sei darum gegangen, andere Menschen von ähnlichen Aktionen abzuschrecken, kritisiert einer der Filmautoren. Der Film endet mit dem Aufruf, Ella sofort freizulassen »und den Skandal aufzuklären«. Wie das Landgericht Gießen die Sache sieht, wird sich in der Berufungsverhandlung zeigen.