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Immer mehr Schüler lernen digital

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Von: Joachim Legatis

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Mathelehrer Marco Künz sieht Vorzüge im digitalen Unterricht. © Joachim Legatis

Über Jahre hinweg war eine Kernforderung an die Schulen, endlich den Anschluss an das digitale Zeitalter zu vollziehen. Das ist nun geschehen, auch durch den forcierten Fernunterricht in Corona-Zeiten. Lehrer und Schüler in Homberg und Mücke sind begeistert vom Unterricht via iPad und Display.

Corona hat noch einmal Druck unter dem Kessel gemacht: Die lange angemahnte Digitalisierung der Schulen kommt in großen Schritten voran. Das zeigt sich in den Gesamtschulen Homberg und Mücke, wo bereits der überwiegende Teil der Schülerinnen und Schüler mit iPads, der Plattform IServ und den entsprechenden Programmen arbeitet. Die Jugendlichen freut es, dass die Schultasche von schweren Büchern entlastet wird. Die Lehrkräfte stellen den Unterricht um auf mehr interaktive Inhalte. Allerdings gibt es auch Kritik an den zusätzlichen Aufgaben, die von den Pädagogen nebenher erledigt werden sollen.

Beim Besuch im Klassenzimmer der 8Ga an der Homberger Ohmtalschule sind die Schülerinnen und Schüler mit gespannter Aufmerksamkeit dabei, als Mathelehrer Marco Künz zum Aufwärmen eine Runde Kahoot spielt. Das ist ein Quiz, das für fast alle Fächer spielerisch Aufgaben bereitstellt. Die Jugendlichen haben 20 Sekunden Zeit, die richtige Lösung zum Thema binomische Formeln anzuklicken. An der digitalen Tafel wird dann angezeigt, dass um die 80 Prozent die richtige Antwort gewählt haben.

Im Deutschunterricht von Karin Fei können die Gruppenaufgaben leichter gelöst werden, indem Texte von einem an einen anderen Schüler geschickt werden. »Wir brauchen keine Papierkopien mehr«, freut sich Fei. Im Unterricht stehen die Lehrer nun mit dem Gesicht zur Klasse, nur das Tablet vor sich. Früher mussten sie sich oft abwenden, um etwas an die Tafel zu schreiben.

Das digitale Arbeiten hat seine Bewährungsprobe in Pandemiezeiten bestanden. »Es war ein Segen, dass wir beim Distanzunterricht über IServ arbeiten konnten«, erläutert Künz zum Einsatz der Plattform. In Landkreisen, die digital nicht so weit waren, haben Lehrer Aufgaben kopiert und die Zettel den Schülern nach Hause gebracht.

Möglich wurde das moderne Arbeiten durch die Digitaloffensive des Kreises in den letzten Jahren (die Allgemeine berichtete). Nun haben die Schulen einen Glasfaseranschluss und WLAN in allen Räumen. Über die Plattform IServ können die Aufgaben an die Jugendlichen verschickt und Ergebnisse zurückgemeldet werden.

Die Schülerinnen und Schüler empfinden die iPads als Erleichterung im wörtlichen Sinne. So meint eine Achtklässlerin, »es wäre cool, wenn alle Bücher auf den iPads wären, dann könnte man die zu Hause lassen«. Aktuell behilft man sich mit eingescannten Seiten aus den Büchern. Die Verhandlungen mit den Schulbuchverlagen laufen noch.

Die neue Technik bietet weitere Vorteile, wie Florian Albert, iPad-Beauftragter der Gesamtschule Mücke, sagt. Da können Quellen verlinkt werden, was eine Recherche von Hintergründen im Internet ermöglicht. Man kann Lernvideos erstellen und anschauen, Termine strukturieren, virtuelle Experimente durchführen und von zu Hause aus an Treffen teilnehmen.

In der Mücker Gesamtschule arbeiten inzwischen fast alle Klassen mit den Tablets, nur die Eingangsstufen 5 und 6 werden analog betreut. Für Schulleiterin Esther Becker ist das auch eine pädagogische Frage, denn in den Eingangsklassen geht es auch darum, das Schreiben zu üben. Da sind Stift und Papier die besseren Medien. In den höheren Klassen können die Jugendlichen mit einem Pen direkt auf der Tabletoberfläche schreiben. Im Geschichtsunterricht der Klasse 9H kommt eine App zum Einsatz, die eine Fülle an Informationen zum Nationalsozialismus bereithält. Da können die Jugendlichen ein vierwöchiges Projekt in ihrem eigenen Tempo umsetzen. Wichtig findet Becker die Möglichkeit, Zeitzeugen per App gleichsam in einen virtuellen Raum zu setzen. Da berichtet beispielsweise ein Mann über seine Erlebnisse als 18-Jähriger, der 1944 in der letzten Offensive der Reichswehr an die Westfront in den Ardennen gegen eine überlegene Armee der Alliierten geschickt wurde.

Gelungen sind auch Arbeitsmaterialien im Biologie-Unterricht. So kann das Skelett eines Menschen in alle Richtungen gedreht werden, um die Knochen besser zu erkennen. »Damit kann man gut ein Thema anschaulich machen«, sagt Becker.

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In der 8Ga und weiteren Klassen der Gesamtschule Mücke ist das iPad normales Unterrichtsmittel. © Joachim Legatis

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